Treue Kundschaft, intakte Lieferantenbeziehungen und ein kundenfreundliches Verkaufspersonal – das sind gute Voraussetzungen für einen funktionierenden Nahversorger. Doch beinahe hätte das Schiener Lädele aufgeben müssen, da der Genossenschaftsbetrieb keine Nachfolger für den Vorstand fand.
Nach einem Brandbrief der Vorsitzenden Andrea Kasper hörten acht Bürger den Alarm und setzen sich nun hochmotiviert für den Erhalt des Lädele ein. In der Generalversammlung wählten die Mitglieder einen kompletten Vorstand. Fünf Bürger unterstützen zusätzlich den Vorstand als Beisitzer. Ebenso konnte ein neues Mitglied für den Aufsichtsrat geworben werden. Mit neu gefundener Kraft möchte der Nahversorger sogar den Betrieb mit einem Anbau erweitern.
Satzung wird geändert
Der Sprecher des Aufsichtsrats, Öhningens Bürgermeister Andreas Schmid, freute sich in der Versammlung über die große Resonanz, die der Weckruf in der Bürgerschaft ausgelöst hatte, und dass sich Leute gefunden hätten, die sich beim Lädele aktiv beteiligen und in Verantwortung gehen wollen.
In der Generalversammlung stellte Schmid eine Änderung der Satzung vor, die die Genossen gefestigt in die Zukunft führen soll. Neben der wirtschaftlichen Förderung seiner Mitglieder wolle die Genossenschaft ihren Geschäftsbetrieb sowohl auf Nichtmitglieder wie auf den Großhandel mit Bedarfsgütern ausdehnen.
Neue Möglichkeiten
Falls die Genossenschaft künftig erneut Probleme mit der Rekrutierung eines Vorstands haben sollte, so wird ihr nun die Handhabe gegeben, die Räume zu vermieten oder zu verpachten. Zudem möchte die Genossenschaft im Schiener Lädele die Möglichkeit für Dienstleistungen schaffen. Mit der Satzungsänderung öffnet sie sich außerdem für die Schaffung von Zweigniederlassungen und der Beteiligung an anderen Unternehmen.
Die Bildung eines eigenen Beirats und dessen Verankerung in der Satzung sah Andreas Schmid als problematisch an, da es damit auch Verpflichtungen für dessen Rekrutierung geben würde. Die Genossenschaft suche vielmehr Formen, die die Schlagkraft nicht hemmen und den Betrieb entbürokratisieren sollen. Die Versammlung verständigte sich darauf, dem Vorstand Beisitzer bei zu gesellen.
Entwurf für Erweiterungsbau
Der Versammlung wurde ein Entwurf für einen potentiellen Erweiterungsbau des Lädele präsentiert. Die Ideenskizze soll dem Gemeinderat vorgestellt werden. Bürgermeister Schmid schlug vor, eine Arbeitsgruppe aus Vertretern des Gemeinde- und Ortschaftsrat sowie der Genossenschaft zu bilden, die die Planung diskutieren und überarbeiten könnte. Für den Erweiterungsbau seien bereits Zuschüsse aus dem Entwicklungsprogramm ländlicher Raum bewilligt worden, so Schmid.

Architektin Nicola von Magnis möchte den Charakter des Lädeles erhalten und setzt in ihrem Entwurf bewusst den Erweiterungsbau vom Gebäude ab – sowohl in der Form wie in der Wahl der Materialien.
Insgesamt soll die Fläche um 40 Quadratmeter erweitert werden, damit heimische Produkte besser präsentiert und die biologischen Produkte von der Straße weg in ein Kühlregal nach innen verlagert werden können. Ein luftiger Anbau soll Stehplätze für den Verkauf von Kaffee und Gebäck bieten.
Laudatio für Stefan Singer
Bei der Versammlung verabschiedete die Vorsitzende der Genossenschaft ihren ehemaligen Kollegen und Mitbegründer der Genossenschaft, Stefan Singer. Vor 16 Jahren habe er nach einer Lösung für die Nahversorgung in Schienen gesucht, so Andrea Kasper in ihrer Laudatio.

Er habe die Räte der Ortschaft und der Gemeinde überzeugt, ein Team zusammengestellt sowie Interessierte für die Zeichnung des Startkapitals der Genossenschaft, aber auch Freiwillige für den Umbau des ehemaligen Milchhäuschens gefunden. Kasper lobte Singers Fähigkeit, mit guten Argumenten und sozialem Handeln Differenzen schlichten zu können. Das Lädele sei unter ihm zu einem Vorzeigeprojekt geworden, so Kasper.