Angesichts der kommunalen Pflichtaufgaben: Haben Sie Sorge, dass Mühlhausen-Ehingen sich kaputtsparen muss?
Sorgen, Ängste und Bedenken sind generell schlechte Ratgeber. Aber in der Tat sind die Zeiten geopolitisch und wirtschaftlich sehr unruhig, die Umsätze und Einnahmen können nicht mehr so wie in den 2010er-Jahren von der Wirtschaft wie von der öffentlichen Hand generiert werden. Da war gut beraten, wer in dieser Zeit die Mittel mit Augenmaß eingesetzt hat, und nun noch Mittel hat, um investieren zu können. Dies haben mein Vorgänger Hans-Peter Lehmann bis zu seinem Ausscheiden 2021 und seither ich mit den jeweiligen Gemeinderäten beherzigt. Insofern müssen wir uns nicht kaputtsparen.
Im September legt der neue Gemeinderat mit seiner Arbeit los. Welche drei Projekte stehen jetzt auf der Agenda?
Der Ausbau der Ortsdurchfahrt in Mühlhausen geht in den Endspurt, der Verkehr kann im Laufe des Septembers nach zweieinhalb Jahren Bauzeit wieder freigegeben werden. Die prognostizieren Baukosten sind 5,5 Millionen Euro, wovon 3,3 Millionen auf die Gemeinde entfallen. Die Gemeinde darf noch einen Landeszuschuss von rund 1,5 Millionen Euro in Anspruch nehmen.
Der Ausbau im ersten Obergeschoss des katholischen Kindergartens St. Ursula ist vom Träger geplant und steht ab Herbst zur Umsetzung an. Das Wohnbauprojekt „Am Alten Sportplatz“ eines Investors geht ebenfalls dem Ende zu. 2025 wird dort die Straße saniert und ausgebaut. Somit bekommt dieser zentralörtliche Bereich ein ansprechendes, neues Gesicht. In beiden Ortsteilen steht der barrierefreie Umbau von drei Bushaltestellen an.
Welche Pflichtaufgaben stehen für den neuen Gemeinderat an? Bleibt noch Raum für Wunschprojekte?
Jüngst wurde vom Gemeinderat aufgrund des Starkregenereignis vom 8. Juli 2021 eine Starkregenschutzkonzeption mit 23 Maßnahmen beschlossen. Erstmaßnahmen im mittleren sechsstelligen Bereich wurden im Vorgriff hierzu umgesetzt und hatten bei den stärkeren Regenfällen im Frühsommer positive Wirkung erzielt. Eine Hochwasserschutzkonzeption besteht seit 2018, die in Teilen bereits umgesetzt ist. Wir sehen hier eine besondere politische Verantwortung. Die Gemeinde muss erste planerische Schritte zur Umsetzung des Ganztagsanspruchs im Grundschulbereich ab 2026 ins Auge fassen.
2025 sollen erste Planungen zur Entwicklung des Hirschenareals in Ehingen auch in Abstimmung mit der Bevölkerung erfolgen. Die Gemeinde denkt entsprechend dem womöglich steigenden Platzbedarf an einen weiteren Ausbau des kommunalen Kindergartens St. Martin in Ehingen. Nicht vergessen darf man die permanenten und kostenintensiven Anstrengungen zur Flüchtlingsunterbringung.
Was Wunschprojekte angeht: Man kann auch mit wenig Mitteln schöne Dinge umsetzen, wie den Ausbau der Blühwiesen und Blühstreifen in beiden Ortsteilen oder der nachhaltige Erhalt des Feldwegenetzes, was dem Genuss unserer wunderbaren Landschaft entsprechend unserem Motto „Den Hegau vor der Tür“ sehr entgegenkommt.