Herr Keil, haben Sie sich schon an die Anrede „Herr Bürgermeister“ gewöhnt?

Man reagiert relativ schnell darauf. Mein Eindruck ist aber, dass die Anrede schwerpunktmäßig im Schriftverkehr, bei offiziellen Terminen oder Sitzungen vorkommt.

Wie liefen die ersten Tage ab?

Der Einstieg ins Rathaus wurde mir durch meine Mitarbeiter sehr leicht gemacht. Ein ebenso freundlicher Empfang wurde mir in den Kindergärten, der Schule und den technischen Diensten bereitet. Alle sind sehr engagiert und helfen mir, mich bestmöglich einzuarbeiten. Eine langsame Eingewöhnung ließen sie aber nicht zu (lacht). Es ging direkt los. Um 9 Uhr hatte ich bereits ein brisantes Thema auf dem Tisch, das angegangen werden musste. Ebenso durfte ich in den ersten Tagen einem Bürger zum 95. Geburtstag gratulieren. Gerade diese Geburtstagstermine oder Jubiläen ermöglichen es, im kleinen Rahmen die Menschen kennenzulernen.

Stefan Keil am Bürgermeister-Baum, den die Verein für ihn aufgestellt haben.
Stefan Keil am Bürgermeister-Baum, den die Verein für ihn aufgestellt haben. | Bild: Löffler, Ramona

Wie haben Sie sich in die für Sie neuen Themengebiete eingearbeitet?

Wenn man eine neue Arbeitsstelle antritt, ist es für mich selbstverständlich, dass man zunächst einmal mit allen ins Gespräch kommt, zuhört, um die Gesamtheit der Verwaltung zu erfassen. Seit meiner ersten Woche gibt es wöchentlich eine Amtsleiterbesprechung, um die dringlichsten Dinge und die Vielzahl der laufenden Projekte zu besprechen. Mit der Übersichtsliste der Themen, die ich mit meinem Vorgänger Bernhard Volk erstellt habe, zeigte sich schnell, was wir prioritär angehen müssen. Dann habe ich im Juli die flexible Bürgersprechstunde gestartet, die ebenfalls dazu geführt hat, brennende Themen der Bürgerinnen und Bürger aufzunehmen. So können Wünsche, Sorgen, aber auch Ideen der Einwohner in meine tägliche Arbeit einfließen. Neben den Mitarbeitern, den Bürgerinnen und Bürgern ist natürlich der Gemeinderat eine ganz wichtige Stütze und Informationsquelle.

Hilft es Ihnen, dass Sie aus Ihrer Zeit in Stockach viele Menschen aus der Verwaltung und auch gewisse Abläufe kennen?

Ich empfinde es als großen Vorteil, dass ich aus meiner früheren Tätigkeit ein breites Netzwerk habe und viele Leute in der Region kenne. Egal ob Kulturschaffende, Touristiker, Ansprechpartner in verschiedenen Ämtern und Institutionen oder natürlich die Bürgermeister-Kollegen. Es hilft ungemein, wenn man schon Beziehungen aufgebaut hat. Dann kann man auch, wenn es eilt, bei einem Telefonat, sofort thematisch einsteigen.

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Was gefällt Ihnen bisher am besten an Ihrer neuen Arbeit?

Die Vielschichtigkeit der Themen ist enorm und das macht es sehr spannend. Klar, ist es manchmal auch herausfordernd. Ob Bauen, Verkehr, Gewerbeverein, Vereinsthemen, allgemeine Müllentsorgung, Pandemie, Digitalisierung und vieles mehr – zu allen Punkten muss die Gemeinde Stellung beziehen.

Wie sind die Arbeitszeiten – länger oder annähernd wie bisher?

Naja, das Leben in der Doppelgemeinde spielt sich ja nicht nur von 8 bis 17 Uhr ab und auch nicht nur von Montag bis Freitag. Als Bürgermeister ist man immer gefragt, auch zu ungewöhnlichen Zeiten. Das lässt sich nicht in 40 Stunden machen. Also ja, der zeitliche Aufwand ist natürlich deutlich höher als vorher.

Landrat Zeno Danner (rechts) gratuliert Stefan Keil zum Wahlsieg im zweiten Wahlgang.
Landrat Zeno Danner (rechts) gratuliert Stefan Keil zum Wahlsieg im zweiten Wahlgang. | Bild: Löffler, Ramona

Ist die Stimmung im Rathaus ebenso entspannt wie zuvor im Alten Forstamt in Stockach?

Ich bin sehr froh und dankbar, dass ich wieder ein sehr nettes Team um mich habe. Das weiß ich sehr zu schätzen. Wir treffen uns zwischendurch auch mal in gemütlicher Runde innerhalb oder außerhalb der Rathausmauern. Das ist viel wert und stärkt den Zusammenhalt. Auch als Neuer wurde ich gleich integriert. Dafür bin ich sehr dankbar.

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Sie erwähnten einmal, dass Bürger Sie häufig anrufen. Was wollen sie mit Ihnen besprechen und wie kommen Sie mit ihnen zusammen?

Der Austausch mit den Bürgerinnen und Bürgern ist für mich wichtig. Das habe ich ja auch schon im Wahlkampf gesagt. Zum einen lernt man immer etwas aus jedem Gespräch, zum anderen erweitert es das Verständnis für die Doppelgemeinde. Die Themen sind vielschichtig: vom Verkehr, über gewünschte Grundstückskäufe oder Verkäufe, Bauvorhaben, Hochwasser, Kindergarten- und Schulthemen bis zur Jagdverpachtung. Da die aktuelle Lage es zulässt, treffen wir uns in der Regel im Sitzungssaal oder auch an Ort und Stelle – je nach Thema.

Gehen Sie öfter durch die Teilorte, um sie kennenzulernen? Oder ist Ihnen Orsingen-Nenzingen schon so vertraut, dass Sie sofort wissen, wo welche Straße liegt, von der in Bauplänen oder Bürgeranfragen gesprochen wird?

Ich bin immer wieder unterwegs. Jedes Bauvorhaben, das im Gemeinderat besprochen wird, schaue ich mir vorher an. Die meisten Straßen kann ich mittlerweile zuordnen. Verschiedene Unternehmen habe ich bereits besucht, das trägt ebenfalls dazu bei.

Werden Sie dann auch spontan angesprochen und mit Anliegen oder Wünschen konfrontiert?

Wenn wir uns auf der Straße, beim Bäcker, an der Tankstelle oder im Restaurant treffen, geht es in der Regel nicht um konkrete Themen, sondern um einen netten Austausch. Manchmal resultiert daraus aber ein Termin im Rathaus. Es ist meistens sinnvoller, im geschützten Raum über Dinge zu sprechen.