Alle sprechen von der Energiewende. Der Weg soll weg von klassischer fossiler Energie hin zu moderner und vor allem erneuerbarer Energie führen. Und der Wunsch nach Unabhängigkeit könnte angesichts der Abhängigkeit von russischer Energie, der aktuellen Marktlage und den damit verbundenen ständig steigenden Energiekosten kaum aktueller sein.

Andreas Gerlach trägt seinen Teil zur Energiewende in Arlen bei. Er zeigt auf, wie man sich größtenteils selbst mit Energie versorgen kann und dabei sogar mobil ist. Aber wie kann dies ohne Einschränkungen und unabhängig von fossilen Rohstoffen gehen? Gerlach zeigt, wie man mit minimalem Energiebedarf wohnen, leben und mobil sein kann. Im Prinzip ist dies gar nicht so schwer umzusetzen.

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Andreas Gerlach hat ein über 150 Jahre altes Gebäude Stück für Stück saniert und in direkter Nachbarschaft ein neues Passivhaus in nachhaltiger Bauweise gebaut. Seine zwei Wohnhäuser mit acht Wohneinheiten in Arlen dienen als Paradebeispiel einer persönlichen Energiewende, denn Gerlach setzte bereits vor den aktuellen Diskussionen um, was heute viele Menschen beschäftigt.

Besonders wichtig ist die Wärmedämmung

Er plante zwei energieeffiziente Gebäude mit einer nachhaltigen Pelletheizung, die mit 16 Kilowatt Leistung verhältnismäßig klein ist für acht Wohneinheiten. Es gibt thermische Kollektoren und eine Photovoltaikanlage auf den Dächern der Wohnhäuser und des Carports. Besonders wichtig ist eine gute Wärmedämmung der Gebäude, um den Energiebedarf zu senken. So ist es möglich, die Heizungsanlage kleiner auszulegen. Dies könnte neben einer Pelletheizung auch eine Wärmepumpe, eine Hackschnitzel- oder Holzheizung sein.

Sie teilen sich Autos und sind begeistert vom Energie-Gesamtkonzept, von links: Dagmar Eisenhart, Martina Ackner, Ute Knopf und Andreas ...
Sie teilen sich Autos und sind begeistert vom Energie-Gesamtkonzept, von links: Dagmar Eisenhart, Martina Ackner, Ute Knopf und Andreas Gerlach. | Bild: Sandra Bossenmaier

Auch mit Pellets, Holz oder Strom müsse man haushalten

In diesem Zusammenhang macht Andreas Gerlach, der sich seit drei Jahrzehnten mit Energieberatung befasst, deutlich: Auch Pellets, Holz oder Strom sind knapp. „Wir haben dies nicht im Überfluss, auch mit diesen Ressourcen müssen wir haushalten“, sagt er. Mit den Photovoltaikmodulen mit insgesamt 70 Kilowattpeak wird Eigenstrom erzeugt. Dazu gibt es ein Speichersystem, in dem der zu viel erzeugte Strom gespeichert wird. Erst wenn dieser Speicher leer ist, wird Strom aus dem Netz bezogen. In dasselbe wird der Strom eingespeist und vom Netzbetreiber vergütet, der zu viel produziert wurde und nicht mehr gespeichert werden kann. Tatsächlich wurde im letzten Jahr sogar mehr Strom eingespeist als bezogen, berichtet Gerlach.

„Es geht immer darum, wie wir weg kommen von unserem Klimaproblem“, lautet Gerlachs Motivation. Es ist das Gesamtkonzept von Energiebedarf, deren Erzeugung und der damit verbundenen Mobilität, was überzeugt. Vor Gerlachs Haus stehen sechs Elektroautos für ein Carsharing bereit und bieten damit den Nutzern eine flexible Mobilität. Auch diese Autos werden größtenteils mit dem von der Photovoltaik-Anlage (PV-Anlage) selbst erzeugten Strom geladen.

Ganz ohne Netz-Strom geht es aber nicht

Ganz ohne Strom aus dem Netz geht es dann aber doch nicht. Besonders im Winter, wenn die PV-Anlage zu wenig Strom erzeugt, müsse dieser aus dem Netz bezogen werden. Der Strombedarf der Mieter ist jedoch wesentlich geringer als der Durchschnittswert. „Das Gesamtkonzept war ein Grund, warum wir hier eingezogen sind, dieses passt zu unserer Weltanschauung“, sagt Bewohnerin Ute Knopf. Alles sei nachhaltig und damit eine pure Energiewende.

Steigende Energiekosten lassen die Wohngemeinschaft kalt. Denn die Nebenkosten sind leicht kalkulierbar und Preissteigerungen schlagen kaum zu Buche. „Es ist ein Gefühl der Unabhängigkeit, wenn man in der Gemeinschaft mit Heizung, Strom und Mobilität das nachhaltige Denken realisiert“, lautet das Fazit von Andreas Gerlach.