Das Hoffen und Bangen auf dem Hottenlocher Hof geht weiter: Eigentlich wollten Daniela und Alexander Zulic bis Ende August 2,5 Millionen Euro aufbringen, um ihrem Verpächter den Hof abkaufen zu können. Doch Anfang September fehlen noch immer 1,7 Millionen Euro. Aufgeben will die Familie trotzdem nicht.
Im Gegenteil: Aufgrund der bisher zugesagten Privatdarlehen haben sich Daniela und Alexander Zulic dazu entschlossen, die Frist zu verlängern und weiter für den Hof zu kämpfen. Auf der Internetseite des Hofs ist der Stand vom 2. September festgehalten: Eine Gesamtdarlehenssumme von 793.000 Euro sei bereits zugesagt worden.
Bisherige Zusagen waren ermutigend
„Wir haben bis jetzt Darlehenszusagen von rund 800.000 Euro, das ist an der Gesamtsumme gemessen natürlich nur ein Achtungserfolg und noch lange nicht ausreichend. Wenn man aber bedenkt, dass wir in dieser Zeit kaum Gelegenheit hatten, proaktiv Darlehnsgeber einzuwerben, weil wir mit der Heu- und Getreideernte mehr als beschäftigt waren, ist das doch sehr ermutigend und in gewisser Weise auch verpflichtend. Offenbar gibt es doch viele Menschen, denen der Erhalt des Hottenlocher Hofes einiges Wert ist“, erklärt Daniela Zulic gegenüber dem SÜDKURIER.
Doch die Uhr tickt weiter für die Familie, denn spätestens bis Ende des Jahres müssen Sie den Hof verlassen, wenn es ihnen nicht gelingt, die Summe von 2,5 Millionen Euro aufzubringen. Bisher sind sie nämlich nur Pächter und bewirtschaften als solche den Hof seit mehr als 25 Jahren. Zuletzt konnte man sich mit dem Verpächter nicht mehr über eine weitere Verlängerung des Pachtverhältnisses einigen. Neue Hoffnung brachte vor wenigen Monaten dann plötzlich ein Kaufangebot von Seiten des Verpächters.
Gemeinnütziger Verein soll gegründet werden
Doch die Hürde ist hoch und die Familie sagt, sie ist auf Privatdarlehen angewiesen, um die Kaufsumme von 2,5 Millionen Euro zusammenzubekommen. Nun wollen die beiden möglichst vor dem Kauf einen Verein oder eine KG gründen, die dann statt der Familie als Privatpersonen Eigentümer des Hottenlocher Hofes werden kann. Die Familie will mit dem Geldsammeln fortfahren, „bis entweder wir die Mittel zusammen haben oder der Hof anderweitig verkauft ist“, sagt Daniela Zulic.
Erklärtes Ziel der Familie sei es, den Hottenlocher Hof dauerhaft für eine biologisch-dynamische Bewirtschaftung zu erhalten und den Bewirtschaftern eine solide und langfristige Perspektive zu bieten. „Es besteht ausdrücklich nicht die Absicht, den Hof langfristig im Privateigentum von Alexander Zulic zu belassen“, heißt es in einer Erklärung zum Darlehensvertrag, die sich, genau wie das Vertragsdokument selbst, auf der Internetseite des Hofs einsehen lässt.

Zahlungen werden nur fällig, wenn der Kauf gelingt
Dort ist auch erklärt, was passiert, wenn der Kauf nicht zustande kommen sollte: Die potenziellen Geldgeber, die einen Darlehensvertrag mit Familie Zulic schließen, müssen den Darlehnsbetrag erst zum Kaufdatum einbezahlen. Das soll voraussichtlich der 1. Januar 2025 sein. Die Einzahlung komme aber auch nur dann zustande, wenn die Familie auch wirklich den gesamten Kaufbetrag zusammenbekommt und die Kaufverhandlungen mit dem Verkäufer erfolgreich abgeschlossen werden können.
Grundsätzlich peile Familie Zulic für die einzelnen Privatdarlehen einen Mindestbetrag von 10.000 Euro an. Die Mindestlaufzeit solle sieben Jahre betragen, bei einer Kündigungsfrist von 24 Monaten. „Um den Kapitaldienst und somit die Pachtkosten für die Bewirtschafter in einem machbaren Rahmen zu halten, gehen wir von einer monetären Verzinsung von maximal 0,5 Prozent aus“, schreiben Daniela und Alexander Zulic.
Darlehen sind als Überbrückung gedacht
Sollte die Gründung eines gemeinnützigen Vereins, der als Hofeigentümer fungiert, noch vor dem Kauf glücken, werde nicht Alexander Zulic Darlehensnehmer, sondern der Verein. „Für die Darlehnsgeber wird sich dadurch an den Konditionen nichts ändern. Es ist dann allerdings möglich, auch größere Summen anzunehmen, da ein Verein nicht schenkungssteuerpflichtig ist“, erklärt Daniela Zulic.
Über den Verein oder die KG, die gegründet werden soll, könne dann auch die Tilgung, also die Rückzahlung der privaten Darlehen erfolgen. Dies solle mit den Darlehensgebern allerdings individuell verhandelt werden, erklärt Alexander Zulic auf Nachfrage des SÜDKURIER. „Die Privatdarlehen sind erstmal nur als Überbrückung gedacht, weil der Hofkauf schnell über die Bühne gehen muss. Auf längere Sicht hoffen wir, auch Partner wie die Bioboden-Genossenschaft ins Boot zu holen und dann die Privatdarlehen zurückzahlen zu können“, so Zulic.
Die Vereinsgründung hätte indes noch einen weiteren Vorteil. Laut Daniela Zulic wäre dann nämlich zu prüfen, ob nicht sogar „die Differenz zwischen den 0,5 Prozent Verzinsung, die wir anbieten können, und den momentan üblichen 5 bis 5,5 Prozent auf dem Kapitalmarkt dann als Spende gelten könnten und der Verein dafür dann eine Spendenbescheinigung ausstellen könnte.“
Die „eigentlichen Zinsen“, wie sie es formulieren, seien jedoch ohnehin immaterieller Natur: „die Sicherung fruchtbaren Bodens für gesunde biologisch-dynamische Lebensmittel, eine hohe ökologische und soziale Ernte, Engagement für eine lebenswerte Zukunft“, so Familie Zulic. Ob das gelingt, das müssen nun die kommenden Wochen und Monate zeigen. Daniela und Alexander Zulic wollen indes die Hoffnung nicht aufgeben, dass ihr Plan am Ende doch noch aufgeht.