Ein Krankenhaus lässt sich schneller schließen als abwickeln. Eine bittere Erkenntnis, die aktuell Radolfzell machen muss. In nur wenigen Monaten hatte der Gesundheitsverbund Landkreis Konstanz (GLKN) das Radolfzeller Klinikum geschlossen, die Mitarbeiter auf die anderen Standorte in Singen und Konstanz verteilt. Ebenso die Gerätschaften, die noch zu gebrauchen waren. Die Besitzverhältnisse zu klären und eine Nachnutzung für das Gebäude zu erarbeiten, ging hingegen nicht so schnell. Der ganze Prozess dauert mittlerweile fast zwei Jahre – ein Ende ist bisher nicht in Sicht.

Radolfzellerinnen und Radolfzeller fragen sich, was auf der Mettnau eigentlich passiert. Nichts zumindest, worüber die Stadtverwaltung aktuell öffentlich sprechen möchte. Auf eine Nachfrage bei der Stadtverwaltung gibt es eine vage Antwort. Es bestehe Klärungsbedarf auf mehreren Ebenen, schreibt die städtische Sprecherin Julia Theile auf Nachfrage dieser Zeitung.

Klärung dauert weiterhin an

Die Rückabwicklung schreite voran, heißt es weiter. Das Tempo ist allerdings unklar. „Aufgrund der komplexen Verflechtungen und gesellschaftsrechtlichen Beziehungen ist die Rückabwicklung nicht in Kürze geklärt“, so Teile weiter. Gesprochen wurde auch wieder einmal mit Landrat Zeno Danner, der in seiner Funktion auch Aufsichtsratsvorsitzender des GLKN ist. Dieses Mal war die Sitzung allerdings nicht-öffentlich.

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Im Dezember 2024 hatten die Radolfzeller Gemeinderäte einen weiteren Besuch des Landrats gefordert. Der Wunsch war, endlich eine Klärung herbeizuführen und mehr Druck auf den GLKN ausüben zu wollen. Ob dies gelungen ist, ist ebenfalls unklar. Zumindest einer fehlte bei dieser Diskussion: der Oberbürgermeister selbst. Dieser befand sich zu der Zeit in der Babypause und nahm nur wenige Termine wahr, zu denen die Sitzung im März dieses Jahres nicht gehörte.

Die städtische Sprecherin versichert allerdings, man werde in Kürze über den aktuellen Stand informieren. Zumindest ist schon mal für den 6. Mai eine öffentliche Sondersitzung des Stiftungsrates einberaumt.

Luisenklinik macht anderswo Fortschritte

Vermeldbare Fortschritte gibt es bei der benachbarten Luisenklinik. Diese hatte Interesse an einem Teil des Grundstücks, auf dem das ehemalige Krankenhaus steht, geäußert. Die Tagesklinik für Kinder und Jugendliche mit psychischen Erkrankungen hat den Wunsch und die Notwendigkeit, sich zu vergrößern. Allerdings ist aus diesen Plänen erst einmal nichts geworden. Das Projekt könne erst angegangen werden, wenn die Fragen der Verträge und des Abbruchs des Krankenhausgebäudes geklärt seien, so Theile. Die Luisenklinik hat allerdings eine andere Möglichkeit gefunden, doch noch zu wachsen. Aktuell befindet sie sich im Umbau eines Gebäudes in der Scheffelstraße, in welches die Ambulanz einziehen soll.