Die Stadt Radolfzell will in der Kernstadt den aktuellen Bedarf von etwa 70 Plätzen für über Dreijährige mit einer Kindertagesstätte in Modulbauweise in der Hebelstraße decken. Für das ausgesuchte Grundstück zwischen Unterseestadion und Haselbrunnsteg hat der Ausschuss für Planung, Umwelt und Technik jetzt die Aufstellung eines Bebauungsplans beschließen müssen, da die Fläche bisher nicht für eine Bebauung freigegeben war. Auf Antrag von CDU-Stadtrat Christof Stadler wird das Projekt erweitert. Auf dem eigentlichen Kindergarten sollen ein oder zwei Stockwerke aufgesetzt und als Wohnungen genutzt werden.

Der erste Vorschlag der Stadtverwaltung, den Kindergarten für drei Gruppen dort eingeschossig in einer Holzmodulbauweise zu errichten und für eine spätere Erweiterung der Einrichtung das Aufsetzen eines zweiten Geschosses im Bebauungsplan möglich zu machen, stieß auf grundsätzliche Kritik im Ausschuss. CDU-Stadtrat Christof Stadler bescheinigte der Verwaltung „keine gute Stadtplanung“. Er reagierte mit Unverständnis auf die eingeschossigen Baupläne auch mit Hinblick auf die Wohnungsknappheit und den Umgang mit Ressourcen: „Dem kann ich nicht zustimmen, das wäre die größte Flächenverschwendung weit und breit.“

Aufstockung des Gebäudes beschlossen

Stadler beantragte die Aufstockung des Gebäudes: „Zweimal 700 Quadratmeter dort sind 14 zentrumsnahe Wohnungen“, rechnete der CDU-Stadtrat den möglichen Ausbau an dieser Stelle vor. Auch dass „der einzige Bolzplatz weit und breit“ weggenommen werde, verstehe er nicht. Stadler regte die Verlegung der Kindertageseinrichtung auf die Parkplätze am Unterseestadion an: „Dort passt das Gebäude hin.“

Das Argument mit dem Bolzplatz versuchte Fachbereichsleiter Thomas Nöken zu entkräften. So verschwinde das Spielfeld an dieser Ecke nicht ganz, es werde nur in Richtung Unterseestadion gedreht. Auch sei dieser Bolzplatz nur „schwach frequentiert“. Die Auswahl des Grundstücks habe die Verwaltung entsprechend der Beschlusslage im Juli vorgenommen. Damals hat der Gemeinderat die Verwaltung beauftragt, eine dreigruppige Kindergartenanlage als dauerhaftes, ortsgebundenes Gebäude in Modulbauweise in der Hebelstraße zu realisieren.

Enormer Flächenverbrauch befürchtet

Anja Matuszak von der Freien Grünen Liste kritisierte den enormen Flächenverbrauch eines eingeschossigen Kindergartens. Das Gebäude wird im Plan mit knapp 740 Quadratmetern Grundfläche angegeben, die Terrasse misst 150 Quadratmeter und die Außenfläche über 1000 Quadratmeter. Die Probleme des Flächenverbrauchs seien zwar erkannt, aber es fehle an einer vernünftigen Handlung: „Wir müssen uns lösen von dem, was wir schon immer gemacht haben“, sagte Matuszak.

SPD-Stadtrat Norbert Lumbe verteidigte den Vorschlag der Verwaltung. Er bekräftigte den Eindruck, dass auf dem Bolzplatz kaum spielende Kinder zu sehen seien: „Ganz anders verhält es sich mit den Plätzen im Stadion, die werden gut genutzt.“ Er glaube, dass ein Kindergarten gut ohne aufgesetzte Wohnbebauung auskomme. Ob der städtische Haushalt genug Spielraum für eine Kombilösung hergebe, da habe er seine Zweifel. „Auch wissen wir dann nicht mehr, wann der Kindergarten kommt.“

Verfahren dauert wohl lange

Bei drei Gegenstimmen, einer Enthaltung und acht Befürwortern setzte sich der Antrag von Christof Stadler und dessen Argument „alle bauen Wohnungen mit Gewinn“ durch. Zumindest nach diesem Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan wäre jetzt ein Kindergarten mit aufgesetzter Wohnetage möglich. Aber das Verfahren dauert länger: „Dafür bräuchten wir mindestens ein Vierteljahr mehr“, sagte Gerhard Schöpperle vom Gebäudemanagement der Stadt.