Tiefe Täler, hohe Bäume, grüne Wiesen und ganz viele Funklöcher: Das ist der Schwarzwald. Manche mögen sich darüber freuen, nicht überall per Handy erreichbar zu sein. Doch in vielen Fällen ist das notwendig. Denn steckt man in einem Funkloch, kann das teilweise gravierende Auswirkungen haben.
Die Region ist eben nicht nur eine Idylle, sondern hier sind auch viele Unternehmen tätig, einige mit Weltruf. Da handelt es sich um keine Frage der Bequemlichkeit, wenn Mitarbeiter plötzlich keinen Handyempfang mehr haben.

Doch die Problematik betrifft nicht nur die Wirtschaft. Funklöcher können beispielsweise auch Freizeitsportlern oder Einsatzkräften, zum Beispiel der Bergwacht, Schwierigkeiten bereiten.
Die Industrie- und Handelskammern (IHK) in Südbaden haben kürzlich in einer Konferenz zur Mobilfunkanalyse auf den Missstand aufmerksam gemacht und fordern einen weiteren Ausbau der Mobilfunkversorgung.
Berge und Täler machen zu schaffen
Dass es mit dem Handyempfang an einigen Stellen so schlecht aussieht, hängt mit der bergigen Landschaft zusammen. Hier werden vergleichsweise viele Masten benötigt, um eine flächendeckende Versorgung sicherzustellen.
Im Schwarzwald-Baar-Kreis gibt es laut der Bundesnetzagentur für rund sieben Prozent der Fläche überhaupt keinen Netzbetreiber, auf elf Prozent nur einen. Dabei ist die Situation im Kreis zweigeteilt: Im flacheren Süden ist die Lage recht entspannt, im bergigen Norden in Richtung Schwarzwald nicht.
Wie sieht es also beispielsweise beim Werkzeughersteller Wiha aus, der in Schonach seinen Stammsitz hat? Man müsse zwischen dem mobilen Einsatz, wie er im Auto oder im Zug vorkommt, und dem stationären Arbeiten im Büro, also in der Werkhalle oder im Homeoffice, unterscheiden, erklärt auf Anfrage Wilhelm Hahn, geschäftsführender Gesellschafter von Wiha.
Stationär sei Mobilfunk für Wiha „praktisch irrelevant“. Alle Betriebsgebäude seien meist mit Glasfaserkabel angebunden. „Im Gebäude ist dann per WLAN oder normalen Netzwerkkabel eine Funkverbindung sichergestellt“, macht er deutlich.
In allen Gebäuden habe Wiha je nach Standort auch mal Zonen mit schwachem Mobilfunksignal, aber das liege teilweise auch einfach an den baulichen Gegebenheiten.

Mobil sei die lückenhafte Mobilfunkversorgung dagegen ein wirkliches Ärgernis, betont der Wiha-Geschäftsführer. Jeder, der aus dem Vertrieb oder dem Führungspersonal häufig mobil unterwegs sei, kenne jedes Funkloch im Schwarzwald und auf den Bahnstrecken sozusagen mit Vornamen.

Man könne nicht mobil telefonieren oder an einer Videokonferenz teilnehmen, ohne sich zwischendrin wieder für ein bis zwei Minuten auszuklinken oder gleich vor dem Funkloch auf den allseits bekannten „letzten Parkplätzen vor dem nächsten Funkloch“ haltzumachen. Einer der theoretischen Hauptvorteile von Bahnreisen für weite Strecken gehe flöten, weil man eben nicht nebenher arbeiten könne.
Bei Vergabe nicht nur aufs Geld schauen
Doch was könnte verbessert werden? Bei der Vergabe der Mobilfunklizenzen dürfe man nicht nur Euros maximieren, sondern müsse die Netzbetreiber auch vertraglich zwingen, dünn besiedelte Gebiete auszuleuchten, fordert Hahn. Insbesondere Fern- und Bundesstraßen sowie Schienennetze sollten lückenlos versorgt sein.
Energiekosten und Bürokratie schlimmer
Hat nun das lückenhafte Mobilfunknetz im Schwarzwald Konsequenzen für den Standort und die Arbeitsplätze? „Nein“, macht Hahn klar. An einen Umzug des Unternehmens werde deswegen nicht gedacht. Es seien zwar Ärgernisse, aber es handele sich um kein wirklich strukturelles Problem.
Es gebe andere Dinge, die relevanter seien, wie Steuer- und Abgabenbelastung, Energiekosten oder der Bürokratieaufwand.
Und dennoch: „Wer kein stabiles Mobilfunknetz hat, ist abgehängt“, sagt auf der IHK-Konferenz Birgit Hakenjos, Präsidentin der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg.
Es seien zudem mehrere Gebiete betroffen, verdeutlicht IHK-Geschäftsbereichsleiter Philipp Hilsenbek auf Nachfrage, so auch in Richtung Tennenbronn. Außerdem: Auch an der Martinskapelle, wo im Winter Langläufer und im Sommer Wanderer unterwegs sind, solle der Empfang schwierig sein.
Funklöcher auch bei Freizeitaktivitäten
Welche Konsequenzen hat das, konnten zum Beispiel Freizeitsportler, die Hilfe benötigten, da einmal keinen Notruf absetzen? Seines Wissens sei das bis jetzt nicht vorgekommen, sagt Janik Probst, Vorsitzender der Bergwacht Furtwangen.

Allerdings macht er auch klar, dass die Mobilfunkverbindung an vielen Stellen heikel sei. Direkt am Brend, wo auch ein Funkmast steht, sehe es gut aus, aber bereits in Richtung Naturfreundehaus werde es schlechter, noch schwieriger entwickele sich die Situation an der Martinskapelle.
Aber: Das Absetzen eines Notrufs unterscheide sich von einem normalen Telefongespräch. Beim Wählen der 110 oder 112 bedient sich das Gerät automatisch bei den Funkzellen aller verfügbaren Mobilfunkanbieter und nicht ausschließlich bei dem Anbieter, bei dem man einen Vertrag hat.
Wer also beim eigenen Mobilfunkanbieter keinen Empfang hat, kann unter Umständen trotzen einen Notruf absetzen.
Angehörige informieren
Ohnehin empfiehlt Probst Wanderern und Skifahrern gerade auf Touren, bei denen kein durchgängiger Mobilfunkempfang besteht, Angehörige im Voraus über den Aufenthaltsort zu informieren, sodass im Falle eines medizinischen Notfalls das Suchgebiet eingegrenzt werden kann.
Herausforderungen auch beim Einsatz
Probst selbst nennt weitere Bereiche, wo kein durchgängiger Empfang bestehe: entlang der B500, in Richtung Jostal, bei der Fuchsfalle, zwischen Vöhrenbach und Herzogenweiler.
Sind die Retter an solchen Stellen im Einsatz, werde die Kommunikation zur Herausforderung. Die laufe inzwischen mit der Leitstelle über Digitalfunk, der aber auf ein Mobilfunknetz angewiesen ist. Befinde man sich im Funkloch, hilft dann nur noch der gute alte Analogfunk.