Hat sich ein vermeintlicher Diebstahl als dreister Versicherungsbetrug entpuppt? 2023 meldet ein Mann der Polizei, dass sein Schlauchboot samt Trailer im Wert von rund 13.000 Euro im Raum Ludwigsburg entwendet worden sei. Anfang April 2025 taucht das Gespann in Konstanz-Dettingen wieder auf. Der Eigentümer habe es nach eigenen Angaben am Straßenrand vor einem Schrebergarten entdeckt und dies der Polizei gemeldet, hieß es damals. Daraufhin wird das Boot von Beamten sichergestellt.
Das Kompetenzteam Bootskriminalität der Wasserschutzpolizei (Wapo) nimmt nach dem Fund Ermittlungen auf und das Polizeipräsidium Einsatz, zu dem die Wapo gehört, veröffentlicht einen Zeugenaufruf. Gesucht werden damals Personen, die am Sonntag, 6. April, im Laufe des Nachmittags beobachtet haben, wie das Schlauchboot zum Auffindeort in der Hegner Straße transportiert wurde.
Doch die Ermittlungen führen in den Wochen danach nicht zu einer Person, die das Boot entwendet haben könnte, sondern zurück zum Eigentümer. Wie die Pressestelle des Polizeipräsidiums nun meldet, haben sich die Hinweise dahingehend verdichtet, dass Boot und Trailer durch den Eigentümer selbst an der Straße im Konstanzer Teilort Dettingen abgestellt wurden – und der angezeigte Diebstahl nie stattgefunden hat.
Dass ihm diese Tat zur Last gelegt wird, erfährt der 52-Jährige, als er sein sichergestelltes Boot bei der Polizei abholen möchte. Weiter heißt es in der Pressemitteilung: „Das Kompetenzzentrum Bootskriminalität und die Staatsanwaltschaft Stuttgart ermitteln deshalb nun wegen des Verdachtes des Vortäuschens einer Straftat sowie des Versicherungsbetruges. Die Versicherung des Mannes hatte den vermeintlichen Diebstahlsschaden in der Zwischenzeit fast in vollem Umfang reguliert.“
Das Boot bleibe bis auf Weiteres in Verwahrung der Polizei. Doch nicht nur das Corpus Delicti behält die Behörde – sondern auch den Anhänger, mit dem der Mann sein Schlauchboot abholen will. Denn als die Beamten den Trailer in Augenschein nehmen, stellen sie fest, dass dieser erhebliche verkehrstechnische Mängel aufweist. Noch vor Ort wird der Anhänger stillgelegt.
Übrigens: Obwohl das Wasserfahrzeug im vorderen Bereich den Schriftzug „Fachhochschule Konstanz“ aufweist, ist das Boot nicht im Besitz der Hochschule Konstanz Technik, Wirtschaft und Gestaltung (HTWG). Wie HTWG-Sprecherin Uta Krauss gegenüber dem SÜDKURIER bereits Anfang April erklärte, war das Boot vor vielen Jahren für Forschungszwecke im Einsatz. Jedoch wurde es nach einem Defekt aussortiert, denn „ein Bodenteil war damals kaputt“. Danach gelangte es in den Besitz des 52-Jährigen, der nun des Versicherungsbetruges beschuldigt wird.