Gerald Jarausch

Die Bauarbeiten an der Gerhard-Thielcke-Realschule haben begonnen. Die Schule, die seit Jahren unter Platznot leidet, soll in den nächsten anderthalb Jahren erweitert werden. Dafür wird die Stadt Radolfzell rund neun Millionen Euro investieren. Ab sofort sind auch die Zufahrts- und Gehwege zur Realschule und dem benachbarten Gymnasium nur noch eingeschränkt verfügbar. So wird der Zugang von der Markelfinger Straße, der zwischen den Außensportanlagen und der Sporthalle zum Hof der beiden Schulen führt, in der gesamten Bauzeit als Baustellenzufahrt genutzt. Außerdem wird der Fußweg von der Waldstraße komplett gesperrt. "Die Sperrung wird voraussichtlich bis November 2020 nötig sein", wie Moritz Schade von der Pressestelle der Stadt Radolfzell erklärt. Als Zugangs- und Zufahrtswege fungieren in der Bauphase die nordöstlichen Erschließungswege.

Mit dem Neubau soll ein jahrelanges Manko endlich behoben werden. Nach der Aufhebung der Grundschulempfehlung vor wenigen Jahren hat sich der Andrang auf die Realschule noch einmal erhöht und damit auch der Druck auf das vorhandene Raumangebot. Im vergangenen Schuljahr besuchten 670 Schüler die Thielcke-Schule. Bei deren Bau im Jahr 1980 war man von deutlich weniger Schülern ausgegangen. Die Gerhard-Thielcke-Realschule ist aktuell vier- bis fünfzügig organisiert.

Der Erweiterungsbau wird auf einer im Flächennutzungsplan ausgewiesenen Schulerweiterungsfläche westlich des Bestandsbaus errichtet. Dafür musste vorab das Baufeld umfangreich geräumt werden. Die Gründung ist wegen des sehr schlechten Baugrunds aufwendig und erfordert ein Ableiten der Lasten in Bohrpfähle. Das Untergeschoss wird wegen des hohen Grundwasserstands als "Weiße Wanne" (wasserundurchlässiger Beton) ausgebildet, wie es in der Maßnahmenbeschreibung der Stadt heißt.

Das neue Gebäude wird dreigeschossig. Im Untergeschoss sind Haustechnik und Lagerräume vorgesehen. Ins Erdgeschoss kommen neben dem Physiksaal die Räume des Ganztagsprogramms untergebracht: Mediathek, Lernatelier, Spieleraum, Kreativraum. Der Haupteingang wird in Richtung Bestandsgebäude und Schulhof angeordnet. Im Obergeschoss entstehen sechs Klassenräume mit jeweils 66 Quadratmetern Fläche und ein Mehrzweckraum mit knapp 150 Quadratmetern Fläche. Letzerer wird durch seine Raumhöhe von rund 4,80 Meter verschiedene Nutzungen zulassen. Erd- und Obergeschoss sind über ein zweigeschossiges Foyer miteinander verbunden. Ein Verbindungssteg verkürzt die Wege zwischen Bestands- und Erweiterungsbau im Obergeschoss. Die Innenwände des Neubaus bestehen aus Sichtbeton oder werden als leichte Trennwände hergestellt. Der Fußboden erhält einen Linoleum-Belag.

Das Gebäude entsteht in passivhausähnlicher Bauart. Die Fassaden sind hoch wärmegedämmt und werden hinterlüftet. Alle Fenster und Pfosten-Riegel-Fassaden bekommen Dreifach-Verglasungen. Das Gebäude wird barrierefrei mit einem Aufzug erschlossen. Die Außenmaße betragen 44 mal 31 Meter, bei einer Maximalhöhe von 10,46 Meter.