Es gab eine Startverzögerung: Weil der Wasserstand mit 3,09 Meter (Pegel Konstanz) beim Anlegesteg zuvor zu niedrig war, konnte die Solarfähre ihren Betrieb nicht aufnehmen, erklärt der Betreiber Alexander Stenzel. Die Einstiegsrampe sei dann zu steil. Zudem brauche die Solarfähre wenigstens zehn Zentimeter Wasser unterm Kiel. Der Pegel sollte mindestens bei 3,15 Meter liegen. Normalerweise wollte Stenzel bereits Anfang Mai starten. Beziehungsweise: „Ich wollte eigentlich das späte Ostern mitnehmen.“
Der Saisonstart am vergangenen Wochenende sei erfolgreich gewesen, berichten Stenzel und sein enger Mitarbeiter Christian Rieck, der zweite Mann an Bord. „Es war sehr schön. Es ist gut angekommen. Die Fahrgäste waren sehr glücklich“, berichtet Stenzel. Zumal die Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB), bei denen er früher in der Technik gearbeitet habe, auf ihrem Kurs von Konstanz nach Radolfzell derzeit nicht in Mannenbach anlegen würden.
Das machen zwar die Schweizer Schiffe, aber nicht so oft wie die Solarfähre. Wobei Stenzel betont: „Wir sind äußerst dankbar, dass diese großen Schiffe fahren.“ Denn seine Fähre sei wetterabhängig. „Wir bieten die Frequenz, die großen Schiffe die Sicherheit“, meint der 34-Jährige.
Mit vollem Herz und guter Laune bei der Arbeit
Regen und/oder Wind ließen dann an den Tagen nach dem erfolgreichen Saisonstart kaum Fahrten zu. Doch Stenzel sieht das positiv. „Wir brauchen das Wasser.“ Zumal er seit 2024 auch für den Nabu einmal im Monat Fahrten zum Wollmatinger Ried mache. Dafür brauche es einen Pegelstand von 3,50 Meter. „Da muss noch einiges kommen.“
Doch Stenzel und Rieck sind zuversichtlich. „Pegel hoch runter gehört hier dazu“, meint Rieck. Und Stenzel betont: „Wir sind ein positiv gestimmter Betrieb und freuen uns auf die Saison. Ich will einfach Spaß an der Arbeit haben, diese genießen. Und mit dem Herzen dahinter stehen, weil es etwas Besonderes ist.“
Auch die Fahrgäste würden die laut- und geruchslose, klimaneutrale, etwa viertelstündige Überfahrt genießen, so Stenzel. „Wir segeln bei Flaute“, meint er schmunzelnd. Die Solarfähre erzeuge nur kleine Wasserverwirbelungen, die wie ein Bächlein klingen würden. Da könnten gestresste Leute runter kommen. „Es geht niemand genervt von Bord.“ Manche würden es sogar bedauern, dass die Fahrt nicht länger dauere, so Stenzel. Deswegen wolle er auch gar nicht schneller fahren können.
Im Normalfall erzeugen die Solarpanelen auf dem Dach zwei Mal 1000 Watt, das reiche für acht Stundenkilometer Geschwindigkeit. Älteren Fahrgästen erkläre er die Stromleistung gern als Vergleich mit der eines Staubsaugers. Vor drei Jahren hatte Stenzel noch gedacht, dass er die Solarpanelen bald erneuern müsste. Diese seien aus dem Baujahr des Schiffs 1999. Doch: „Die funktionieren noch tiptopp“, meint Stenzel.
2024 kommt Hochwasser, 2025 folgt das Niedrigwasser
Vor allem Radfahrer nutzen die Fähre, erklären Stenzel und Rieck. Sie würden dabei die Räder meist für die Fahrgäste ein- und ausladen, weil sonst die kurze Anlegezeit nicht ausreichen würde. Die Fahrzeiten müssten an die der großen Schiffe angepasst sein. Zudem machen die beiden Abend- und Sonderfahrten, da sei schon fast jedes Wochenende gebucht. „Wir haben noch vier Monate Saison und nehmen alles mit. Ich bin immer da.“
Vielleicht erreicht Stenzel dann auch die Fahrgastzahlen des früheren Betreibers Thomas Geiger. Nach dessen Angaben lag diese im Schnitt bei 8000 im Jahr. „Ich bin momentan bei circa 6000“, so Stenzel. Allerdings waren die Umstände nicht einfach, seit er 2021 das Schiff und den Betrieb übernommen hat. 2021 habe er wegen Corona erst im Juni starten können. 2022 musste er fast den ganzen August wegen Niedrigwasser den Betrieb einstellen. 2023 sei gut gewesen. 2024 folgte der hohe Wasserstand.
„Unser Steg stand komplett unter Wasser“, so Stenzel. Aber man habe dafür am Steg der BSB anlegen dürfen – wo sie aber trotzdem jeden Morgen barfuß durchs Wasser zum Schiff hätten waten müssen. Wobei der hohe Wasserstand für die Fahrten kein Problem gewesen sei, erklärt Rieck, sondern zum einen der häufige Regen und Wind sowie Berichte in überregionalen Medien über angebliches Hochwasser und eine Mückenplage. „Es haben einfach die Fahrgäste gefehlt“, so Rieck.
Den Steg stelle die Gemeinde Reichenau nach wie vor kostenlos zur Verfügung, erklärt Stenzel. Aber Fördergelder für den klimaneutralen Fährbetrieb gebe es nicht. Das große Geld sei nicht zu machen. Aber es reiche, um mit Frau und Kind im Winter meist in Länder zu reisen, wo sie günstiger leben könnten. Notfalls könne er als gelernter Motorradmechaniker im Winter auch in einer Werkstatt jobben, so Stenzel. Doch jetzt freue er sich erst mal auf die Saison. „Das am Samstag war der Trailer“, zieht Stenzel einen Vergleich zum Film. „Die großen Aufführungen kommen noch.“