Schwarzwald-Baar Mehr baggern – mehr bauen: Der „Wohnungsbau-Turbo“, den sich die neue Bundesregierung vorgenommen hat, muss schnell auch im Schwarzwald-Baar-Kreis ankommen. Das fordert die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) Südbaden in einer Mitteilung. „Es muss jetzt einen ‚Aufschwung Wohnen‘ geben. Und davon müssen auch der Schwarzwald-Baar-Kreis und Baden-Württemberg profitieren“, wird die Vorsitzende der IG Bau Südbaden, Ilse Bruttel, zitiert. Notwendig seien demnach vor allem Sozialwohnungen und bezahlbare Wohnungen. Im Schwarzwald-Baar-Kreis sind 2024 laut Gewerkschaft 540 Wohnungen neu gebaut worden – 198 davon in Ein- und Zweifamilienhäusern. Insgesamt waren die veranschlagten Bauwerkskosten für alle Wohngebäude, die 2024 im Landkreis neu entstanden sind, bei rund 96 Millionen Euro, so die IG Bau. Die Gewerkschaft beruft sich dabei auf Zahlen des Statistischen Bundesamtes (Destatis).
„Jede Wohnung mehr zählt. Es gibt aber auf jeden Fall Luft nach oben: Auch der Schwarzwald-Baar-Kreis braucht eine Neubau-Offensive. Ebenso mehr Sanierungen. Vor allem fürs seniorengerechte Wohnen“, so Bruttel. Dazu müsse bei den Kosten viel passieren: „Es wird nur dann mehr gebaut, wenn einfacher und damit günstiger gebaut wird.“ Immerhin sei es machbar, die reinen Baukosten um ein Viertel bis zu einem Drittel zu senken. Das sei das Ergebnis einer aktuellen Wohnungsbau-Studie des staatlichen Bauforschungsinstituts ARGE (Kiel), so die Gewerkschaft. Der Bau habe eine Entbürokratisierung dringend nötig. Ziel müsse es sein, den Neubau schlanker und damit günstiger zu machen: „Runter mit überzogenen Standards und kostentreibenden DIN-Normen – und dadurch rauf mit den Neubau-Zahlen.“ Weniger Bau-Hürden bedeuteten mehr neue Wohnungen, so Bruttel. Wer die Kosten ins Visier nehme, müsse auf den „Gebäude-Typ E“ setzen. Das „E“ stehe für einfaches, erleichtertes und effizientes Bauen. Konkret bedeute das: geringere Stärken bei Decken und Außenwänden. „Damit lässt sich schon Geld sparen. Aber auch Baustoffe und damit Energie, Ressourcen und CO₂. Entscheidender Kostentreiber ist die Technik – also Heizung, Lüftung, Sanitär und Elektro“, so Bruttel. Von der Haustechnik bis zur Einbauküche gelte: weniger High-End-Produkte. Außerdem ließen sich durch weniger Pkw-Stellplätze und erst recht durch den Verzicht auf Tiefgaragenplätze enorm Kosten sparen.
Die ARGE-Studie warne bei der Analyse der Neubaukosten auch davor, beim Lärm- und Klimaschutz zu überziehen: „Ein Beispiel sind dreifach verglaste Fenster. Die müssen nicht sein“, so Bruttel. Es sei höchste Zeit, das Label „gut & günstig“ an den Wohnungsbau zu kleben. Es sei immer noch besser, einfacher zu bauen, als gar nicht. Außerdem spare auch der Staat Geld, wenn er die Bauvorschriften herunterfahre: „Sinken die Baukosten, dann sinkt auch die Förderung, die der Staat aufbringen muss, damit überhaupt gebaut wird. So lassen sich unterm Strich mehr Sozialwohnungen und mehr bezahlbare Wohnungen fördern und damit neu bauen“, so Bruttel. (pm/gan)