Eine brennende Orgel, das sieht man nicht alle Tage. Aber genau das war die Übungsannahme der Generalprobe der Jugendfeuerwehren in Radolfzell am vergangenen Wochenende: „Die Orgel der St. Gallus Kirche in Möggingen steht in Vollbrand. Und das Feuer greift auf den Dachstuhl der Kirche über.“
Mit sechs Löschfahrzeugen und mehreren Mannschaftswagen wurden mehr als 70 Radolfzeller Kinder und Jugendliche an den Einsatzort vor und hinter der Kirche gefahren. 45 Minuten lang machten die Jüngsten bei der Freiwilligen Feuerwehr einen umfassenden Löschangriff. „Es war eine tolle Sache“, kommentierte der Moderator der Generalübung, Ralf Meyer: „Man sieht nicht jeden Tag, dass aus 20 Strahlrohren Löschwasser kommen.“

Mehr als 200 Besucher verfolgten rund um den Dorfplatz die Generalprobe der Jugendlichen und der Kinder im Alter von zehn bis 18 Jahren. Nach der Übung erhielten die jungen Menschen einen frenetischen Applaus für die Rettung der Dorfkirche. Mit dem Großeinsatz, einem Grillimbiss für die Kinder und einer offiziellen Feier am Abend in der Turnhalle feierte die Jugendfeuerwehr Möggingen ihr 50-jähriges Bestehen.
Feuerwehr ist wichtig für die gesamte Stadt
Unter den über 200 Besuchern war auch Bürgermeisterin Monika Laule anwesend. Sie ist in ihrem Dezernat ebenso für den Bevölkerungsschutz in Radolfzell zuständig. Die Freiwillige Feuerwehr sei ein großer Baustein für die Sicherheit in der Stadt, sagte Laule.
Sie zeigte sich sehr beeindruckt, wie viele Jugendliche bei der Generalprobe anwesend waren und wie motiviert und engagiert sie an die Probe herangingen. Die Jugendlichen hätten eine ganz tolle Übung abgeliefert. Sie seien sehr strukturiert und professionell organisiert gewesen, so ihr Eindruck nach der Generalprobe. Sie sprach dabei ein ganz großes Lob an die Jugendfeuerwehren aus: Die Wehren mit ihrem Nachwuchs erfülle sie mit Stolz.
Viele Gründe sprechen für die Jugendfeuerwehr
Radolfzell braucht die Jugendwehren für die aktiven Feuerwehren, sagte Monika Laule: Und daher sei es sehr wichtig, dass man die Jugendlichen für die Wehr begeistert. Die Jugendwehren stünden in der Konkurrenz mit anderen Vereinen, weil junge Menschen oft in alternative Angebote wie im Sport oder in der Musik eingebunden seien.
Die Bürgermeisterin kennt aber einen ganzen Katalog an Gründen, weshalb Jugendwehren dennoch interessant auf junge Menschen und Kindern wirken: In den Jugendwehren gebe es eine tolle Gemeinschaft. Oft kämen Gruppen in die Wehr, bei dem ein Jugendlicher den ganzen Freundeskreis mitbringen würde. Die Jugend könnte sich mit der Technik beschäftigen und diese auch in der Realität ausprobieren.
Dabei hätten sie Übungsauftritte wie diesen, bei denen die Bevölkerung und die Eltern kommen und sie ihren Stolz gegenüber den Kindern zeigen würden. Vor allem die Kameradschaft mache die Freiwillige Feuerwehr aus, sagte Monika Laule: Dadurch würden die Jugendlichen auch lernen, dass man in einer Gemeinschaft zusammenhalten und sich verlassen könne.

Am Rand des Dorfplatzes beobachtete Tobias Oexle die Generalprobe der Jugendwehr. Der Gesamtkommandant der Feuerwehr Radolfzell freute sich über den zahlenmäßigen Anstieg der Jugendlichen bei der Feuerwehr. Ein sehr junges Betreuer-Team würde sich um die jungen Menschen kümmern. Der Erfolg läge vor allem am großen Engagement bei den Jugendbetreuern in den Ortschaften.

Oexle schaute sich die Generalprobe ganz genau an: „Vom Ablauf, von der Geschwindigkeit und von den Handgriffen stehen die Kinder und Jugendlichen den Großen und den Aktiven in den Einsatzabteilungen in nichts nach.“ Und man merke, dass die Kinder und Jugendlichen die Übung vorschrifts- und schulbuchmäßig machen würden. Oexle spricht sich offen aus: Er mag es nicht, wenn bei so einer Übung geschlendert würde. Das hätte man bei den Kindern nicht beobachten können. Ganz im Gegenteil: Sie sind mindestens genauso flink wie die Aktiven der Wehr.
Kinder lernen die neusten Techniken
Mareike Schattschneider ist 18 Jahre jung. Als Sprecherin vertritt sie alle Jugendfeuerwehren im Landkreis. Sie fand die Übung sehr schön, für alle gut sichtbar aufgebaut und für die Kinder und Jugendliche sehr spannend. Dabei zeigte sie sich vom Zusammenhalt der Jüngsten begeistert. Spannend für sie war, dass auch die neuesten Techniken angewandt wurden und die Jüngsten diese Techniken in den Jugendwehren gezeigt bekommen.
Schattschneider lobte die Generalprobe: „Allen hatte es gefallen, auch den Zuschauern. Und sie hatten sehr viel Spaß und Freude an der Übung gehabt.“ Hinter der gelungenen Generalübung und dem Fest zum 50-jährigen Bestehen der Jugendwehr in Möggingen stehen die Leiter der sechs Jugendwehren und bei dieser speziell die aktiven Jugendleiter aus Möggingen und Organisatoren der Hauptprobe Johannis Stoll und Stefan Löhle.
Beide bauten eine gemeinsame Jugendfeuerwehr aus jungen Menschen von Güttingen und Möggingen komplett neu auf. Die Jugendfeuerwehr in beiden Radolfzeller Ortschaften sei nach der Pandemie fast komplett zusammengebrochen, sagte Johannis Stoll. Nun zähle die Jugendwehr in Möggingen und Güttingen wieder elf Mitglieder. Damit könne man richtig gut arbeiten. Und es macht wieder richtig Spaß, so Stoll: Damit bekäme man eine Feuerwehrauto wieder richtig voll.