Es ist ein Vorhaben, über das schon lange gesprochen wird: Schon seit Jahren wird in Radolfzell darüber diskutiert, mit welchen baulichen Maßnahmen an der Ratoldusschusschule Energie eingespart werden könnte. Zuletzt kam das Thema im Frühsommer des vergangenen Jahres im Gemeinderat auf. Das Besondere: Umgesetzt werden soll das über das Energiespar-Contracting-Modell. Dabei übernimmt ein Dienstleister die Finanzierung, Planung, Umsetzung und Betreuung von Energiesparmaßnahmen.
2020 hatte der Gemeinderat die Verwaltung beauftragt, das Model umzusetzen, 2022 wurde die Firma Engie beauftragt, eine Feinanalyse über die Kosten vorzulegen. Diese wurde nun jüngst im Ausschuss für Planung, Umwelt und Technik vorgestellt.
Welche Maßnahmen sollen umgesetzt werden?
Michael Paschek von der Firma Engie erläuterte die Vorschläge für bauliche Maßnahmen. So gebe es an der Schule aktuell zwei Ölkessel, davon solle einer entfernt und durch einen Pelletkessel ersetzt werde. Der zweite solle auf Erdgas umgerüstet werden und künftig als Spitzenlastkessel dienen. Zudem schlug er die Aufstellung eines Pelletlagers auf der Nordseite des Westbaus sowie die Installation eines Pufferspeichers im Keller vor.
Außerdem soll die Fassade eine neue Wärmedämmung erhalten und zwei Eingangsbereiche sollen mit neuen Glasvordächern versehen werden. Zusätzlich sollen Fenster und Außentüren erneuert werden. Aktuell gebe es noch viele verschiedene Fenster, sowohl, was Alter, als auch Material angeht, so Paschek. „Die würden wir gerne auf einen Stand bringen.“ Auch beim Sonnenschutz sind Erneuerungen vorgesehen. „Die Jalousiekästen werden dann gedämmt, sodass wir da höchste Effizienz erreichen können“, erklärte Michael Paschek.
Neue Dämmung und Photovoltaik
Des weiteren schlug er, das Dach komplett abzudecken und Dämmstoff von außen auf die Sparren anzubringen. Anschließend sollen eine neue Lattung und neue Ziegel angebracht werden. Auch zählte Paschek eine neue Blitzschutzanlage sowie einen Anschluss an bestehende Erder und die Nachrüstung eines weiteren Erders auf.
Durch Photovoltaik-Anlagen soll Solarenergie gewonnen werden. Michael Paschek rechnet bei einer Photovoltaik-Anlage auf dem Altbau mit einem 198 Kilowatt-Peak (kWp) und auf Mensa und Neubau mit einem 73,5 Kilowatt-Peak. Gemeint ist die maximale Leistung unter Standardbedingungen. Auch solle ein Energiemanagementsystem aufgebaut werden. Dadurch könne der Energieverbrauch und auch der erzeugte Solarstrom erfasst werden, monatlich und jährlich gebe es Energieberichte.
Fast 350 Tonnen CO2-Einsparung
Wie Michael Paschek erläuterte, rechnet die Firma Engie durch die verschiedenen Maßnahmen jährlich mit einer CO2-Einsparung in Höhe von 348,9 Tonnen. Preislich belaufe sich die Energie- und Kosteneinsparung auf 109.203 Euro pro Jahr.
Oberbürgermeister Simon Gröger wies darauf hin, dass die Umsetzung der Maßnahmen mittelfristig voraussichtlich nur durch Contracting möglich sei. „Die Menge an Aufgaben, die wir haben, bringt uns an die Grenze der personellen Möglichkeiten“, so Gröger.
Auch Angelique Augenstein, Leiterin des Dezernats für nachhaltige Stadtentwicklung und Mobilität betonte, der Fachbereich Hochbau und Gebäudemanagement müsse bei der alleinigen Umsetzung eine ganze Stelle dafür einsetzen. Bei der Umsetzung über das Energiespar-Contracting-Modell seien es dagegen 0,4 Stellen. Denn, so heißt es in der Sitzungsvorlage, die Maßnahme bedürfe trotzdem noch „der Bauherrenpräsenz und Bauüberwachung durch die Stadt“.
Gemeinderat muss jetzt entscheiden
Das Ausschussgremium stimmte schließlich bei einer Gegenstimme und einer Enthaltung dafür, die Maßnahmen über das Contracting-Modell ohne Teilzahlung durch die Stadt Radolfzell umzusetzen. Laut Sitzungsvorlage liegt der finanzielle Gesamtaufwand über die Laufzeit von 20 Jahren bei etwa 6,98 Millionen Euro. Unter Berücksichtigung einer monatlichen Förderung in Höhe von 321.000 Euro, die Engie beantragen muss, liegt die jährliche Contractingrate bei etwa 332.900 Euro. Dies entspreche einer monatlichen Belastung im Ergebnishaushalt von rund 27.740 Euro.
Wann die Maßnahmen umgesetzt werden würden, ist noch unklar. Am 25. Juli soll der Gemeinderat über das Thema entscheiden, der Beschluss steht dann aber unter dem Vorbehalt einer abschließenden Prüfung durch die Rechtsaufsichtsbehörde. Diese ist nötig, da sich die Kosten gegenüber einer zuvor erstellten Grobanalyse stark erhöht haben. Wie Michael Paschek im Ausschuss erklärte, gibt es aber noch weitere Unsicherheiten bezüglich des Zeitpunkts der Umsetzung.
So sei durch Lieferzeiten der Materialien mit einem Beginn nicht vor Herbst 2023 zu rechnen. Zudem sei der Fertigstellungstermin abhängig vom Zeitpunkt der Beauftragung und auch von der Witterung. Im Winter etwa könne eine Fassadendämmung nicht angebracht werden, da dafür mindestens Temperaturen von fünf Grad Celsius benötigt würden.
„Wir würden das gerne schnellstmöglich umsetzen“, erklärte Michael Paschek – soweit es der Schulbetrieb zulasse. Der Fenstertausch solle vorwiegend in den Ferien erfolgen, allerdings sei in den Investitionskosten auch die Aufstellung von Containern zur Errichtung zweiter Klassenräume für zwei Wochen enthalten. In diese könnte ausgewichen werden.