Mittlerweile sind die Flammen schon eine Woche verloschen, aber noch immer spürt die Singener Feuerwehr die Nachwirkungen des Brands auf dem Gelände des Müllentsorgungsbetriebs Alba. "Der Einsatz kostet uns insgesamt drei Wochen Arbeitszeit – wenn es reicht", schätzt Feuerwehrkommandant Andreas Egger. "Alleine 50 Schläuche mussten in der Schlauchwerkstatt gereinigt und gewartet werden", erklärt er. Gleiches gelte für Atemschutzgeräte und Lungenautomaten. Hinzu käme die Dokumentation dieser Arbeiten.
Die Folgen sind aber nicht der einzige Grund, warum Andreas Egger den Einsatz in der Otto-Hahn-Straße, so schnell nicht vergessen wird: 120 Feuerwehrleute kämpften am vergangenen Wochenende auf dem Betriebsgelände am östlichsten Rand des Singener Industriegebiets die ganze Nacht über gegen die Flammen an. Und auch, wenn die Löschaktion erfolgreich verlief und es am Ende keine Verletzten gab, stellte der Einsatz die Feuerwehrleute vor eine enorme Herausforderung.

Brennenden Müll auseinanderreißen
"Teilweise waren unsere Leute 13 Stunden ununterbrochen im Einsatz", blickt der Kommandant zurück. Es war gegen 22 Uhr, als am Freitagabend bei dem auf Entsorgungen spezialisierten Betrieb unbemerkt ein Berg aus Haus- und Sperrmüll in Flammen aufging. "Und erst am Samstagmittag gegen 14.15 Uhr verließen die letzten Kollegen, nachdem sie die Einsatzfahrzeuge wieder hergerichtet hatten, die Feuerwache", berichtet der Kommandant.
In den 16 Stunden dazwischen spielten sich spektakuläre Szenen auf dem Alba-Gelände ab, wo nach Schätzungen der Polizei an die 5000 Kubikmeter Abfall in Flammen standen. "Als wir die Firma informierten, dass es bei ihnen brennt, haben wir Alba direkt mitgeteilt, dass wir Bagger- und Radlader-Fahrer vor Ort benötigen", erinnert sich Andreas Egger. Die Idee dahinter: Nur, wenn es gelingt, den brennenden Müllhaufen auseinanderzureißen und so an die Glutnester zu kommen, kann der Löscheinsatz erfolgreich sein. "Deshalb haben vier unserer Mitarbeiter die Feuerwehr bei den Löscharbeiten unterstützt", berichtet Unternehmenssprecher Henning Krumrey. Von der einen Seite des Hofes hätten sie den Müll mithilfe von Radlader und Bagger auf die andere Seite bugsiert.

"Da war aber nicht viel Platz", ergänzt Andreas Egger. Neben den beengten Verhältnissen beschreibt er den Wind als Haupt-Herausforderung. "In dem Moment, in dem der Bagger einen Müllhaufen packt und nach oben zieht, kann natürlich ein Luftzug kommen und den Brand neu entfachen", erklärt der Feuerwehrkommandant. Entsprechend lange dauerte es, bis der Brand schließlich gelöscht war. Erst in den frühen Morgenstunden konnten die Einsatzkräfte wieder abrücken. An der Löschaktion beteiligt waren 80 Feuerwehrleute der Abteilung Stadt, die von 40 Kollegen aus den umliegenden Gemeinden sowie Polizei und Rettungsdienst unterstützt wurden.
Das Top Ten muss schließen
Dass die Einsatzkräfte rechtzeitig am Ort des Geschehens eintrafen, hat damit zu tun, dass Mitarbeiter der nahegelegenen Diskothek Top Ten auf das Feuer in der Nachbarschaft aufmerksam wurden. "Wir hatten gerade eine Besprechung, als ein Security-Mitarbeiter hereinkam und meinte, dass es in der Nähe brennt", berichtet Betriebsleiter Tom Kugler. Als er den Qualm in Augenschein nahm, der 260 Meter von der Disko entfernt in einer dunklen Säule zum Himmel aufstieg, alarmierte er umgehend die Feuerwehr.

Als die Löschaktion im Gange war, galt es für ihn, eine Entscheidung zu treffen: Sollte das Top Ten trotz des Brands seinen Betrieb aufrechterhalten? "Wir fanden den Gestank extrem", erinnert sich der Betriebsleiter. Nachdem man bereits den Außenbereich räumen und wegen der Geruchsbelästigung die Lüftung abstellen musste, entschloss sich Kugler schließlich, das Top Ten frühzeitig zu schließen. Auf die entsprechende Durchsage und Informationen der Mitarbeiter hätten die Besucher überraschend gut reagiert. Die Gäste hätten ihren Eintritt zurückerhalten, berichtet der Betriebsleiter. Außerdem hätte die Disko ihnen einen freien Eintritt im Laufe der nächsten drei Betriebstage sowie einen Getränkegutschein zugesichert.
Die Folgen des Feuers
Während man im Top Ten froh war, samstags wieder normal öffnen zu können, mussten sich die Alba-Mitarbeiter schon am Morgen nach der Brandkatastrophe ans Aufräumen machen. "Die Arbeiten dauerten bis Montagabend an", berichtet Henning Krumrey. "Am Montag war der Betrieb noch leicht eingeschränkt, ab Dienstagmorgen lief alles wieder normal."
Als Brandursache geht die Alba derzeit von Selbstentzündung aus. Die Ermittlungen der Kriminalpolizei dauern aber noch an. Den entstandenen Schaden beziffert Henning Krumrey auf 50.000 Euro. Auch seinem Unternehmen wird die Nacht auf den 7. Juli 2018 in Erinnerung bleiben. Brände kämen im Abfallgewerbe eher selten vor, berichtet Henning Krumrey: "Für unseren Anlagenleiter beispielsweise war es der zweite Brand in 14 Jahren Tätigkeit."
Der betroffene Betrieb
Alba Süd bietet an den Standorten Bad Saulgau, Burgrieden, Friedrichshafen, Dunningen, Zimmern, Horb und Singen Dienstleistungen rund um Müllentsorgung und Recycling an. Die Wurzeln des Unternehmens liegen in einem traditionellen Familienbetrieb, der vor mehr als 45 Jahren gegründet wurde. Die 22 Mitarbeiter am Standort Singen helfen Privatkunden bei der Entrümpelung und Entsorgung von Sperrmüll, stellen Container für Renovierungen und Bauarbeiten zur Verfügung und kümmern sich um Müll, der zu groß für die Mülltonne ist oder dort nicht hineingehört. Zudem erledigen sie die Müllentsorgung größerer Unternehmen.