Den insgesamt 180 Helfern der Tafel im Landkreis wird es auch in diesem Jahr nicht langweilig werden. „Wenn ich mit allen Aktivitäten ins Detail ginge, dann säßen wir wahrscheinlich morgen noch hier“, scherzte Udo Engelhardt als Vorsitzender des Vereins in der Mitgliederversammlung.
2000 Kundenausweise
Die Kundenzahl ist relativ konstant geblieben, so berichtete er. Rund 2000 Kundenausweise werden in Singen, Engen, Radolfzell, Stockach und Konstanz von den Inhabern genutzt, um günstig an Lebensmittel zu gelangen, die bei der Tafel für zehn bis 15 Prozent des normalen Ladenpreises abgegeben werden. Eine solche Karte bekommen Sozialhilfeempfänger ebenso wie Haushalte mit geringem Einkommen. „Wenn man die heutigen Mieten betrachtet“, so Udo Engelhardt, „dann bleibt vielen Menschen kaum noch etwas zum Leben übrig.“ Um helfen zu können, brauche man zuverlässige Sponsoren und jede Menge an Spenden, wobei in allen Läden die Zahl an Privatpersonen zunehme, die Lebensmittel spenden.
Diese müssen irgendwo deponiert werden und in diesem Zusammenhang sprach Udo Engelhardt über das neue Lager, das private Vermieter zur Verfügung gestellt haben. „Unser erstes Lager in Singen hatte nur 110 Quadratmeter“, erinnerte er sich, „unser neues Lager in Worblingen hat sage und schreibe 620 Quadratmeter.“ Zurzeit seien dort 35 Lagerarbeiter beschäftigt. „Fast alle von unseren Lagerarbeitern waren längere Zeit von Arbeitslosigkeit betroffen“, führte er aus.

Die Lebensmittel, die im Lager ankommen, werden sortiert, kontrolliert und auf 30 Tafeln im Bodenseeraum verteilt. Richard Wiggenhauser kümmert sich in Teilzeit um die Lagerlogistik und sorgt für einen reibungslosen Ablauf. Dabei gibt es eine Vielzahl von gemeinsamen Projekten mit anderen Einrichtungen, wie zum Beispiel dem Bundesverband Deutsche Tafel, der Arbeiterwohlfahrt, verschiedenen kirchlichen Einrichtungen und Sozialverbänden wie der Caritas.

Eines dieser Projekte ist die Peter-Voncken-Bühne, die den Heinrich-Weber-Platz regelmäßig zur Bühne werden lässt. Wer hart arbeitet, darf auch mal feiern und so konnte die Singener Tafel im Januar mit vielen Helfern der ersten Stunde auf ihr 20-jähriges Bestehen anstoßen. Überhaupt finden Feste wie die Interkulturelle Woche in Singen, die Lange Tafel Radolfzell oder die Vesperkirche Singen sehr guten Anklang.
Tafel als Ausbildungsbetrieb
Gegen Ende der Versammlung standen diverse Wahlen auf der Tagesordnung. Neu im Vorstand ist Wolfgang Heintschel von der Caritas Singen-Hegau, Udo Engelhardt bleibt Vorsitzender. Auch Willy Wagenblast übt weiterhin sein Amt als Schatzmeister aus, welches er bereits seit 14 Jahren innehat. Darüber hinaus ist er für die Ausbildung von Evgeniya Gette zur Bürokauffrau zuständig. „Evgeniya kam als Volontärin aus Russland, um deutsch zu lernen“, berichtete Udo Engelhardt, „sie hat sich so gut bei uns eingearbeitet, dass sie sich nun entschlossen hat, hier eine Ausbildung zu machen.“
Marieluise Schmautz aus Konstanz gab ihr Amt als Schriftführerin nach 13 Jahren ab. Udo Engelhardt bedankte sich bei ihr mit Blumen und einer Ehrenurkunde. Eine solche erhielt auch Richard Wiggenhauser, der sich nach zwölfjähriger Mitarbeit aus dem Dienst verabschiedet hat und nur noch in Teilzeit die Lagerlogistik überwachen möchte.
Hinweis auf Altersarmut
Die Singener Tafel wurde 1999 gegründet und hat derzeit 121 Mitglieder, darüber hinaus gibt es 180 Helfer im Landkreis. Die Tafelläden in Singen, Engen, Radolfzell, Stockach und Konstanz werden von etwa 1500 Kunden pro Woche aufgesucht. Bezogen auf alle Läden verzeichnete die Tafel im Jahr 2018 rund 56 600 Kunden. Insgesamt ist die Zahl der Kunden mit Flüchtlingshintergrund rückläufig. Neben dem Tafelladen gibt es den Mittagstisch, die Singener Tafel bereitet pro Jahr etwa 5000 Mahlzeiten zu. In den Tafeln ist das Durchschnittsalter der Kunden leicht gesunken. In Singen nehmen deutlich mehr ältere Kunden die Tafel in Anspruch. (mfu)