Heinz Schmitt hat eine typische Fußballerkarriere durchlaufen. Er habe im Leben eben großes Glück gehabt, verriet er seinem Lobredner Markus Zähringer im Vorbereitungsgespräch für den Festakt. Zum Glück kommt jetzt noch der Preis dazu: SPD-Ortsverein und Fraktion haben Heinz Schmitt (79) den Bürgerpreis 2019 im Zunfthaus der Narrizella verliehen. Glück und Preis, das passt bei einem Fußballer zusammen.
FC als Heimat
Dabei hat Heinz Schmitt nicht zielgerichtet auf den Bürgerpreis der SPD zugedribbelt. Diese Art der Berechnung liegt ihm fern. Er hat eher versucht, seine Erfahrungen an die Gesellschaft zurück zu geben, die er als Glück erfahren hat. Von den Großeltern aufgezogen, sei Heinz Schmitt als Neunjähriger im FC Radolfzell aufgenommen worden. "Hier hat er stabile Beziehungen erfahren, er ist vom Underdog aufgestiegen zum Gestalter, auf der Position des Torjägers war er unverzichtbar", bescheinigte ihm der Vorsitzende des SPD-Ortsvereins.
Brückenfest für einen guten Zweck
Zähringer ging deshalb auf Schmitts Fußballkarriere ein, weil sie die Basis für sein späteres ehrenamtliches Engagement war: Die Zeit als Jugendtrainer, die Organisation eines Abschiedsfests für die alte Mettnaubrücke im Jahr 2004 und seither das jährliche Brückenfest als gesellschaftliches Ereignis für einen guten Zweck, der Glühweinverkauf auf dem Wochenmarkt. "In dieser Zeit sind 18 000 Euro für einen guten Zweck zusammengekommen", summierte Zähringer die guten Taten in Euro auf. Entscheidend sei für Heinz Schmitt immer gewesen: "Wichtig ist für ihn das Miteinander."
Dieses Engagement hat auch deshalb gefruchtet, weil Heinz Schmitt unzählig viele Leute in Radolfzell kennt. Vom Fußball, von seiner Zeit als Marktmeister, von seiner Zeit als Personalrat in der Stadtverwaltung, von seiner Zeit als Bademeister im Seebad. In diesen Jahren war das Seebad ein gesellschaftlicher Treffpunkt, das Hannocken-Sextett spielte zum Seebadfest auf und tut es für Heinz Schmitt beim Brückenfest noch immer. Zur Bürgerpreisverleihung übten die Musiker den Triumphmarsch aus der Verdi-Oper Aida ein. Was den SPD-Fraktionssprecher im Gemeinderat und Moderator der Verleihung Norbert Lumbe zur rhetorischen Frage veranlasste: "Was kann's noch geben nach der Aida?"
Nervös am Rednerpult
Nun, einen beeindruckten und berührten Preisträger. Heinz Schmitt, der sonst eher das Herantreten von der Seite mit den Worten "Könntsch it mol, dätsch it mol?" bevorzugt, bekannte am Rednerpult im Zunfthaus: "Ich bin kein Redner, ich bin auch nervös." Denn, das stellte auch Oberbürgermeister Martin Staab in einem Grußwort klar, die Auszeichnung sei mehr als nur die Anerkennung einer Partei: "Gäbe es den Bürgerpreis der SPD nicht, man müsste ihn erfinden." Hier würden Menschen geehrt, die im Stillen tätig seien: "Toleranz und Solidarität müssen hervorgehoben werden."
Heinz Schmitt im Glück
In diesem Sinne war Heinz Schmitt "sehr stolz, dass ich von der SDP für den Bürgerpreis vorgeschlagen wurde". Die Freude wollte er schnell teilen – mit seiner Frau Regina, "die hat gerade viel Arbeit, ich bin nicht so gesund". Hermann Leiz, mit dem sich Schmitt bei der Betreuung des verstorbenen Ehrenbürgers Werner Messmer abgewechselt hatte, musste für diesen Anlass extra einen Blumenstrauß besorgen. "Mit roten Rosen, aus Liebe zu seiner Frau", ergänzte Leiz. Damit bestätigte sich noch einmal der letzte Satz aus der Lobrede von Markus Zähringer: "Heinz Schmitt hat nicht nur Glück gehabt, er auch vielen Glück gebracht."
Zunfthaus statt Rathaus
Normalerweise verleiht die SPD in Radolfzell ihren Bürgerpreis im Bürgersaal des Rathauses. Das ist in Wahlkampfzeiten nicht möglich. Doch die SPD ist in unmittelbarer Nachbarschaft für die 21. Verleihung dieses Preises fündig geworden. "Zum Glück gibt es das Zunfthaus der Narrizella Ratoldi", begrüßte Fraktionsvorsitzender Norbert Lumbe die Gäste. Darunter zahlreiche Stadträte, Oberbürgermeister Martin Staab und Monika Laule. Was eine Premiere für die Bürgermeisterin war: "Sie waren in den zwanzig Jahren zuvor niemals da", stellte Lumbe fest.