Böses Erwachen für die Pharmabranche: US-Präsident Donald hatte in der Nacht auf seiner Plattform Truth Social verkündet, auf alle Marken- oder patentierten Arzneimittel Zölle in Höhe von 100 Prozent zu erheben.
Gültig sei die Regelung ab 1. Oktober, nur Unternehmen, die in den USA eine Produktionsstätte bauen oder den Baubeginn geplant haben, seien davon ausgenommen. Dass die Details aber noch völlig unklar sind, zeigt ein Blick in die Region.
Ankündigungen stehen im Gegensatz zu Absprachen
Sowohl beim Singener Produktionsstandort des Pharmakonzerns Takeda als auch bei Vetter in Ravensburg wollte man sich nicht zur Ankündigung von Donald Trump äußern. Zu unklar die Situation, zu volatil das Thema, so ein Vetter-Sprecher. Eine Sprecherin von Takeda verwies für eine Stellungnahme auf die großen Pharmaverbände.

Dass auch diese durch den nächtlichen Beitrag von Trump in eine Art Schwebesituation versetzt wurden, zeigt eine Pressemitteilung des Verbandes forschender Arzneimittelhersteller (VFA).
Trumps Zollplan wäre ein harter Schlag für den Pharmastandort Deutschland – und stehe im Widerspruch zu den bisherigen Handelsabsprachen zwischen den USA und der Europäischen Union. Die EU hatte einen allgemeinen Zollsatz von 15 Prozent erst im August akzeptiert – nur gilt dieser auch noch nach Trumps Ankündigung?
Ein Sprecher der EU-Kommission versuchte am Freitag zu beruhigen. Im Zollabkommen zwischen den USA und der EU sei eine eindeutige und umfassende Obergrenze von 15 Prozent für EU-Exporte festgehalten. Dies stelle „eine Art Absicherung dar, dass für europäische Wirtschaftsakteure keine höheren Zölle eingeführt werden“, erläuterte er.
Deutscher Pharmaindustrie drohen massive Einbußen
Trotzdem ist die Industrie alarmiert. Bert Sutter, Präsident des Wirtschaftsverbands industrieller Unternehmen Baden, sagte gegenüber dem SÜDKURIER: „Das Signal, das davon ausgeht, ist für die gesamte Wirtschaft fatal: Trump schert sich nicht um getroffene Vereinbarungen. Im Handelsdeal mit der EU war schließlich noch eine Zollobergrenze von 15 Prozent für Arzneimittel vereinbart – es ist völlig unklar, was diese jetzt noch wert ist.“

Dorothee Brakmann, Geschäftsführerin von Pharma Deutschland, blickt mit Sorge auf mögliche Auswirkungen der Zölle: „Für unsere heimische Industrie erhöht das den Druck in vielerlei Hinsicht: Der Absatz in die USA droht zu sinken. Gleichzeitig stehen Standorte in Europa und Deutschland unter Druck, weil insbesondere in Deutschland, aber auch Europa immer wieder von kurzfristigen Sparmaßnahmen die Rede ist, die Investitionsentscheidungen für den heimischen Standort immer schwieriger machen.“
Für die deutschen Pharmahersteller könne diese Situation ein enormes Problem werden, so die Geschäftsführerin von Deutschlands mitgliederstärkstem Branchenverband. Knapp ein Viertel der deutschen Pharmaexporte gingen in die USA. Die Frage sei nun, wie austauschbar die gelieferten Substanzen seien. Wenn es Alternativen in den USA gäbe, müsse man mit massiven Einbußen rechnen.
Schweizer befürchteten die Zölle bereits
Kritik für den geplanten Aufschlag kommt auch aus der Schweiz. Dort ist man seit August bereits durch 39 Prozent Zölle auf US-Exporte belastet. Pharmaprodukte waren davon jedoch bislang ausgenommen, sie machen die Hälfte aller Schweizer Exporte in die USA aus.
René Buholzer, Geschäftsführer von Intermphama, dem Verband der forschenden Pharmaunternehmen, nennt die angekündigten Zölle im Schweizer Radio SRF eine Enttäuschung – man habe aber mit diesem Szenario rechnen müssen.