Was zunächst einfach klang, entwickelte sich auf der jüngsten Gemeinderatssitzung in Öhningen zu einer Herausforderung: Eigentlich sollte der Rat nur den Städtebaulichen Entwicklungsplan abschließend genehmigen und eine Prioritätenliste der ausgearbeiteten Handlungsfelder festlegen.
Tina Mühleck, Stadtplanerin beim Unternehmen Translake, hatte die Handlungsfelder nochmals aufgezeigt und dargestellt, bei welchen Projekten es Zuschüsse für die Gemeinde im Rahmen des Landessanierungsprogramms (LSP) gäbe.
„Wir müssen überlegen für wen wir planen“
Obwohl Bürgermeister Andreas Schmid erklärte, dass die Prioritäten zunächst einmal da liegen sollten, wo man auch Fördergelder beantragen könne, wichen die Räte einer klaren Festlegung aus. Welchen Vorrang es nun geben sollte, wurde mit der Frage verknüpft, was beim Augustiner Chorherrenstift passiere. Ob es einen möglichen Hotelbetreiber nicht stören würde, wenn unterhalb des Stiftes der Fußballplatz bleiben würde. Auch bei der Nutzung des Gebäudes als Hospiz könnten die Fußballfelder stören. Damit war man wieder bei Null angelangt.
Dabei hatte Markus Eiglsperger anläßlich des Informationsabends zu den Ergebnissen der Bürgerwerkstatt im Oktober die richtige Frage gestellt: „Wir müssen uns überlegen, für wen wir hier eigentlich planen. Für einen Investor und einen eventuellen Hotelbetrieb, oder planen wir für die Öhninger Bürger.“
Fußballplätze ermöglichen Sicht überhaupt erst
Gerhard Wiedenbach (CDU) wurde auf der Sitzung jetzt noch deutlicher: „Dass das Augustiner Chorherrenstift so gut sichtbar ist, liegt daran, dass die Fußballplätze die Sicht überhaupt erst ermöglichen.“ Wäre diese Fläche in der Vergangenheit bebaut worden, wäre seiner Meinung nach das Augustiner Chorherrenstift nicht so stark in das öffentliche Interesse gerückt.

Stefan Singer (Netzwerk) befand, dass man nicht über die Gestaltung des Klosterplatzes und den Standort für die Fußballfelder entscheiden könne, ohne ausreichende Information über die Zukunft der Stiftgebäude. Es sei denn, man würde einen völlig anderen Planungsansatz wählen.
„Projekt Mehrgenerationen vorne anstellen“
Christine Maria Schäfer (CDU) wollte mehr Struktur und Planung in die hitzige Debatte bringen: „Ich halte es für sinnvoll, das Projekt Mehrgenerationen ganz vorne anzustellen, da dieses Wohnprojekt allein von der Planung her sicherlich am längsten brauchen wird.“ So käme man schon mal einen Schritt weiter.
Stefan Singer und Andrea Dix (ebenfalls Netzwerk) sahen das ganz anders. Schließlich gingen von den Fußballfeldern sowohl während der Trainingszeiten als auch bei den Spielen Lärmbelästigungen aus. Dix führte weiter aus, dass sie persönlich nichts gegen diesen Sportplatz habe. Aber vielleicht könne man beim nächsten Planungsauftrag den Fachleuten die Frage mit auf den Weg geben, wo es eine Alternative zum jetzigen Standort geben könnte.
Außenanlagen sollen neu gestaltet werden
Mehrheitlich stimmten die Räte dafür, die Fußballfelder an ihrem jetzigen Standort zu lassen. Die Außenanlagen sollen dabei neu gestaltet werden. Das stieß bei Singer auf Unverständnis. Er fragte seine Ratskollegen: „Ist Ihnen bewusst, was Sie hier gerade entschieden haben? Das Handlungsfeld ‚Grüne Mitte‘ soll an erster Stelle der Prioritäten stehen?“ Bürgermeister Schmid wies darauf hin, dass man neben der Neugestaltung der Außenanlagen bei anderen Handlungsfeldern erste Schritte einleiten könne.
Besichtigungen von Mehrgenerationenprojekten in anderen Gemeinden wäre eine Möglichkeit. Auch zur alten Schlachterei und zur Bushalle könne man schon Ideen entwickeln. „Wenn wir wissen, was wir wollen, dann können wir dies einem Investor genau vorlegen und zur Aufgabe machen“, sagte Schmid.
Die Debatte stieß bei den Bürgern dennoch auf Unverständnis. Jörg Steinhäusler, sportlicher Leiter des FC Öhningen-Gaienhofen, befand: „Es kann doch nicht sein, dass die Planungen um das Augustiner Chorherrenstift eine Weiterentwicklung der Ortschaft komplett lahmlegen.“