Einmal dort gewesen, alles gesehen? Stimmt nicht. In das Dorfmuseum Worblingen kann man immer wieder gehen und erfährt dabei jedes Mal Neues über seine Heimatregion. Die ständigen Ausstellungsstücke sind zwar nicht von überregionaler Bedeutung, wenngleich sich unter ihnen auch eine Reihe sehr interessanter Exponate finden. So gibt es ein Zimmer mit Gegenständen aus dem Privatbesitz der Fabrikanten-Familie Ten Brink, der Rielasingen-Worblingen den Aufstieg vom landwirtschaftlich geprägten Ort zur modernen, gewerblich und industriell ausgerichteten Gemeinde ausschlaggebend mit zu verdanken hat. Und einen Raum mit Leihgaben der Pfarrgemeinde St. Nikolaus mit schönen Messgegenständern und -gewändern, und einem hölzernen Christuskorpus. Er wurde wenige Tage nach der im Mai 1936 erlassenen Anordnung der Nazis, Kruzifixe aus Schulen und Amtsstuben zu entfernen, aus der Aach gefischt. Aber im Großen und Ganzen unterscheiden sich die Dauer-Exponate kaum von denen vergleichbarer anderer Dorfmuseen: Eine Vielzahl liebevoll zusammengetragener Alltagsgegenstände und Werkzeuge vergangener Jahrhunderte, und mehr als 1000 interessante Fotos, die viel über das dörfliche Alt-Worblingen erzählen.
Was das Worblinger Dorfmuseum aber zu etwas Besonderem macht, sind seine Sonderausstellungen. Mindestens einmal im Jahr präsentiert der rührige Heimat- und Museumsverein Rielasingen-Worblingen seinen Besuchern in den Museumsräumen im ehemaligen Volksschul- und Ratsgebäude eine aufwändig konzipierte Sonderschau, in der sie garantiert Neues über ihre Heimat erfahren.
Oskar Grafs private Sammlung Grundstock des Museums
Ottokar Graf ist gerade mit der Vorbereitung der nächsten Sonderausstellung beschäftigt. Er ist der Initiator des Museums, das es jetzt seit 15 Jahren gibt, und des dahinterstehenden, 170 Mitglieder starken Vereins. Schon von Kindesbeinen an war der Hobby-Historiker an allem interessiert, was mit Heimatkunde und der Worblinger Dorfgeschichte zu tun hat. Sein Leben lang war der der 61-Jährige bemüht, Zeugnisse der Worblinger Geschichte zu finden und zu erhalten – ob's nun eine alte Niederschrift war oder ein landwirtschaftliches Gerät. Seine private Sammlung ist der Grundstock des Museums.
Die neue Ausstellung wird einem Worblinger Bürgersohn gewidmet sein: dem Bildhauer und Stukkateur Johann Georg Wieland. Von dem Lehrling Feuchtmayers stammen unter anderem die Altäre im Salemer Münster. Für diese Ausstellung, die hauptsächlich Fotografien umfasst, räumt der Museumsverein großteils das Museum aus – Zeit und Mühen scheuen die Organisatoren nicht. „Wir sind Idealisten“, gesteht Graf trotz sonstiger Bescheidenheit. Die Arbeit für das Museum sei schon mit einem riesigen ehrenamtlichen Aufwand verbunden. Aber dem Museumsverein liege eben daran, Heimatkunde und damit auch Heimatgefühl zu vermitteln, einen Rückblick in die Vergangenheit der Gesamtgemeinde zu geben. „Die eigenen Wurzeln zu verstehen, lässt das Leben mit innerer Sicherheit in den Blick nehmen“, erklärt der Ortshistoriker, warum er und seine Mitstreiter sich für die Ausstellung engagieren.
Das Museum
Das Dorfmuseum Worblingen, Höristraße 14, in Rielasingen-Worblingen (Ortsteil Worblingen) ist an jedem ersten Sonntag im Monat von 14 bis 18 bis Uhr geöffnet. Die nächste Sonderausstellung ist dem Bildhauer und Stuckateur Johann Georg Wieland (1742-1802) gewidmet. Die klassizistischen Altäre des Worblinger Bürgersohns im Salemer Münster zählen zu den bemerkenswertesten Kunstwerken dieser Epoche in Süddeutschland. Die Ausstellungseröffnung findet am Samstag, 8. Dezember, um 18 Uhr statt. Infos im Internet: http://www.hmv-rw.de