Zum Wochenende soll es wieder so weit sein, spätestens aber zu Beginn der kommenden Woche: Zumindest in Ufernähe wird der Gnadensee wieder zum Schlittschuhlaufen einladen. Tiefsttemperaturen laut der Homepage www.windfinder.de von bis zu neun Grad unter dem Gefrierpunkt sorgen für den eisigen Untergrund. Doch es lauern Gefahren.

Mario Schindler von der Wasserschutzpolizei zeigt den Inhalt des Eisrucksacks. Welche Funktionen welche Utensilien haben, erklärt er ...
Mario Schindler von der Wasserschutzpolizei zeigt den Inhalt des Eisrucksacks. Welche Funktionen welche Utensilien haben, erklärt er genau auf: www.suedkurier.de/exklusiv

Grundsätzlich sind Schlittschuhläufer auf zugefrorenen Seen auf eigene Gefahr unterwegs. Amtliche Freigaben der Eisflächen gibt es seit einigen Jahren nicht mehr, damit fällt auch die Überprüfung und Gewährleistung weg. "Diese Verantwortung kann niemand mehr übernehmen", sagt Hubert Trenkle, Leiter der Wasserschutzpolizei Konstanz. Eislaufen auf Seen wird von offizieller Seite jedoch geduldet und von Rettungsorganisationen beobachtet. "Es soll ja Spaß machen", so Trenkle, "und wir wollen niemandem den Spaß verderben, sondern da sein, wenn wir gebraucht werden."

Eisrettungsgerät bei der Insel Reichenau auf dem Gnadensee. Bild: Oliver Hanser
Eisrettungsgerät bei der Insel Reichenau auf dem Gnadensee. Bild: Oliver Hanser

Passiert ein Unfall auf dem Eis, wird im Optimalfall sofort über die 112 die Einsatzzentrale des Landkreises in Radolfzell benachrichtigt. Der diensthabende Beamte alarmiert DLRG sowie Wasserschutzpolizei und schickt Krankenwagen und Notarzt des Deutschen Roten Kreuzes zur Erstversorgung des Patienten. "Solche Einsätze sind glücklicherweise weniger geworden", berichtet DRK-Rettungsdienstleiter José da Silva. "Es gibt immer seltener Winter, an denen der See entsprechend zufriert."

Die DLRG rät, nur die problemlos begehbaren Eisflächen zu betreten und bei unsicherer Lage in Ufernähe zu bleiben. Laut Einsatzleiter Clemens Menge ist es nicht unbedingt ratsam, bis zur Eiskante zu fahren. "Und wenn das Eis dünn ist wie in den kommenden Tagen, sollte die Fläche so wenig wie möglich beansprucht werden", sagt er. "Also Eishockey spielen oder Sprünge machen sind keine guten Ideen." Brüchig ist das Eis ganz gerne an Bachläufen und Kanal-Einleitungen. Bruchgefahr droht über schlammigem Grund, weil sich dort poröse Gasblasen im Eis bilden.

Mario Schinlder zeigt zwei kleine Eispickel, mit denen man sich selbst aus dem Eis befreien kann. Bild: Oliver Hanser
Mario Schinlder zeigt zwei kleine Eispickel, mit denen man sich selbst aus dem Eis befreien kann. Bild: Oliver Hanser

Wenn ein Mensch einbricht, ist aufgrund der Wassertemperaturen Eile geboten. Die DLRG rät, alle möglichen Hilfsmittel zu nutzen: Stangen, Bretter, Leitern, Äste. Aus mehreren Jacken kann eine Leine geknotet werden. Grundsätzlich sollte das letzte Stück bis zum Verunglückten mit einem Hilfsmittel überbrückt werden. Doch Clemens Menge appelliert an Zeugen eines Unfalls, zunächst auf den Eigenschutz zu achten. "Es bringt niemandem etwas, wenn zwei Menschen einbrechen", sagt er. "Besser ist es, sich nach dem Notruf die Unfallstelle einzuprägen, an die Straße zu stellen und die Einsatzkräfte einzuweisen. Fachleute mit entsprechendem Equipment können mehr erreichen."

Rotes Kreuz und DLRG beim Transport eines verletzten auf einen Schlitten. Foto: Oliver Hanser
Rotes Kreuz und DLRG beim Transport eines verletzten auf einen Schlitten. Foto: Oliver Hanser

Clemens Menge und seine Kollegen arbeiten ehrenamtlich für die DLRG. Wenn das Eis dick ist und viele Menschen darauf unterwegs sind, opfern sie ihre Freizeit. "Dann sitzen wir in den Strandbädern in Konstanz, Allensbach oder Radolfzell und beobachten die Szenerie", berichtet er. 265 Tage im Jahr und 24 Stunden am Tag sind die Retter außerdem mit einem Piepser ausgestattet. Wenn dann ein Einsatz erforderlich ist, lassen sie alles stehen und liegen und sind in vier bis fünf Minuten am Unfallort. "Wir haben glücklicherweise Arbeitgeber, die das alles mitmachen."

Im Jahr 2009 war die Eisfläche auf dem Gnadensee reisig – viele Menschen nutzen dies für einen Ausflug. Bild: Oliver Hanser
Im Jahr 2009 war die Eisfläche auf dem Gnadensee reisig – viele Menschen nutzen dies für einen Ausflug. Bild: Oliver Hanser

Im Notfall ist Ruhe gefragt

  • Damit's nicht passiert: Bei drohendem Einbrechen flach aufs Eis legen und versuchen, in Landnähe zu kriechen. Keine heftigen Bewegungen; Körpergewicht verteilen, flach hinlegen, Arme und Oberkörper möglichst auf dem Eis behalten.
  • Wenn's passiert ist: Der Eingebrochene sollte sich an der Eiskante festhalten und sich selbst aus dem Eis ziehen. Bricht er dabei ein, kann er versuchen, sich mit den Armen einen Weg zum Ufer freizuschlagen. Bei der Rettung sollte man nicht alleine vorgehen und Ruhe bewahren. Eigensicherung ist das Wichtigste. Helfer können eine Menschenkette bilden. Flach liegend müssen sich die Helfer an den Füßen festhalten und langsam vorschieben. Wichtig: So bald wie möglich Feuerwehr und Rettungsdienst über den Notruf 112 alarmieren.
  • Nach der Befreiung: Hat man den Eingebrochenen aus dem eisigen Wasser befreit, wickelt man ihn am besten in eine Rettungsdecke ein. Die Decke hilft dem Körper, sich aus eigener Kraft wieder aufzuwärmen. Zum Eislaufen auf Seen deshalb am besten immer eine Rettungsdecke in den Rucksack legen. (aks/dpa)