Was bewegt Mühlingen? Wo warten Herausforderungen? Diese Fragen und viele Informationen über kostenlose Angebote oder Anregungen zu Mini-Photovoltaik-Anlagen erhielten die Einwohner beim Bürger- und Ehrungsabend der Gemeinde Mühlingen. In dieser Form finde er erstmals statt, erklärte Bürgermeister Thorsten Scigliano im Vorfeld. Er ist nun fast drei Jahre im Amt und freute sich über den Zulauf im Ratssaal, auch wenn einige Plätze unbesetzt blieben.
Netzmonitor ist in den Startlöchern
Ein Thema des Abends war „Digitale Nähe“. Dazu sprach Jens Schwarz von Netze BW. Mühlingen ist eine von 30 Mustergemeinden und wird in den kommenden Tagen den Netzmonitor auf der Internetseite haben. Dort kann jeder sehen, wie Stromverbräuche in der Gemeinde aussehen – alles datenschutzkonform, so Schwarz. Zudem gebe es Service-Infos und man könne sehen, wo es Störungen gibt oder gab. Schwarz schilderte, Mühlingen sei „visionär mit den Solarlampen“ und daher Mustergemeinde geworden.

Zu Lampen an den Radwegen, die per Bewegungsmelder hell werden, ergänzte Scigliano, dass es bald den Lückenschluss bei Zoznegg geben werde. Dann gebe es zwischen den Ortsteilen rund elf Kilometer ausgebauten, beleuchteten Fuß- und Radweg.

Zukunft der Stromversorgung bewegt
Als große und wichtige Frage kam die nach der geplanten Nord-Süd-Trasse für die Stabilisierung der Stromversorgung in Deutschland auf. Schwarz konnte nur bedingt Antwort geben, da Netze BW ein Verteilnetzbetreiber sei und kein Übertragungsnetzbetreiber.
Thorsten Scigliano erklärte, dass die Gemeinde mit dem Übertragungsnetzbetreiber Transnet in Kontakt stehe. Dabei gehe es allerdings um die West-Ost-Trasse, die es voraussichtlich erst in etwas mehr als zehn Jahren geben werde. Die Planung werde aufgrund des Umweltmonitorings und anderer Dinge rund acht Jahre dauern, die Umsetzung dann nochmal drei Jahre.

Nach verschiedenen Schilderungen über Stromerzeugung und die Bundespolitik fasste er zusammen: „Der Weg muss einfacher sein. Deshalb haben wir gesagt, wir wollen eine Musterkommune werden.“
Persönliche Erfahrungen zu Mini-PV-Anlagen
Zum Thema Strom berichtete Scigliano in einer Präsentation aus seinen persönlichen Erfahrungen mit Mini-Photovoltaik-Anlagen. Diese werden auch Balkonkraftwerke genannt, obwohl die kleinen Anlagen mit zwei oder vier Modulen auch in Gärten oder auf dem Carport-Dach stehen können. Bei Familie Scigliano handelt es sich um das Dach.
Der Bürgermeister schilderte, wie er selbst recherchiert habe und die bestellte Anlage alleine innerhalb weniger Stunden installiert habe. Er betonte, er könne zwar niemanden beraten, wolle aber sein Wissen teilen. Ganz kompakt erläuterte er technische Voraussetzungen und wie er berechnet hatte, ob sich das alles so lohnt. Sein Fazit: Er kann 360 Euro Stromkosten pro Jahr sparen und die Anlage werde sich in knapp vier Jahren amortisieren.

Auf ein Beispiel war Scigliano sehr stolz: „Es gibt Tage, an denen Waschmaschine und Trockner laufen und wir keinen Stromverbrauch haben, sondern sogar noch Solarstrom ins Netz einspeisen.“
Zum Jahreswechsel werde es gesetzliche Vereinfachungen für die Einrichtung solcher Solaranlagen geben. Scignalio freute sich, dass die „Energiewende im Kleinen“ für alle Willigen einfacher wird. Die Anlagen seien inzwischen bereits für rund 1100 Euro erhältlich. Genau diese günstigen Anschaffungskosten und die schnelle Amortisierung gehören zu den Gründen, warum die Gemeinde keine Zuschüsse geben wolle, wie er auf eine Rückfrage nach Förderungen schilderte.
Die großen Themen der Gemeinde
Thorsten Scigliano fasste zusammen, dass es in den vergangenen zwei Jahren 30 Ratssitzungen und 86 Bauanträge gegeben habe. Dabei sei es um 30 Millionen Euro gegangen. Zudem habe der Rat zehn Anträge von Vereinen auf Zuschüsse bewilligt und die Vereins- und Ehrungsordnung der Gemeinde überarbeitet.
Die Digitalisierung schreite mit der E-Akte und einem Dokumenten-Management-System voran. Bald solle auch ein Rats- und Bürgerinformationssystem an den Start gehen. Die Transparenz, die es damit geben werde, seien ihm und dem Rat wichtig, so Scigliano.
Die Notstromversorgung sei gut aufgestellt. Rathaus und Feuerwehr könnten im Ernstfall arbeiten. Auch die Trinkwasserversorgung und der Abtransport von Abwasser seien gesichert. Neue Sirenen seien inzwischen montiert und könnten auch im Fall von Hochwasser warnen. Die Feuerwehr habe inzwischen Alamos und digitale Funkempfänger. Auch Überdruckatemmasken seien beschafft worden, um die Einsatzkräfte vor giftigem Rauch zu schützen.
Zum Thema Flüchtlinge schilderte er, dass diese gut auf die Ortsteile verteilt seien. Bis auf einen Einzelfall laufe es gut und es gebe wenig Beschwerden.

Großprojekte stehen an
Bei den Bauthemen verwies er auf den Spatenstich für die Erschließung des Neubaugebiets Kreuzacker und dass es mit anderen Gebieten weitergehen werde. Der Kindergarten-Neubau komme nun ebenfalls.
Ein ÖPNV-Gutachten sei beauftragt und der Rat wolle in der nächsten Sitzung über einen möglichen Haltepunkt der Biberbahn in Mühlingen sprechen. Im Ausblick sprach er auch Schloss Mühlingen an und dass für dieses noch mit Bürgerbeteiligung ein Konzept erstellt werden solle. Er geht allerdings von rund 3 Millionen Sanierungskosten für die Gemeinde aus. Daher solle das Projekt mit Bedacht angegangen werden.