Mit großen Sorgen hatten viele Wählerinnen und Wähler in Radolfzell auf diese Bundestagswahl geblickt. Die Ergebnisse lieferten wenig Überraschungen auf Bundesebene. In Radolfzell ist die Verdoppelung der Stimmen für die in Teilen rechtsextreme Alternative für Deutschland (AfD) allerdings schon eine Besonderheit.
Kein Wahlkampf in der Stadt
In der Stadt gibt es keinen Ortsverband. Bei der Kommunalwahl vor einem halben Jahr hat die AfD keine Liste aufgestellt. Bis auf Plakate fand praktisch kein Wahlkampf statt. Dennoch wählten 3148 Personen in Radolfzell die AfD, 1807 Menschen mehr als noch vor drei Jahren. Fast so viele wie die Grünen (3347 Wähler) und deutlich mehr als die SPD (2793 Wähler); beide hatten einen engagierten Wahlkampf betrieben.
Nach der Wahl beginnt nicht nur eine schwierige Regierungsbildung in Berlin, sondern auch eine schmerzvolle Aufarbeitung in der Stadt. Viele Menschen ließen sich von populistischen Versprechen mehr beeindrucken als von Gesprächen mit bekannten Gesichtern der lokalen Politik. Wie schwer es sein wird, dieses Vertrauen zurückzugewinnen, werden Kommunalpolitiker jetzt zu spüren bekommen.