Annika Enzenmüller

Jugendliche in Radolfzell fühlen sich oft nicht willkommen. Schon lange sucht der Jugendgemeinderat (JGR) nach Plätzen, an denen sich junge Menschen treffen und aufhalten dürfen – ohne zu stören. Vor den Sommerferien haben Mitglieder des JGR eine Liste mit möglichen Plätzen vorgestellt. Nicht auf dieser Liste ist der Eingangsbereich des Kinderhilfswerks Terre des hommes bei den alten Pakethallen. Dieser steht bei einigen Jugendlichen als Treffpunkt bereits hoch im Kurs. Obwohl sie dort grundsätzlich nicht unerwünscht sind, ärgert der Umgang mit dem Platz die Mitarbeiter der Hilfsorganisation.

Christian Hofmann, Mitarbeiter bei Terre des hommes, ist sauer. Regelmäßig müssten er und die anderen freiwilligen Helfer Müll vor ihrem Eingangsbereich des Flohmarktladens wegräumen. Was hinterlassen wird, sind vor allem Alkoholflaschen, Plastikbecher, Fastfoodverpackungen, Rasierklingen und Zigarettenkippen. Diese Vorkommnisse würden sich laut Hofmann regelmäßig seit mehreren Jahren wiederholen. Die Größe der Jugendgruppen sei immer unterschiedlich. Nach seiner Einschätzung seien die Besucher des Platzes zwischen 14 und 20 Jahre alt.

Mülleimer wird meist ignoriert

In den Ferienwochenenden wären es um die zehn Personen gewesen, berichtet er. Doch vor allem in der kalten und nassen Jahreszeit sei der Platz hoch frequentiert, da es ein Schutzdach vor dem Eingang gebe. Dass die Jugendlichen sich dort aufhalten, sei auch erst mal nicht das Problem. Worum es gehe, seien die Hinterlassenschaften. Zwar sei ein Mülleimer aufgestellt worden, dieser werde allerdings nur selten genutzt. Hofmann habe die Jugendlichen schon mehrmals persönlich angesprochen. Diese seien teilweise einsichtig und würden die Nutzung des Mülleimers versprechen. Andere hingegen würden mit einer abfälligen Bemerkung antworten. Drohungen oder gar einen körperlichen Angriff habe es allerdings bis dato nicht gegeben. Mittlerweile müssten die ehrenamtlichen Mitarbeiter teilweise eine halbe Stunde früher kommen, um vorher den Eingangsbereich zu reinigen, so Hofmann. Auch sei der Tisch vor der Eingangstür bereits stark beschädigt, da die Teenager diesen als Sitzgelegenheit verwenden würden.

Stadt will Treffpunkte für Jugendliche schaffen

Bereits 2017 habe der Verein Probleme mit Sachbeschädigung gehabt. Plakate mit Werbung für die Organisation seien abgerissen worden. In einem anderen Fall sei im Eingangsbereich ein kleines Feuer gemacht worden, sodass die Türklinke abgebrannt wäre, erklärt Hofmann. Die Vorfälle seien bei der Polizei bekannt. Diese sei daraufhin auch einige Male vor Ort gewesen. Den Mitarbeitern wurde geraten, den Platz selbst immer wieder zu kontrollieren.

Laut Pressestelle der Radolfzeller Stadtverwaltung sei das Problem bereits bekannt. „Jugendliche brauchen Treffpunkte um sich mit Gleichaltrigen zu treffen. Allerdings fühlen sie sich an öffentlichen Plätzen oftmals unerwünscht“, schreibt die städtische Pressesprecherin Julia Theila auf Nachfrage. Sofern der Gemeinderat nach der Sommerpause den Vorschlägen des JGR zustimme, würden noch dieses Jahr ein bis zwei Treffpunkte speziell für Jugendliche entstehen.