Nach einem knappen Vierteljahrhundert schließt der einzige Supermarkt auf der Insel Reichenau am 27. April – allerdings nur für zweieinhalb Wochen, ehe er am 16. Mai modernisiert sowie mit neuem Namen, neuem Geschäftsleiter und in neuem Gewand wiedereröffnet wird. Aus „Markant nah und frisch“ wird „Joe’s Nahkauf“, und Johannes Hafner wird die Geschäfte von seinem Vater Friedel übernehmen.

Rückblick: Der gelernte Einzelhandelskaufmann Friedel Hafner hat im Frühjahr 1995 die Idee, auf einem Feld seines Vaters im neuen Gewerbegebiet Tellerhof einen Insel-Supermarkt zu eröffnen. „Damals war hier nur grüne Wiese“, erinnert sich Johannes Hafner, „auf der Insel gab es zwei Tante-Emma-Läden. Und als unser 700 Quadratmeter großes Geschäft aufmachte, war das eine Riesensensation.“ Nicht nur für den damals Elfjährigen, denn vor knapp 25 Jahren gleicht der Wocheneinkauf in Konstanz für viele Reichenauer einer „halben Weltreise“, so Johannes Hafner.

Geschäftsleiter in der zweiten Generation

„Mein Vater hat die Chance für einen kleinen Vollsortimenter erkannt und ergriffen“, erklärt Johannes Hafner, der als Geschäftsleiter die zweite Generation einläutet. Er selbst macht zunächst eine Ausbildung bei der Sparkasse, bei der er neun Jahre lang sein Geld verdient. 2009 schließlich wechselt auch der Sohn in den Familienbetrieb, in dem neben den Eltern auch die beiden Schwestern arbeiten. „Ich wurde die letzten drei Jahre gut auf die Geschäftsleitungsposition vorbereitet“, sagt der 35-Jährige.

Schon früh beginnt Johannes Hafner damit, „Strukturen aufzubrechen und für frischen Wind zu sorgen“, sagt er und betont, dass die gesamte Familie ihn dabei vom ersten Tag an voll unterstützt. Der größte Schritt erfolgt allerdings am 27. April, wenn das das Geschäft für zweieinhalb Wochen geschlossen wird. Anschließend wird „bis auf das Dach und die vier Wände alles neu sein“, wie Johannes Hafner erklärt. Während das Sortiment derweil im Lager und einem extra angemieteten Überseecontainer zwischengelagert wird, werden die Räumlichkeiten generalüberholt.

Das Angebot im Markt wird doppelt so groß wie bisher

Von neuen Regalen und Kühlmöbeln über neue Frischetheken und Kassen wird der Markt zeitgemäßer gestaltet. Auch unter energetischen Gesichtspunkten investiert Familie Hafner einiges: in eine LED-Beleuchtung sowie neue und energiesparende Kühlmöbel. „Die Abwärme der Kühlung wird für die Beheizung des Gebäudes und die Aufbereitung von Warmwasser genutzt“, sagt Johannes Hafner.

Auch das Angebot wird im Zuge des Umbaus überarbeitet: Das bekannte Sortiment bleibt erhalten und wird erweitert – auf „fast doppelt so viele Artikel“, so Hafner. „Wir planen erst das Regionale, wie frisches Gemüse von der Reichenau, Wein vom Winzerverein sowie die Backwaren von der Bäckerei Fricke, der Paradiesbäckerei und der Inselbäckerei Peter“, sagt Johannes Hafner, erst dann werde ergänzend der Rest vom Großhändler bezogen.

Künftig gibt es keine Mittagspause mehr

Die wichtigste Neuerung allerdings werden die Öffnungszeiten sein: Künftig können die Reichenauer unter der Woche von 8 Uhr bis 19 Uhr einkaufen sowie am Samstag von 8 Uhr bis 16 Uhr, eine Mittagspause wie bisher gibt es nicht mehr. Was hingegen bleibe, sei das Personal mit rund 20 festangestellten Mitarbeitern und etwa 15 Schüler-Aushilfen. „Es gab schon Gerüchte, dass die Belegschaft entlassen werde. Das stimmt aber nicht“, sagt Hafner, der sein Geschäft auch nicht verkauft, um beim neuen Partner Rewe angestellt zu sein. Auch das hatte hartnäckig auf der Insel die Runde gemacht.

Zwar macht die Familie Hafner ihr Hauptgeschäft im Sommer dank der vielen Touristen, doch Johannes Hafner legt großen Wert darauf, dass auch viele treue Einheimische zu seiner Kundschaft zählen. „gerade Rentner oder junge Mütter sind froh, dass es uns gibt. Die sind jetzt schon unglücklich, weil wir für die Renovierung zumachen“, sagt er und ergänzt: „Ich kann es mir selber nicht vorstellen, einkaufen gehen zu müssen.“

Besonderer Service für Senioren

Ab dem 16. Mai sind er und sein Team aber wieder für alle da – für die betagten Reichenauer nach wie vor mit einem bewährten Sonderservice. „Manche Ältere rufen an, wenn die Familie im Urlaub ist oder sie nicht mobil sind“, sagt Johannes Hafner. „Dann holen wir sie ab und fahren sie nach dem Einkauf wieder heim, oder sie kommen, kaufen ein, und wir fahren sie nach Hause.“