Das Kindergartenjahr hat begonnen. In den städtischen Betreuungseinrichtungen herrscht fast so etwas wie Normalität. Aber eben nur fast, denn die Corona-Pandemie verlangt dem pädagogischen Personal in den Kitas und Kindergärten einiges ab und setzt sie vor große Herausforderungen. Oder wie es Heike Wünsch formuliert: „Wir müssen in diesen Zeiten noch kreativer sein“, sagt die Leiterin der Kindertagesstätte Mezgerwaidring in Radolfzell. Die vergangenen Wochen und Monate sind am Personal, den Kindern und auch den Eltern nicht spurlos vorbeigegangen. „Während Corona ist es eine andere Art zu arbeiten. Der Mehraufwand für unser Personal ist immens“, sagt Wünsch.

Jeder bleibt in seiner Gruppe

Gruppenübergreifendes Spielen oder Veranstaltungen sind in den Kinderbetreuungseinrichtungen nicht erlaubt. Soll heißen: „Jede Gruppe bleibt unter sich“, sagt Wünsch. Auch Ausflüge etwa zur Feuerwehr oder auf den Bauernhof seien derzeit nicht erlaubt. „Das beinhaltet auch unsere Feste und Veranstaltungen“, so Wünsch weiter.

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Was für die Kinder gilt, gilt auch für die Erzieher. Auch sie dürfen nur in ihren jeweiligen Gruppen bleiben. „Alle Erzieher arbeiten ausschließlich mit ihren Kindern und in ihrer Gruppe“, berichtet Wünsch. Aktuell werden in der Einrichtung im Mezgerwaidring drei Gruppen angeboten. Mit einer Ausnahme: Eine Sonderregelung, die auch eine Durchmischung des pädagogischen Personals erlaube, sollte ein Krankheitsfall im Personal auftreten. „Sonst könnten wir den Betrieb nicht aufrecht erhalten“, betont sie.

1,5 Meter Abstand und drei Eingänge

Laut Heike Wünsch ist Abstand weiterhin das Gebot der Stunde – mit Blick auf Eltern und Arbeitskollegen. Bei den Kindern sieht dies anders aus. „Dort ist der Abstand schwierig“, sagt sie. Sie sei sich sicher, dass die Kinder in bestimmten Situationen die Nähe brauchen würden. Gerade auch zu Beginn des neuen Kindergartenjahres. „Der Mindestabstand zu Kindern ist nicht machbar. Die Kinder brauchen es auch einfach einmal, in den Arm genommen zu werden, vor allem auch bei der Eingewöhnung“, ergänzt Vera Stockmann, stellvertretende Leiterin der Einrichtung.

Die Pandemie erfordert viel administrative Arbeit und Koordination. Laut Leiterin Heike Wünsch ist deshalb Kreativität gefragt.
Die Pandemie erfordert viel administrative Arbeit und Koordination. Laut Leiterin Heike Wünsch ist deshalb Kreativität gefragt. | Bild: Matthias Güntert

Anders sieht es bei den Erziehern selbst und vor allem im Elterngespräch aus. „Unter Erziehern wird der Abstand eingehalten“, sagt Wünsch. Da dies nicht überall möglich ist, wurden Dienstbesprechungen des gesamten Personals in den Hausgang verlegt, da es dort genügend Platz für die geforderten Corona-Richtlinien gebe.

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Ein Umstand, der den Mitarbeitern in der Kindertagesstätte Mezgerwaidring zugutekommt: Das Gebäude hat drei Eingänge. Jede Gruppe betritt am Morgen und verlässt am Nachmittag die Einrichtung durch einen davon. „So können wir sicherstellen, dass sich die Eltern und die Kinder der jeweiligen Gruppen nicht begegnen“, so Wünsch. Aktuell sind noch nicht alle Kinder da, dies ändere sich aber in der kommenden Woche.

Gesungen und gespielt wird lieber draußen

„Aramsamsam“ oder andere Kindergartenlieder hört man derzeit in der Kindertagesstätte nur bedingt – und wenn, dann im Freien. Denn Singen ist derzeit nur draußen erlaubt, was auch den Singkreis einschließt. Überhaupt, gespielt wird in der Kindertagestätte, wenn es geht, hauptsächlich draußen. „Durch die Vorgaben gibt es derzeit im Gebäude keine Sport- und Bewegungsspiel“, sagt Stockmann. Die Mitarbeiter schauen deshalb etwas angespannt in Richtung Winter. „Auch mit Blick auf die Infektionsanfälligkeit“, so Stockmann weiter.

Eigentlich keine Maskenpflicht, eigentlich...

Generell gilt keine Maskenpflicht in den Kinderbetreuungseinrichtungen – solange Erzieher und Kinder unter sich sind. Dies ändert sich aber, wenn Eltern die Einrichtung betreten. „Sobald Eltern im Haus sind, müssen sie Masken tragen“, betont Stockmann. Auch Erzieher sind dann angehalten einen Mundschutz zu tragen und im Elterngespräch die 1,5 Meter Abstand zu wahren. „Das Miteinander mit den Eltern ist gut, sie haben für die Vorgaben viel Verständnis“, sagt Stockmann.

Rotznasen und Reiserückkehrer

Für Kinder, die nach ihrem Urlaub zurück in die Kindertagesstätte kommen gilt: Eltern müssen bestätigen, dass sie keinen Kontakt zur Corona-Erkrankten hatten. Erst dann dürfen sie wieder in die Betreuung. Reiserückkehrer aus Risikogebieten müssen sich laut Wünsch testen lassen. „In einem Testzentrum oder beim Kinderarzt“, betont sie. Und auch dann müssen die Eltern das negative Ergebnis schriftlich bestätigen.

Eltern haben Verständnis für Regeln

Wer dies nicht vorweisen kann oder wer sich nachweislich mit Corona infiziert habe, müsse sich laut Wünsch in 14-tägige Quarantäne begeben. „Der Kontakt und der Austausch mit den Eltern ist viel mehr geworden“, sagt die Leiterin. Die wichtigste Nachricht schiebt sie hinterher: „Bei allen Entscheidungen geht es uns um das Wohl der Kinder.“