Die Halle ist quasi leer. In den Räumlichkeiten des ehemaligen Brennstoffzellenherstellers Hexis stehen nur noch ein paar leere Regale und eine Palette. Auf ihr liegen ein paar einzelne Geräte, die bald noch abgeholt werden sollen. Die Stadt hat sich um die Räumung der Halle am Grenzbachareal gekümmert. Denn das neue Wohnquartier, das an dieser Stelle entstehen soll, macht in seiner Planung große Fortschritte.
In diesem Herbst soll mit der Ausschreibung das Vergabeverfahren beginnen. Denn das Areal wird per Konzeptvergabeverfahren an Interessenten vergeben. Das bedeutet, dass nicht der Bieter mit dem höchsten Angebot den Zuschlag für das Grundstück bekommt, sondern jener, der das beste Konzept hat.
Ein Teil der Gebäude bleiben erhalten
Jochen Friedrichs vom Amt für Stadtplanung und Umwelt der Stadt Konstanz erklärt: „Wir wollen das Konzept kreativ, offen und quirlig gestalten.“ Das Motto gibt es schon länger für das zukünftige Quartier. Allerdings hat sich an dem ursprünglichen Plan für das Areal noch etwas geändert. Ein Teil der Gebäude soll jetzt bestehen bleiben.

In einem der Gebäude ist eine Kindertagesstätte untergebracht. Sie war an dieser Stelle eigentlich als Provisorium vorgesehen. Allerdings fühlen sich die Kinder und Betreuer an dem Standort inzwischen sehr wohl, meint Friedrichs. Darüber hinaus sei einiges für den Brandschutz in dem Gebäude hergerichtet worden. „Da wurde viel Geld investiert“, so Friedrichs. „Es würde keinen Sinn machen, das jetzt nicht zu nutzen“, führt er weiter aus.
Für das Unternehmen Nouvag, das sich noch in dem Teil befindet, auf dem der neue Wohnraum entstehen soll, werde derzeit im engen Austausch mit der Wirtschaftsförderung nach einem neuen Standort gesucht, erklärt Julien Lesenne vom Amt für Liegenschaften und Geoinformation.

Projekt soll Wohnungsmarkt entlasten
Die Wohnlage im Paradies ist äußerst begehrt. Dennoch soll das Projekt bezahlbaren Wohnraum schaffen und Spekulationen sollen verhindert werden. „Die Spekulationsfreiheit ist uns ganz wichtig“, betont Jochen Friedrichs. Deshalb sollen die Konzepte von Baugenossenschaften oder Initiativen entwickelt werden.

30 Prozent der Wohnfläche, die auf dem Areal entstehen soll, soll als sozialer Wohnungsbau gefördert werden. „Die 30 Prozent sind gesetzt“, erklärt Hendrik Wolters vom Amt für Stadtplanung und Umwelt. Das Ziel solle jedoch 90 Prozent sein, erklärt er weiter. Dafür seien die Konzepte entscheidend, die die Bewerber mit ihren Architekten ausarbeiten.
Jetzt geht es in die Ausschreibungsphase. „Wir starten jetzt am 2. Oktober das Vergabeverfahren“, erklärt Jochen Friedrichs. Von da an sind alle Unterlagen zur Vergabe auf der Website der Stadt online. Dann haben die Interessenten vier Monate Zeit, ihr Konzept, wie das neue Quartier am Grenzbach aussehen soll, vorzulegen. Anschließend werden sie von einer Fachjury bewertet. Im Mai 2026 soll es dann in die nächste Phase, die Optionsphase, gehen, in der die Vorschläge gemeinsam mit der Stadt angepasst werden.
„Wir haben ein großes Interesse am Erhalt der Gebäude“, erklärt Friedrichs. Allerdings müsse sich zeigen, ob das umsetzbar ist. Denn wie gut die Fundamente sind, sei derzeit schwer zu sagen. Wenn die Gebäude abgerissen werden müssen, werden die Kosten für den Abbruch vom Kaufpreis abgezogen, damit es für die gemeinwohlorientierten Interessenten stemmbar bleibt.
Infoveranstaltung am 22. Oktober
Zum Vergabeverfahren wird es auch eine Informationsveranstaltung geben. Diese wird am Mittwoch, 22. Oktober, in der ehemaligen Werkhalle von Hexis in der Schulthaißstraße 15 stattfinden. Zu dieser sollen nicht nur Interessenten für das Projekt kommen können, es werden auch die derzeitigen Nutzer und die Nachbarn von der Stadtverwaltung eingeladen. „Wir haben von Anfang an versucht, alle einzubeziehen“, meint Friedrichs. Diesen Weg wolle man weiterhin verfolgen.
Bis das Gebäude aber steht, wird es noch einige Zeit dauern. „Wir brauchen für den Prozess bis Ende 2027“, gibt Jochen Friedrichs zu verstehen. Erst dann kann mit dem Bau begonnen werden.