Die Narrizella Ratoldi wartet darauf, dass endlich wieder Fasnacht ist. Nochmals ein Jahr ohne närrisches Trieben kann sich der Vorstand der Radolfzeller Narrenzunft gar nicht vorstellen: „Wir brauchen die Fasnacht. Und die Fasnacht braucht die Tuchfühlung zu den Menschen, die Empathie und das närrische Umtreiben“, sagte Präsident Martin Schäuble auf der Hauptversammlung im Milchwerk. Sein Dank galt den Zunftmitgliedern, die dem Aufruf zu den Einschränkungen während der Corona-Pandemie nachkamen. Das sei vielen schwer gefallen und keine Selbstverständlichkeit gewesen, so Schäuble. Mit seinen rund 1000 Mitgliedern trage die Zunft in Radolfzell gesellschaftliche Verantwortung.

Die Disziplin der Mitglieder während der Pandemie bestärkte Schäuble in der Haltung, dass man sich auf die Narrizella verlassen könne. „Wir werden 2022 eine Fasnacht machen – in irgendeiner Form“, so Schäuble mit einem direkten Blick zu Bürgermeisterin Monika Laule. Dafür setze er sich ein. Zum Auftakt kündigte er für Donnerstag, 11. November, eine Aufführung der „Weibsbilder“ für Zunftmitglieder im Zunfthaus mit 2G-Regelung, also für Geimpfte oder Genesene, an.

Satzungsänderung geplant

Der Geschäftsbetrieb der Narrizella ist in langsamen Schritten wieder angelaufen. „Die Sitzungen des Narrenrates und der Abteilungen finden wieder unter einer gewissen Normalität statt“, so Schäuble. Während der Pandemie habe sich der Narrenrat in zwei Klausurtagungen den Aufgaben angenommen, die lange Zeit liegen geblieben seien. Dort seien Beschlüsse getroffen worden, die den Narrenverein nachhaltig beschäftigen werden, für die nächsten zehn Jahre ausrichten und nach Beratungen in den einzelnen Abteilungen in der kommenden Hauptversammlung in eine neue Satzung münden könnten.

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Der Narrenverein möchte sich in der Satzungsänderung die Möglichkeit für Online-Versammlungen geben, die Datenschutzordnung einbeziehen, die Rechte für Bild- und Tonmaterial regeln sowie geheime Wahlen auch für die Hauptversammlungen verankern. Zudem möchte die Narrizella Ratoldi ihren Vereinszweck erweitern. Die Zunft sieht sich künftig nicht mehr als einen reinen Fasnachtsverein an, sondern stellt sich durch seine Veranstaltungen außerhalb der närrischen Zeit als kultureller Verein dar.

Jugendforum, Baum-Patenschaft, Narro-Orchester

Präsident Martin Schäuble kündigte auf der Versammlung das neue Jugendforum „Narrenellipse“ an, mit dem speziell die Jugend zwischen 15 und 21 Jahren angesprochen werden sollen. Die Narrenellipse hat einen eigenen Rat bestehend aus elf Mitgliedern aus den einzelnen Abteilungen. Dieser versteht sich als ein Ansprechpartner für Ideen für die Jugendlichen und möchte zur Fasnacht eigene Veranstaltungen etablieren. Die Zunft möchte ebenso mit Kindern und Jugendlichen ein Narro-Orchester aus der Taufe heben, bei der keine eigene Mitgliedschaft im Verein vorgesehen ist.

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Der Bürgerball der Narrizella Ratoldi entwickelte sich zu einem Stiefkind und soll unter neuem Namen und mit neuem Konzept als eine Art „Fasnachtsball“ und in Kooperation mit der Narrenzunft der Froschen wiederbelebt werden. Auch widmet sich die Narrizella künftig der Nachhaltigkeit. Unter dem Titel „Narrenbaum-Neutral“ übernimmt die Holzer-Abteilung eine Patenschaft für die Anpflanzung neuer Bäume sowie für die Pflege einer mehrere Hektar großen Waldfläche.

Erhalt des Narrenschopfs

Rund 10.000 Euro möchte die Narrizella in den Erhalt ihres Narrenschopfs investieren. Für weitere drei Hallentore werden noch Angebote eingeholt. „Dann haben wir ein tolles Zunfthaus und einen tollen Narrenschopf“, kündigte Schäuble an. Während der Pandemie sind wichtige Unterlagen der Zunft in einem neuen Archiv in der Geschäftsstelle zentralisiert, gescannt und digitalisiert worden.

Rund 120 Mitglieder und Gäste verfolgten die Hauptversammlung der Narrizella Ratoldi im großen Saal des Milchwerks.
Rund 120 Mitglieder und Gäste verfolgten die Hauptversammlung der Narrizella Ratoldi im großen Saal des Milchwerks.

Die Finanzen zeigen sich trotz der Folgen der Pandemie stabil. Die Zunft konnte ihre Verpflichtungen aus dem Kredit für das Zunfthaus bedienen. Im Vermögensbereich konnte der Förderverein durch Verpachtung des Zunfthauses in 2019 und 2020 die Zunft mit jeweils 10.000 Euro unterstützen. Für die beiden Jahre verzeichnete der Verein rund 16.000 Euro Gewinn.

Schlachtfest als Hybrid-Veranstaltung

Als Ausblick auf die Finanzen im fasnachtfreien Jahr 2021 prognostiziert Säckelmeister Joachim Bold unter der Rücksichtnahme konstanter Einnahmen aus den Mitgliederbeiträgen, der Narrenzeitung Kappedäschle sowie der Anmietungen des Zunfthauses einerseits und fehlenden großen Ausgaben für die vergangene Fasnacht eine schwarze Null. Die Remise des Zunfthauses stellte der Narrenverein für das städtische Corona-Testzentrum kostenfrei zur Verfügung. Während der Pandemie vermietete der Verein sein Zunfthaus an 166 Hochzeitspaare.

Für Samstag, 13. November, kündigte der Präsident das Schlachtfest als „Hybrid-Veranstaltung“ an. In der Remise mit Zugang über die Seestraße könne das Fest unter einer 2G-Regelung mit Musik stattfinden. Gegen Vorbestellung können in der Kaufhausstraße Schlachtplatten abgeholt werden.