Diese Ehre wird nur wenigen zuteil: Für mehr als ein halbes Jahrhundert Engagement im Radolfzeller Gemeinderat wurde Walter Hiller nun der Ehrenring der Stadt verliehen. Von Herbst 1972 bis Juni dieses Jahres saß er im Gremium, zu Beginn für die SPD und ab 1987 für die Freien Wähler. Damit stellte er einen Rekord ein: Wie die Stadtverwaltung berichtet, ist kein anderer Mandatsträger dokumentiert, der längere Zeit im Gemeinderat aktiv war.

Kein Wunder also, dass es laut Fraktionssprecher Dietmar Baumgartner für die Freien Wähler klar gewesen sei, den Antrag auf Verleihung des Ehrenrings zu stellen. Dem wurde stattgegeben, geehrt wurde Walter Hiller nun im Rahmen der jüngsten Gemeinderatssitzung.

Voll besetzter Bürgersaal zeigt Respekt

Dort zeigte sich die Wertschätzung der Stadt und ihrer Bürger anhand der großen Anzahl an Zuschauern: selten war der Bürgersaal voller. Weil die Sitzplätze nicht ausreichten, mussten einige Teilnehmer stehen. Gekommen waren auch ehemalige Gemeinderäte, die seit der jüngsten Wahl nicht mehr zum Gremium gehören. Neben Oberbürgermeister Simon Gröger und Baumgartner fand dabei auch der Geehrte selbst einige Worte.

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Oberbürgermeister Simon Gröger erklärte, Walter Hiller habe Außergewöhnliches für Radolfzell geleistet und damit auch viel Zeit verbracht. Grob gerechnet habe er gut 2800 Stunden in Gemeinderatssitzungen verbracht. Die Zeit, die er in über 16 Ausschüssen und Arbeitskreisen verbracht habe, sei da auch noch gar nicht eingerechnet.

Damals saß nur eine Frau im Gremium

Bei seiner ersten Wahl habe er auf dem letzten Listenplatz der SPD kandidiert, erinnerte Hiller in seinen Worten. Er sei als Nachrücker schließlich ins Gremium gekommen. Damals habe es noch 15 männliche Gemeinderäte gegeben und nur eine Frau – mittlerweile sind die Verhältnisse mit neun Gemeinderätinnen und 17 Gemeinderäten etwas ausgeglichener. Auch habe man sich früher zu Nachsitzungen in den Lokalen der Stadt getroffen, um über so manche Themen zu sprechen. „Die Zusammenarbeit war parteiübergreifend und von gegenseitigem Respekt geprägt“, so Hiller.

Walter Hiller trägt sich in das goldene Buch der Stadt ein – und trägt am Finger bereits den Ehrenring.
Walter Hiller trägt sich in das goldene Buch der Stadt ein – und trägt am Finger bereits den Ehrenring. | Bild: Marinovic, Laura

Frühere Themen seien etwa die Besetzung des alten Feuerwehrhauses durch Jugendliche und die anschließende Schaffung eines Jugendtreffs und die Diskussion über eine Stadthalle am See gewesen, die schließlich zum Umbau des Milchwerks zum Veranstaltungshaus geführt habe. „Wenn ich zurückblicke, gab es manche Entscheidung, die ich anders machen würde, und manche, für die man mehr hätte kämpfen müssen“, befand Walter Hiller. Allerdings habe er sich immer als Interessenvertreter der Radolfzeller Bürger verstanden.

„Die Liste Ihres Engagements ist lang“

OB Simon Gröger bezeichnete Walter Hiller auch als „Finanzexperten des Rates“, denn er habe stets auf einen ausgeglichenen Haushalt gelegt. Auch habe das Turnerheim ihm sehr am Herzen gelegen, nach dem Jahrhunderthochwasser 1999 habe er sich sehr für einen Neubau eingesetzt und dabei auch selbst angepackt. Auch heute sei Walter Hiller dem Turnerheim und dem Turnverein noch verbunden, sei sogar zum Ehrenvorsitzenden des Förderkreises ernannt worden.

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Zudem seien der Spitalfond und das Radolfzeller Pflegeheim wichtige Themen für Hiller gewesen, er habe den Neubau auf der Mettnau unterstützt und sich für eine Nachnutzung des Gebäudes in der Poststraße starkgemacht. Außerdem habe er sich für bezahlbare Bauplätze, die Aktionsgemeinschaft und viele weitere Themen eingesetzt. „Die Liste Ihres Engagements ist lang“, betonte Simon Gröger an Walter Hiller gewandt.

Der Ehrenring solle nun als „ein Zeichen unserer tiefen Wertschätzung, Dankbarkeit und Respekts“ verstanden werden, so der Oberbürgermeister. Verliehen werde er an außergewöhnliche Persönlichkeiten, die sich in besonderem Maß für Radolfzell einsetzen. Vor Walter Hiller wurden so unter anderem Erika Messmer und Bruno Epple ausgezeichnet.

Besonders für Vereine machte er sich stark

Auch FW-Fraktionssprecher Dietmar Baumgartner hob in seiner Rede Walter Hillers vielseitiges Engagement hervor – nicht nur im Gemeinderat, wo Hiller so lange Gemeinderat gewesen sei, wie es wohl niemand sonst mehr sein werde. Sondern auch beim Bau der Turnhalle, bei der Narrizella als Narrenrat und Holzhauer und bei den Junkern. „In Summe hast du dich immer für Vereine eingesetzt“, fasste Baumgartner zusammen.

Auch sei Hiller Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler gewesen. Außerdem war er zuvor für die SPD stellvertretender Kreisvorsitzender gewesen und habe dabei für den Bundestagsabgeordneten Fritz-Joachim Gnädinger dreimal den Wahlkampf geleitet.

Auch Walter Hillers Frau Barbara Hiller wurde gedankt. Weil sie ihrem Mann jahrzehntelang unterstützte, bekam sie Blumen.
Auch Walter Hillers Frau Barbara Hiller wurde gedankt. Weil sie ihrem Mann jahrzehntelang unterstützte, bekam sie Blumen. | Bild: Marinovic, Laura

Walter Hiller wünschte abschließend dem amtierenden Gemeinderat, was er selbst schätzte: eine fraktionsübergreifende Zusammenarbeit. Zudem wandte er sich dankend an seine Frau Barbara, die ihn über all die Jahre hinweg unterstützt habe. Dafür, dass sie ihrem Mann den Rücken stärkte, fanden auch Dietmar Baumgartner und Simon Gröger dankende Worte – und der Oberbürgermeister überreichte einen Strauß Blumen.