Noch ist es relativ ruhig im Radolfzeller Tierheim. Einige Hunde halten sich im Freien auf und genießen die steigenden Temperaturen, fünf Hasen schnuppern frische Luft. Im Katzenhaus halten sich ebenfalls fünf Tiere auf – bis jetzt. Denn in den kommenden Wochen könnte sich das schnell ändern. Dann kommt nach und nach die nächste Generation Stubentiger auf die Welt: Die sogenannten Maikätzchen. Während viele davon privat an neue Besitzer vermittelt werden oder in ihren ursprünglichen Familien bleiben, landen auch einige von ihnen Jahr für Jahr im Radolfzeller Tierheim.

"Wir warten täglich drauf, dass welche kommen", sagt Julia Bierbach, stellvertretende Vorsitzende des Tierschutzvereins Radolfzell, der das Tierheim betreibt. Man wisse zwar nie, wie viele Jungtiere tatsächlich gebracht werden – mit ihrer Mutter oder alleine – die Tierärztin Franka Eyland, die für die Einrichtung zuständig ist, habe allerdings ein intensives Katzenjahr mit viel Nachwuchs prophezeit. Für die Pfleger würde das jede Menge Arbeit bedeuten. "Das ist ein Aufwand", so Bierbach. Wenn die Katzenjunge sehr bald nach der Geburt schon im Tierheim landen, müssen sie mit der Pipette aufgezogen werden. Ohne die ehrenamtlichen Helfer, die neben den festangestellten Pflegern im Tierheim aushelfen, sei das gar nicht zu schaffen – und auch gar nicht zu bezahlen. Nimmt die Arbeit Überhand, werden von den Helfern notfalls sogar Urlaube geopfert.

Ein weiteres Problem sind die begrenzten Räumlichkeiten. "Aber wir finden immer eine Lösung", zeigt sich Vorstand Berthold Keller optimistisch. Notfalls könnte ein Teil der Hundezwinger umgebaut werden, um die Katzen dort unter zu bringen. Zudem sei das Tierheim gut auf einen möglichen Ansturm vorbereitet. Die Quarantänestation, in der alle neuen Tiere zur Sicherheit zunächst verharren müssen, bis die Tierärztin ihren Zustand für unbedenklich befindet, und der Operationssaal seien hergerichtet. Außerdem sei genügend Futter, Spielzeug und andere Ausrüstungsgegenstände wie Schutzkleidung vorhanden.

Auch in den Räumen im Katzenhaus ist schon alles für den Stubentiger-Nachwuchs vorbereitet.
Auch in den Räumen im Katzenhaus ist schon alles für den Stubentiger-Nachwuchs vorbereitet. | Bild: Marinovic, Laura

Sobald die Katzenjunge zwölf Wochen alt sind, dürfen sie adoptiert werden. Davor sind sie noch zu jung und sollten nicht von ihrer Familie oder den anderen Katzen getrennt werden. "Wir vermitteln Katzenbabys auch immer nur zu zweit", erklärt Julia Bierbach. Trotzdem seien die Jungtiere schnell vergeben: "Babykatzen sind sehr schnell weg." Teilweise gebe es sogar Wartelisten.

Bevor die Kätzchen jedoch vermittelt werden können, müssen ihre potentiellen Besitzer sich einer Kontrolle unterziehen. "Wir schauen uns die Übernehmer gut an", sagt Eberhard Keller. Das geschieht im Übrigen nicht nur bei Katzen. Jeder, der einen Tierheim-Bewohner mitnehmen möchte, wird überprüft, um sicher zu gehen, dass die Bedürfnisse der Tiere in ihrem neuen Zuhause auch erfüllt werden. Zudem findet eine Nachkontrolle statt. Damit sollen die Tiere geschützt werden, sagt Keller: "Wenn die Bedingungen nicht den Tierschutzrichtlinien entsprechen, behalten wir uns das Recht vor, das Tier zurück zu nehmen." Bisher sei das allerdings noch nie nötig gewesen.

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