Hügel, sanfte Wiesen und ein Ausblick gerahmt vom Bodensee und dem Himmel. In dieses Idyll aus Blau und Grün kommt, wer die neuen Bio-Genuss-Radtouren fährt. Das sind fünf neue Routen, die Bio- und Tourismusverbände erarbeitet haben. Zum einen sollen auf diesem Weg Landwirtschaft und Tourismus zusammengeführt werden, aber auch über Ökolandbau aufgeklärt werden.
Fünf neue Wege
Christoph Reiber, Vorstand des Demeter-Verbands Baden-Württemberg, spricht bei der Saison-Eröffnung an der Naturata von ungenutztem Potenzial, das sowohl für die Betreiber als auch Touristen einen Mehrwert bieten soll. Die Verbände Demeter, Bioland und Naturland haben sich deshalb mit verschiedenen Tourismusverbänden und dem Verband Bio-Musterregion Bodensee zusammengetan, um zunächst fünf Fahrradstrecken zu erschließen. Je nachdem, wie die ankommen, könnten ähnliche Wege auch in anderen Regionen entstehen, sagt Reiber.

Mit dem Rad um Überlingen
Die Tour wird mitfinanziert vom Leader-Programm des Landes für die Entwicklung der ländlichen Wirtschaft. Bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 15 Kilometern pro Stunde sind für die knapp 25 Kilometer lange Strecke eine Stunde und 39 Minuten eingerechnet.
Mit dem Startpunkt an der Naturata verläuft die Tour Richtung Andelshofen. Die erste Etappe ist der Überlinger Weltacker. Von dort geht es weiter in Richtung Lippertsreute, vorbei am Hagenweiler Hof zum Landgasthof Keller. Von Speis und Trank genährt, führt die anschließende Etappe vorbei an Schloss und Kloster Salem zum Markgräflich Badischen Gutsbetrieb. Anschließend führt die Route über den Affenberg zum Andreashof. Abschluss der Tour ist am Hofgut Rengoldshausen.
Mit allen Sinnen erleben
Laura Burkhardt vom Demeter-Verband, die die Strecken federführend mit konzipiert hat, fasst die Tour so zusammen: „Alle Routen sind ideal für Familien, Naturfreunde und Genussradler. Es lohnt sich, ein wenig Zeit, Neugier und Muße mitzubringen: Viele Betriebe bieten gemütliche Einkehrmöglichkeiten oder Extras wie Kutschfahrten oder Übernachtungen.“

Die Genussradtouren kombinieren also Fahrradfahren, Kulinarik, Aufklärung und Landschaft. Aus der Brille der biodynamischen Landwirtschaft betrachtet, ergibt sich auf diese Weise eine Variation ihrer Kreislaufwirtschaft: „Wenn die Leute mit allen Sinnen erleben, wo ihr Essen herkommt, hat es einen Einfluss auf das Kaufverhalten“, sagt Reiber bei der Eröffnung.
„Regionalität erleben“
Laut Nadine Hölzl vom Tourismusverband Regio Konstanz-Bodensee-Hegau birgt das die Möglichkeit Regionalität zu erleben und zudem Landwirtschaft touristisch zu erschließen.

„Wir haben bei der Konzeption der Touren darauf geachtet, dass gastronomische Angebote dabei sind“, sagt Hölzl. Landwirtschaft wird mit Genuss verbunden. Hölzl betont aber auch, dass nicht jeder Stopp eine Einkehrmöglichkeit biete. Jeder Halt sei allerdings mit Schildern ausgerüstet, die über Hof und Biolandbau aufklären.
Steak essen fürs Klima
Oder es geschieht wie bei der Eröffnung am Weltacker. Dort nimmt Anette Wilkening ihre Gäste in Empfang. Nach einer Einführung in das Konzept des Weltackers, erläutert sie, dass Dauergrünland noch vor dem Wald der größte CO2-Speicher ist und Biodiversität und Bodenfruchtbarkeit fördert. Ohne Weidetierhaltung gäbe es diese Grünflächen nicht, sagt sie. Das bedeutet ihr zufolge: „Mit einem Steak aus reiner Weidehaltung tue ich etwas fürs Klima.“
In der biodynamischen Landwirtschaft sei Rinderhaltung nicht nur dazu da, Fleisch oder Milch zu produzieren, sondern auch um Weideland zu erhalten. Und so ruft sie ihren Gästen zum Abschluss zu: „Und nicht vergessen, ein Steak zu essen“ – vorausgesetzt es stammt von einem Tier aus Weidehaltung.