Wenn Patricia Romeo-Mayer von ihren Auftritten bei Bodybuilding-Wettkämpfen erzählt, vom Licht, der Aufregung, dem Publikum und den speziell auf ihren Körper zugeschnittenen Glitzer-Bikinis, dann leuchten ihre Augen und sie bekommt Gänsehaut. Seit sieben Jahren hat die 35-Jährige ihr Leben komplett dem Bodybuilding verschrieben, trainiert beinahe täglich im Fitness-Studio und hat ihre Ernährung dem Sport angepasst.

Struktur passt gut zum Alltag einer Mutter

Klingt anstrengend. Für Patricia Romeo-Mayer, die in Radolfzell aufgewachsen ist, in Stockach als Augenoptikerin arbeitet und mittlerweile in Schlatt unter Krähen wohnt, ist es nicht schwer. „Der strukturierte Alltag tut mir gut. Ich habe zwei Kinder, bin berufstätig, habe einen Haushalt zu führen – ohne Struktur wäre das alles gar nicht machbar“, sagt sie.

Das Bodybuilding ist der Teil des Tages, der nur ihr ganz alleine gehört. In dieser Stunde beim Training kann sie sich nur um sich selbst kümmern, da rücken die Bedürfnisse ihrer Familie kurz in den Hintergrund. Und in den Minuten auf der Bühne eines Wettbewerbs ruht sämtliche Aufmerksamkeit auf ihr. „Auf der Bühne geht es nur um mich“, sagt sie.

Im Video spricht Patricia Romeo-Mayer über ihren Sport und gefährliche Ideale:

Bodybuilderin Patricia Romeo-Mayer über gefährliche Ideale Video: Lukas Ondreka

Um auf der Wettbewerbsbühne überzeugen zu können, legt sich die 35-Jährige mehrere Monate im Jahr mächtig ins Zeug. In der Vorbereitungsphase hält sie sich an einen strikten Diät- und Trainingsplan und achtet auf die richtige Zusammenstellung der Mahlzeiten und die Anzahl der Kalorien.

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Nicht alle Klischees treffen zu

Das Klischee, Bodybuilder würden nur Proteinshakes, Hühnchen und Brokkoli essen, träfe auf sie zumindest nicht zu. „Ich koche alles frisch und wir essen im Grunde so wie alle anderen auch. Nur achte ich eben mehr auf die Mengen und die Nährstoffe in den Mahlzeiten“, erklärt sie. Ihre Kinder müssten die Fitness-Diät selbstverständlich nicht mitmachen. Diese bekämen auch mal Pizza und alle Dinge, die in Mamas Ernährungsplan nicht gestattet sind. Sie verzichtet selbst zum Beispiel auf viele Kohlenhydrate, Süßigkeiten oder schlicht Pommes.

Trainieren für die perfekte Figur: Bodybuilderin Patricia Romeo-Mayer im Fitnessstudio „Next Level Gym“ in Singen.
Trainieren für die perfekte Figur: Bodybuilderin Patricia Romeo-Mayer im Fitnessstudio „Next Level Gym“ in Singen. | Bild: Lukas Ondreka

Der Verzicht zahlt sich aus. In der Frühjahrssaison belegte Patricia Romeo-Mayer bei der baden-württembergischen Meisterschaft und den deutschen Masters Meisterschaften des Deutschen Bodybuilding- und Fitnessverbandes den ersten Platz in der Kategorie „Wellness Fitness“. Bei der deutschen Meisterschaft, bei der alle Altersklassen und die besten Athleten aller Bundesländern gegeneinander antreten, erreichte sie Platz 4.

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Doch geht es der 35-Jährigen nicht allein um Pokale, sondern um ganz persönliche Ziele. „Bodybuilding ist ein Sport, bei dem es keine schnellen Erfolge gibt“, sagt sie. Jedes Jahr die Optik ihres Körpers verbessern zu können, die Fortschritte zu sehen und eine bessere Leistung abliefern zu können, das macht die Athletin stolz.

Mit ihrem ebenfalls Fitness-begeisterten Mann hat sie sich den Traum erfüllt, im Eigenheim ein eigenes Fitness-Studio einrichten zu können. Jetzt ließe sich das Training mit dem Familienleben noch leichter verbinden.

Fitness-Models haben Mager-Models abgelöst

Fitness und Gewichtheben liegen auch bei Jugendlichen wieder sehr im Trend. Statt magerer Models erobern nun so genannte Fitness-Models die sozialen Medien und lassen auf Instagram tausende Fans an ihrem Alltag teilhaben. Patricia Romeo-Mayer sieht diesen Trend mit gemischten Gefühlen. Einerseits sei es ein toller Sport und sie freue sich, wenn er positive Aufmerksamkeit erhalte und bekannter werde.

Auch die Wissenschaft unterstützt den Trend, dass Frauen immer mehr Kraftsport für sich entdecken. Laut einer Studie aus dem Jahr 2019 der staatlichen Universität von San Francisco und Kalifornien haben Frauen das selbe Potenzial an Muskelwachstum wie Männer, wenn sie professionellen Kraftsport betreiben.

Die Wettkampf-Form präsentiert Patricia Romeo-Mayer hier bei einem Wettbewerb.
Die Wettkampf-Form präsentiert Patricia Romeo-Mayer hier bei einem Wettbewerb. | Bild: Familienarchiv Romeo Mayer

Lange war man der Meinung, Frauen seien in dem Punkt unterlegen und könnten bei entsprechendem Training nie das volle Potenzial ausschöpfen wie Männer. Doch die Studie belegt auch, dass Frauen genau gleich viel und in einigen Fällen sogar mehr der so genannten schnell zuckenden Muskeln besitzen als Männer. Diese Art von Muskeln braucht es, um beim Bodybuilding erfolgreich zu sein und um Muskelmasse entsprechend aufbauen zu können.

Vorsicht: Die Bilder können täuschen

Doch hat das Bodybuilding auch seine Schattenseiten. Auf der anderen Seite sei der Trend zur Selbstoptimierung gefährlich für junge Frauen, sagt Patricia Romeo-Mayer. Man müsse beim Anblick der definierten Körper auf diesen Bildern beachten, dass es einen großen Unterschied zwischen der Wettkampfphase und der Zeit danach gebe. „Das macht bei mir zehn bis zwölf Kilogramm aus. Es ist schlicht nicht möglich, die Figur, die man bei einem Wettkampf hat, dauerhaft zu halten“, sagt sie. Versuche man das, könne man leicht in eine Essstörung rutschen.

Die Wettkampfphase dauert zwischen vier bis sechs Monaten in denen besonders kohlenhydratarm gegessen wird, um den Körperfettanteil zu reduzieren. Nach den Wettkämpfen dürfen wieder mehr Kohlenhydrate gegessen werden. Bei Patricia Romeo-Mayer gibt es direkt nach dem Wettkampf auch erst einmal Kekse.

Gesundes Körperbild und Prioritäten sind wichtig

Die 35-Jährige sei als Teenagerin selbst etwas übergewichtig gewesen, wie sie im Gespräch erzählt. Für ihr Gewicht sei sie damals gehänselt worden, was sie als Jugendliche sehr belastet hatte. Sie habe dann versucht, auf ungesunde Art abzunehmen, weil sie dem gängigen Schönheitsbild entsprechen wollte.

Die Wettkampf-Form präsentiert Patricia Romeo-Mayer hier bei einem Wettbewerb.
Die Wettkampf-Form präsentiert Patricia Romeo-Mayer hier bei einem Wettbewerb. | Bild: Familienarchiv Romeo Mayer

Der Weg zum Sport sei für sie eine Möglichkeit gewesen, das schlechte Gewissen nach dem Essen etwas abzumildern, aber nicht hungern zu müssen. Die Struktur des Bodybuilding mit den konkreten Essensvorgaben helfe ihr dabei, Sport und Essen im Gleichgewicht zu halten. Auch habe sie neben dem Bodybuilding andere Prioritäten im Leben: ihre Kinder, ihre Familie und die Freunde. Ihr Körper und der Sport seien wichtig, aber eben nicht alles.

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