Der verschachtelte Gebäudekomplex in der Blarerstraße 56 war 35 Jahre lang eine begehrte Adresse für Start-up-Unternehmen. Mit dem Umzug auf das Farm-Gelände (ehemaliges Siemens-Areal) in der Bücklestraße im Juni 2021 gab es im Paradies freie Flächen. Sie stehen aber nicht leer. Denn es gibt ein Zwischennutzungskonzept – wobei aus einer Interims- schon eine Dauerlösung wurde – und sogar eine Planung für die Zukunft.

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Die formaligen TZK-Gebäude sind u-förmig auf dem städtischen Grenzbach-Areal angeordnet. Die aneinandergebauten Häuser parallel zum Grenzbach wurden zwischenzeitlich instandgesetzt und umgebaut. Auf zwei Geschossen ist seit Juni 2022 die Kindertagesstätte Grenzbach mit 80 Betreuungsplätzen untergebracht. „Ein toller Standort für einen vierzügigen Kindergarten“, stellt Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn fest. Die Räumlichkeiten seien so ausgebaut, dass die Kita „für die Zukunft gewappnet ist“, sagt der stellvertretende Hochbauamtsleiter Wolfgang Konerth.

Bezug der Dachwohnungen zum Jahresende

Im Dachgeschoss der beiden Gebäude sind aktuell noch Handwerker zugange. Zunächst sollen die Räume der Flüchtlingsunterbringung dienen. Im Endausbau würden es elf Zimmer, die mit je drei bis vier Betten ausgestattet werden können, Gemeinschaftsküchen und -zimmer sein. Langfristig sei vorgesehen, dass dieser Wohnraum städtischen Mitarbeitern, vorrangig den Angestellten der Kita Grenzbach, zur Verfügung stehen solle.

Im Dachgeschoss gibt es Wohnraum für Flüchtlinge.
Im Dachgeschoss gibt es Wohnraum für Flüchtlinge. | Bild: Aurelia Scherrer

Aber wieviel Geld hat der Umbau gekostet? Das kann Wolfgang Konerth aktuell noch nicht beziffern, denn die Maßnahmen seien noch nicht abgerechnet worden. 350.000 Euro seien für die Flüchtlingsunterbringung zur Verfügung gestellt und 650.000 Euro habe der Gemeinderat für den Umbau zur Kita bewilligt; aufgrund des Investitionsstaus flössen auch noch Gelder aus dem Bauunterhalt sowie aus einem anderen Topf für Investitionen für sicherheitsrelevante Maßnahmen.

Das ist der Bewegungsraum der Kita Grenzbach.
Das ist der Bewegungsraum der Kita Grenzbach. | Bild: Aurelia Scherrer

Auf jeden Fall „ist es günstiger, als neu zu bauen“, stellt Karl Langensteiner-Schönborn fest. „Bei einem Neubau rechnen wir mit 500.000 Euro pro Gruppe.“ Aufgrund des Mangels an Kita-Plätzen ist vorgesehen die Kita Grenzbach dauerhaft in der Blarerstraße zu erhalten.

Was passiert mit den anderen Gebäudeteilen?

Aktuell sind dort unter anderem noch Bestandsmieter aus der TZK-Zeit, die Jugendhilfe der Oberstufe der Säntisschule und die Kunstschule untergebracht. Diese Gebäudeteile könnten jedoch abgerissen werden, denn hier soll eine gemischte Nutzung mit Wohnraum ermöglicht werden. Im vergangenen Jahr hatte es ein Planungsverfahren gegeben.

Der von der Jury einstimmig prämierte Siegerentwurf des Züricher Büros Studio Trachsler-Hoffmann geht von einer genossenschaftlich orientierten Entwicklung aus. Aktuell will die Stadt das Grundstück quasi hälftig teilen. Jene Fläche (etwa 1.050 Quadratmeter) direkt neben dem Grenzbach, auf der sich auch die Kita befindet, solle in städtischer Hand bleiben. Der nördliche Grundstücksteil mit etwa 1.500 Quadratmetern könnte im Rahmen eines Konzeptvergabeverfahrens verkauft oder in Erbpacht vergeben werden. Die hierauf befindlichen Gebäude sollen abgerissen werden.

Die Gebäude rechts im Bild sollen bestehen bleiben. Das blaue Gebäude (links) und das danebenliegende, zu dem die Treppen führen, sollen ...
Die Gebäude rechts im Bild sollen bestehen bleiben. Das blaue Gebäude (links) und das danebenliegende, zu dem die Treppen führen, sollen abgerissen werden. | Bild: Aurelia Scherrer

Die Planungen stoßen insgesamt auf positive Resonanz im Technischen und Umweltausschuss. Gegen einen Grundstücksverkauf sprechen sich aber unter anderem Verena Faustein (Junges Forum) und Holger Reile (Linke Liste) dezidiert aus. Wenn eine Vergabe erfolgen solle, dann nur in Erbpacht, denn nur so könne bezahlbarer Wohnraum realisiert und Preiswucher verhindert werden. Karl Langensteiner-Schönborn beschwichtigt: Zum einen stehe diese Entscheidung noch gar nicht nur Debatte, zum anderen sei die „politische Botschaft klar: Prinzipiell kommt zuerst Erbpacht, dann kann man über einen Verkauf reden“.

Idealer Standort für gemeinschaftliches Bauen

„Es ist die Chance, die innerstädtische Entwicklung voranzubringen und gemeinsam das Stück Paradies weiterzuentwickeln“, stellt Marion Klose, Leiterin des Amtes für Stadtplanung und Umwelt, fest. So könne ein lebendiges Quartier mit gemischter Nutzung entstehen, wobei gerade das genossenschaftliche Bauen, respektive Baugruppen, berücksichtigt werden solle. Nach Schätzungen der Verwaltung könnten auf dem nördlichen Grundstücksteil 30 bis 40 Wohnungen realisiert werden.

Baugruppen ist ein Stichwort, das bei vielen Stadträten das Blut in Wallung bringt. Viele Wohnprojekte seien schon lange in der Pipeline, lägen aber auf Eis, so Anne Mühlhäußer (FGL), die beim Thema Grenzbachareal fordert: „Da müssen wir endlich mal zu Potte kommen!“ „Wir diskutieren seit zehn Jahren und bauen nichts“, stellt Johann Hartwich (FDP) fest. „Damals gab es schon Baugruppen, die am liebsten sofort loslegen wollten.“ Deren Kinder hätten wohl schon längst das Abitur gemacht, meint er.

Wie geht es weiter?

Einen belastbaren Zeitplan gibt es noch nicht. Klar ist nur, dass unter anderem zwei Gebäude abgerissen, ein Neubau für die Erschließung der beiden Bestandsgebäude und Konkretisierung des städtebaulichen Entwurfs anstehen; für diese Maßnahmen sind 1,33 Millionen Euro veranschlagt.

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Jetzt wartet die Stadtverwaltung, ob sie den Förderwettbewerb „Lücken nutzen – Patenschaft Innovativ Wohnen BW“ gewinnt; dann könnte ein Zuschuss von 680.000 Euro fließen. „Die erste Auswahlrunde haben wir überstanden“, berichtet Marion Klose, die hofft, dass Konstanz letztlich den Zuschlag bekommt.