Das Interesse an der Informationsveranstaltung zum Thema städtebaulicher Rahmenplan für Öhningen war viel größer als erwartet. Tina Mühleck, Stadtplanerin von der Firma Translake in Konstanz, zeigte sich überrascht: „Eine Veranstaltung, bei der wir zusätzliche Stühle in einen Saal stellen müssen, ist uns natürlich am liebsten“, eröffnete Mühleck ihre Präsentation der Ergebnisse der Bürgerwerkstatt, die vor rund anderthalb Jahren stattgefunden hatte.
Top-Thema „Grüne Mitte“
Die Besucher waren erstaunt, was aus ihren Ideen und Anregungen inzwischen an Entwicklungspotential erarbeitet wurde. Sechs Handlungsfelder haben die Stadtplaner von Translake genau benannt und formuliert. Das größte Interesse der Bürger bestand an diesem Abend an dem Handlungsfeld „Grüne Mitte“. Dahinter steckt die Frage, wie das Augustiner Chorherrenstift zukünftig genutzt werden kann und ob einer solchen Nutzung die unterhalb des Stiftsgebäudes gelegenen Sportplätze entgegenstehen.
Gemeinderatsmitglied Markus Eiglsperger von der Freien Bürgerliste (FBL) brachte es auf den Punkt: „Für wen planen wir hier? Für einen möglicherweise entstehenden Hotel-Komplex oder für die hier lebenden Bürger?“ Eine schwierige Situation, denn was mit dem Gebäudekomplex des Augustiner Chorherrenstiftes passieren wird, ist noch nicht geklärt.
Land und Kirche verhandeln noch
Das Land Baden-Württemberg und die Katholische Kirche befinden sich in Verhandlungen, über die großes Stillschweigen herrscht. Man weiß also nicht, was an diesem historischen und das Ortsbild prägenden Ort entstehen soll. Für die weitere Gestaltung der Ortschaft ist das eine schwierige Situation. Für den Fall, dass als einzig wirtschaftlich tragbare Lösung hier ein Hotelkomplex entstehen würde, könnten die Sportplätze mit ihrem Flutlicht und ihren Lautsprechern Hotelgäste stören.
Auf der Ratssitzung am 1. Oktober hatte Tina Mühleck bereits auf diese Problematik hingewiesen. Es sei zu überlegen, ob bei einem Hotelkomplex die Fußballplätze nicht verlegt werden müssten. Jetzt sagte die Stadtplanerin: „Ich habe die Empfehlung ausgesprochen, die Sportplätze nicht zu verlegen.“ Dafür erntete Mühleck großen Applaus.
Verlegung der Sportplätze wäre teuer
Die Sportplätze sind an diesem Ort unterhalb des Chorherrenstiftes für die Öhninger einfach nicht wegzudenken. Bürgermeister Andreas Schmid wies auf die Kosten für eine Verlegung der Fußballfelder hin: „Nach einer vorsichtigen Schätzung würde eine Umverlegung der Sportplätze Kosten von rund 2,5 Millionen Euro verursachen.“ Wie das finanziert werden könnte, sei für Schmid unklar.
Hinzu käme, dass nach seiner Meinung nur ein anderer Standort infrage käme. Dieser wäre oberhalb des Neubaugebietes „Alter Garten“. Schmid könne sich nicht vorstellen, dass die Eigentümer dort damit einverstanden wären, wenn man ihnen einen Sportplatz vor die Tür stellen würde. Damit ist diese Angelegenheit erst einmal vom Tisch.
„Spannende Lösungsansätze“
Die Frage, wie das Augustiner Chorherrenstift zukünftig genutzt werden kann, bleibt weiterhin offen. Trotzdem herrscht Zustimmung zur weiteren Vorgehensweise. Philipp Zimmermann, Immobilienmakler aus Öhningen, zog eine Bilanz dieser Veranstaltung. Er sagte: „Dieser Informationsabend hat spannende Lösungsansätze aufgezeigt, die sich nach meiner Meinung auch kurzfristig und einfach umsetzen lassen.“
Die nächsten Schritte
Der städtebauliche Entwicklungsplan für die Gemeinde Öhningen zeigt Handlungsfelder auf, und Beispiele aus anderen Gemeinden. Dazu soll nun in den nächsten Gemeinderatssitzungen beschlossen werden, in welcher Reihenfolge diese städtebaulichen Veränderungen angegangen werden.
Danach soll es mit Bürgerbeteiligungen bei den Einzelheiten weitergehen. Termine dazu sind noch nicht festgelegt. Auf den Rat und die Bürger wird aber auf jeden Fall noch viel Arbeit zukommen. „So ist das nun mal in einer gelebten Demokratie“, sagte Gemeinderatsmitglied Markus Eiglsperger.