Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) verbindet Generationen: Das war auf dem Heinrich-Weber-Platz zu erleben. Wie eine große Familie feierten Kinder mit Eltern und Senioren jeden Alters das 100-jährige Bestehen der AWO. Mit zahlreichen Ständen und Vorführungen war schon ab dem Vormittag ein unterhaltsames Programm geboten.
Neue Straßenschilder zum Jubiläum
Dietmar Johann als Vorsitzender des Kreisverbandes konnte unter den Gästen auch Vertreter der Caritasverbandes und der Diakonie begrüßen und hob die gute Zusammenarbeit hervor. Mit der Namensgebung Heinrich Weber, der als Sozialdemokrat Opfer des NS-Regimes wurde, habe der Platz einen gebührenden Namen. Dennoch zeigte Geschäftsführer Reiner Zedler zwei neue Schilder: Zum Jubiläum „100 Jahre AWO„ soll der Eingang zum AWO-Gebäude den Namen Lotte-Lemke-Platz erhalten und am Gang zu den einzelnen Räumen im ersten Stockwerk das Schild Marie-Jucharz-Straße angebracht werden.
Wie Johann erklärte, wurde die AWO auf Initiative von Marie Jucharz im Dezember 1919 gegründet. Sie erlangte die Zustimmung des Parteiausschusses der SPD zur Gründung des „Hauptausschuss für Arbeiterwohlfahrt„ und übernahm den Vorsitz. Nach Hitlers Machtergreifung 1933 wurde die AWO aufgelöst. Ab 1945 begann Lotte Lemke gemeinsam mit anderen, die Arbeiterwohlfahrt wieder aufzubauen.
„Großer Partner für soziales Engagement“
„Wir als Stadt profitieren auch 100 Jahre nach Gründung noch von der AWO„, nannte Oberbürgermeister Bernd Häusler zahlreiche soziale Einrichtungen und Angebote des Verbandes, die sich die Verwaltung gar nicht leisten könne. „Die AWO ist ein großer Partner für soziales Engagement in Singen, wir brauchen sie in unserer Stadt zum Wohl der Bürger“. Und das betrifft alle Altersstufen von Kindern bis Senioren. Reiner Zedler nennt neben den fünf Kindertagesstätten weitere Angebote wie Elternschule, Kinderbüro und Migrationsberatung. Im Bereich Soziale Psychiatrie sind Arbeitslosenangebote wie der Tafel-Garten und Wohngruppen, die Menschen mit psychischen Problemen nach einem stationären Aufenthalt vorübergehend Platz bieten, nur zwei von sechs Angeboten.
In Singen ins Leben gerufen wurde auch das Projekt Skipsy, das im Kreisverband Konstanz Kinder psychisch kranker Eltern aus dem Raum Singen, Radolfzell und Höri betreut. Einen Beitrag zum Jubiläum leistete auch die Singener Tafel mit einer Suppenküche. Die Tafel war einst von Mitgliedern der Arbeitslosenhilfe der AWO gegründet worden. Vorstand Udo Engelhardt stand nun parat und verteilte kostenlos Suppe.
Gründerin Marie Jucharz
Frauenrechte und Vielfalt, gegen Almosen – für Teilhabe, Gerechtigkeit und Solidarität für ein menschenwürdiges Leben: Das war der Anspruch der Sozialdemokratin und Frauenrechtlerin Marie Jucharz. Auf ihre Initiative hin wurde 1919 die Arbeiterwohlfahrt (AWO) gegründet, die zu den ältesten Wohlfahrtsverbänden Deutschlands zählt. (ros)