Daniela und Alexander Zulic haben wieder Hoffnung. Eigentlich hätten sie den Hottenlocher Hof in Mühlingen, den sie seit mehr als 25 Jahren bewirtschaften, Ende des Jahres verlassen sollen. Vorausgegangen war ein jahrelanger Streit mit dem Verpächter. Im Mai wurde sogar bereits Abschied gefeiert. Doch nun gibt es einen Hoffnungsschimmer.
„Wir haben von unserem Verpächter das Angebot bekommen, den Hof zu kaufen“, berichtet Alexander Zulic. Das sind eigentlich gute Nachrichten für die Familie. Trotzdem hat sich die große Feierlaune noch nicht eingestellt, denn um den Hof kaufen zu können, benötigen sie 2,5 Millionen Euro. Und das möglichst schnell, denn der Hof steht inzwischen frei zum Verkauf und auch andere Interessenten könnten zuschlagen.
Andere Höfe sind zum Teil noch teurer
Noch vor wenigen Monaten hatte Familie Zulic Ausschau nach anderen Höfen gehalten, doch der einzige mit einer adäquaten Flächenausstattung, der damals zum Verkauf stand, war für 6,5 Millionen Euro ausgeschrieben, berichteten sie im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Nun den Hottenlocher Hof für 2,5 Millionen Euro zu kaufen, wäre aus ihrer Sicht die beste Option.
Einfach zur Bank gehen, das geht nicht
„Einfach auf die Bank gehen können wir aber nicht. Bei der derzeitigen Zinslage wäre ein entsprechendes Darlehen mit den Erträgen aus dem Hof nicht finanzierbar“, sagt Daniela Zulic. Noch kurz bevor die stressige Erntezeit auf dem Hof begann, meldeten sich die beiden bei verschiedenen Institutionen wie der Bio-Boden-Genossenschaft und der Edith-Maryon-Stiftung, die sich unter anderem für biologisch-dynamische Landwirtschaft einsetzen. „Die Rückmeldungen waren aber ernüchternd“, sagt Daniela Zulic.
In beiden Fällen hätten sie erfahren, dass es momentan zu viele Anfragen gebe und eine verbindliche Zusage nicht vor Ende des Jahres möglich wäre. Zu spät für Familie Zulic, denn bis dahin müssten sie schon den Hof verlassen haben. Deshalb soll der Kauf nun über Privatdarlehen finanziert werden. „Wir sind gerade dabei, alle unsere Verwandten und Freunde diesbezüglich anzusprechen“, berichtet Alexander Zulic. Auch auf der Internetseite des Hofs gibt es einen Hinweis auf die Kampagne.
Wie schwierig es ist, einen Bauernhof zu finanzieren, weiß auch Stephan Illi, Vorstand der Kulturland-Genossenschaft. Die Institution setzt sich dafür ein, jungen Betriebsübernehmern die notwendigen landwirtschaftlichen Flächen zur Verfügung stellen. „Ein Arbeitsplatz in der Landwirtschaft gehört zu den kapitalintensivsten Arbeitsplätzen. Zu den hohen Bodenpreisen kommen auch noch die teuren Gebäude und das Inventar, also zum Beispiel die notwendigen Maschinen dazu“, erklärt Illi und fügt hinzu: „Ohne einen Hof zu erben, ist es also fast unmöglich.“
Idyllische Lage
Kulturland-Genossenschaft kennt das Problem
Vielen Landwirten konnte die Kulturland-Genossenschaft schon helfen, sich eine Existenz aufzubauen. Auch im Falle einer Familie, die früher einmal gemeinsam mit Daniela und Alexander Zulic den Hottenlocher Hof bewirtschaftet hat, hat die Genossenschaft unterstützt, sich eine neue Existenz auf einem anderen Hof aufzubauen. Im Fall des Hottenlocher Hofs sei dies allerdings nicht so einfach möglich, wie Daniela Zulic erklärt, denn die Kulturland-Genossenschaft finanziere lediglich das Land, nicht aber die dazugehörigen Gebäude.
Das bestätigt auch Stephan Illi: „Für Gebäude, Tiere, Inventar braucht es dann entweder Eigenkapital plus Bankfinanzierung oder eben weitere Partner wie Baugenossenschaften, die die Gebäudefinanzierung ermöglichen.“
Viele Zusagen haben sie schon bekommen
So sieht Familie Zulic weiterhin die Finanzierung über Privatdarlehen als einzigen Weg für eine schnelle Lösung. Bisher gebe es laut Alexander und Daniela Zulic bereits Zusagen für rund 600.000 Euro. Bis das Ziel von 2,5 Millionen Euro erreicht ist, gibt es also noch einiges zu tun. Auch eine Spendenkampagne ziehen sie in Betracht.
Auf längere Sicht soll der Hof aber nicht im Privateigentum von Familie Zulic bleiben. „Das Ziel dieser ganzen Aktion ist ja, den Hottenlocher Hof dauerhaft für eine biologisch-dynamische Bewirtschaftung zu erhalten und den Bewirtschaftern eine solide und langfristige Perspektive zu bieten“, sagt Alexander Zulic.

Deshalb soll ein Verein gegründet werden, in dem das zusammengetragene Kapital aufgehen soll. Der Verein würde dann Besitzer des Hofs werden. Dies sei schon vielfach erprobt, erklären Alexander und Daniela Zulic. Schließlich gehe es bei der ganzen Sache nicht nur um wirtschaftliche Interessen, sondern auch „um die Sicherung fruchtbaren Bodens für gesunde biologisch-dynamische Lebensmittel, eine hohe ökologische und soziale Ernte und das Engagement für eine lebenswerte Zukunft“, erklären die beiden.
Eine zweite Familie will einsteigen
Das ist sei auch einer der Gründe, warum sie dieses Wagnis auf sich nehmen wollen. Der zweite Grund: Mit Landwirtin Mathilde Klinkmüller und Gemüsegärtner Maurice Geier haben die beiden eine junge Familie gefunden, die bereit ist, den Hof in die Zukunft zu führen. „Wir werden sie, solange nötig und/oder gewünscht, begleiten und unterstützen“, betonen Alexander und Daniela Zulic, die beide auf die 60 zugehen.
Die nächsten Wochen werden nun spannend. Laut den Informationen auf ihrer Internetseite wollen sie bis zum 31. August alle erforderlichen Privatdarlehen zusammenbekommen, damit es für den Hofkauf reicht. „Im Moment leben wir in einer großen Unsicherheit. Wenn es nicht klappt, müssen wir den Hof Ende des Jahres verlassen. Wir müssen also gerade Vorbereitungen für beide Szenarien treffen“, sagt Daniela Zulic.