Wer gehört zu diesen Gruppen in Konstanz?
Ralf Brüggemann stellt die Gruppe „Grüne Wohnvielfalt„ vor: „Unsere Kerngruppe besteht aus sieben Parteien“, sagt Brüggemann. Es gibt sie seit 2014. Beteiligt sind 14 Erwachsene und 16 Kinder. Allerdings gebe es außerdem eine Interessentenliste, auf der mehr als 40 Parteien verzeichnet seien. Das Interesse sei also hoch.
Die Wohngruppe „5 Perspektiven“ ist nur geringfügig anders zusammen gesetzt. Die Kerngruppe bestehe aus zehn bis 15 Personen, berichtet Sprecherin Vera Federer. „Es sind vor allem ältere Menschen, die das Ziel haben, ihre größeren Wohnungen frei zu machen“, sagt sie. Außerdem seien zwei Familien mit schulpflichtigen Kindern dabei.
Das Wohnprojekt Konstanz gibt es seit 2015. 43 Erwachsene und 17 Kinder gehören zur Gruppe, berichtet Annabel Holtkamp, die im Vorstand für die Kommunikation zuständig ist. „Wir wollen das Projekt mit 80 bis 100 Personen realisieren“, sagt sie. Wie bei den anderen Projekten gibt es viele Interessenten.

Welche Gesellschaftsform wählen die Gruppen?
Die Gruppen sind unterschiedlich organisiert. Die Grüne Wohnvielfalt ist als Gesellschaft bürgerlichen Rechts aufgestellt. 5 Perspektiven hat noch keine feste Gesellschaftsform. Möglich sei aber die Gründung einer Genossenschaft, sagt Federer. Das Wohnprojekt Konstanz hat von Beginn an die Organisationsform der Genossenschaft gewählt.

Was stellen sich die Wohngruppen vor?
„Wir möchten in Stadtnähe gemeinschaftlich in einem lebendigen Quartier wohnen“, erläutert Ralf Brüggemann. „Das Projekt soll attraktiv sein für viele, nicht nur die, die darin wohnen“. Es gehe um drei Kernpunkte: Die Gruppe wünscht sich in ihrem Gebäude flexible Wohneinheiten.
Es soll möglich sein, ein Kinderzimmer zu einem Gemeinschaftsraum umzuwandeln, wenn das Kind ausgezogen ist. Außerdem soll es Räume für Yoga, Partys, Sport geben. Diese sollen auch für andere Bewohner des Quartiers offen sein. Wichtig ist der Gruppe die Energie-Effizienz. „Im besten Fall soll das Gebäude mehr Energie produzieren als die Bewohner verbrauchen“, sagt Brüggemann.

Ähnlich sind die Vorstellungen bei 5 Perspektiven. „Wir wollen im Alter anders leben als das Gros der Gesellschaft“, sagt Federer. Dazu gehöre auch, in ein Quartier hinein zu wirken. Auch bei 5 Perspektiven sollen Gemeinschaftsräume entstehen.
Beim Wohnprojekt Konstanz ist Holtkamp optimistisch, dass das Projekt mit vier bis fünf Baugruppen auch ein ganzes Quartier füllen könnte, zum Beispiel auf den Christiani-Wiesen. „Wie haben eine Menge kreativer Ideen für das Quartier und würden diese dann auch koordinieren – zum Beispiel die Sharing-Modelle“, sagt Holtkamp.
Wie gut kommen die Projekte voran?
Das ist ein problematischer Punkt. Alle Gruppen berichten, dass es Probleme bei der Umsetzung gibt. Vera Federer drückt es so aus: „Ich vermisse eine gewisse Ernsthaftigkeit bei der Stadtverwaltung. Was uns fehlt? Eine klare Ansage: An diesem Ort ist es möglich zu bauen.“
Am Döbele oder auf den Christiani-Wiesen?
Schön wäre auch zu wissen, wo die Gruppe weiter planen können: am Döbele oder in der Blarerstraße am ehemaligen Technologiezentrum oder auf den Christiani-Wiesen? Überall seien theoretisch bis zu 20 Prozent der Fläche für Baugruppen reserviert, sagt Federer. Theoretisch.
Kleine Kinder sind plötzlich Jugendliche
Ralf Brüggemann sieht es ähnlich. Die Stadt sei den Wohnprojekten gegenüber positiv eingestellt, das sehe er. „Wir sind seit 2014 dabei, seit sechs Jahren. Es gibt bisher aber kein einziges realisiertes Projekt“, sagt er. In der Zwischen- und Wartezeit verändern sich die Familien, kleine Kinder sind plötzlich Jugendliche.

Auch Annabel Holtkamp wünscht sich ein schnelleres Vorankommen. Als Favorit sehen die Mitglieder des Wohnprojekts die Flächen der Christiani-Wiesen. Dort ist die Entwicklung aber ins Stocken geraten. „Wir brauchen die Stadt als Kooperationspartner“, sagt Holtkamp klar. „Wir haben auf Aufforderung unsere Vorstellungen formuliert. Seither ist aber nichts passiert.“
Verwaltung verweist auf Projekt in Dettingen
Die Stadtverwaltung sieht das Problem weniger auf ihrer Seite und die Vorhaben der Wohnprojekte auf einem guten Weg. Ein Baugebiet in Dettingen diente als Pilotprojekt, schreibt Marion Klose, Leiterin des Amts für Stadtplanung auf Anfrage. Drei Baugemeinschaften hätten sich beworben, der Baubeginn sei für Herbst geplant.
Areale sind im Moment in der Entwicklung
Dass die Baugemeinschaften bisher keine weiteren Möglichkeiten hatten, ein Grundstück zu erwerben, liege daran, dass die in Frage kommenden Gebiete noch nicht so weit entwickelt seien. Eine Ausschreibung von Grundstücken mittels Vergabeverfahren sei noch nicht möglich. In den Jahren 2020 und 2021 würde jedoch das Vergabeverfahren für Flächen auf dem Bückle-Areal und im Marienweg in Litzelstetten für Wohnprojekte beginnen.
In den kommenden 15 Jahren sollen laut Planungen der Stadt etwa 400 Wohnungen durch Baugemeinschaften entstehen. Die Grundstücke auf den städtischen Flächen sollen zu einem Festpreis vergeben werden.