In diesem Sommer ist das Café Horizont endlich im Normalbetrieb angekommen: Keine Schließungen wegen Corona und auch keine Baustellen mehr vor dem grünen Haus in der Thurgauer Straße. Das Café hatte einen schweren Start, denn eine Woche nach der Eröffnung am 8. März 2020 kam gleich der erste Lockdown. Nun hat sich alles gut eingespielt. Im Team des Cafés werden auch zwei Männer inklusiv beschäftigt, erzählt die Leiterin des Cafés, Michaela Hug, im Gespräch mit dem Südkurier.
Das Café ist ein öffentlicher Bereich auf dem Gelände des Hospizzentrums Horizont. Viele Menschen wissen das aber nicht und haben möglicherweise Berührungsängste. Doch die sind völlig fehl am Platz. „Wir sind ein ganz normaler Gastronomiebetrieb“, erklärt Michaela Hug. Gemeinsam mit ihrem Kernteam, bestehend aus Yvonne Hartusch, Ingrid Knoblauch, Christine Kuppel, Markus Milz und Veljko Radulovic sorgen sie dafür, dass die Gäste sich wohl fühlen.
Mittlerweile gibt es viele Stammkunden durch die zentrale Lage mitten in der Stadt. Dass das Café mitten im Leben angesiedelt ist, ist auch für Bewohner des Hospizes und deren Angehörige immer wieder ein Grund, sich ins Café zu setzen.
Berührungsängste verfliegen
Schon seit der Eröffnung 2020 gehört Markus Milz (59) als inklusiver Mitarbeiter zum festen Team. In diesem Sommer kam Veljko Radulovic (19) dazu. Sie kamen beide nach einer Qualifizierung über den Berufsbildungsbereich des Caritasverbands zu ihrer Arbeitsstelle im Café Horizont. Markus Milz arbeitet vor allen Dingen in der Küche, hilft beim Vorbereiten der frisch zubereiteten Speisen und sorgt dafür, dass immer frisches Geschirr da ist.
„Mir gefällt die Arbeit hier sehr“, sagt Veljko Radulovic. Er hat nach der Schulung zunächst auch im Carifé in der Stadtbücherei gearbeitet. „Wir sind sehr froh über die beiden Mitarbeiter. Sie sind eine große Unterstützung und vollwertige Kollegen, die sehr gut im Team integriert sind“, sagt Michaela Hug.
Markus Milz und Veljko Radulovic konnten dank Fortbildungsmaßnahmen des Berufsbildungsbereichs (BBB) des Caritasverbands Singen-Hegau für ihre Arbeit in der Gastronomie geschult werden. „Wenn Menschen mit Behinderung nicht in einer Behindertenwerkstatt arbeiten möchten, schauen wir, was noch möglich ist“, sagt BBB-Leiterin Astrid Matern-Rein. In den Schulungen lernen die Teilnehmer, was bei der Arbeit in der Gastronomie auf sie zukommt.
Regionale Produkte sind wichtig
Das sehr ansprechende, gemütliche Ambiente im Erdgeschoss des grünen Hauses lädt die Gäste nicht nur zum Frühstück ein. Mit einer besonderen Speisekarte lockt das Café die Gäste den ganzen Tag über. „Wir legen großen Wert auf die Verwendung regionaler Produkte“, sagt Michaela Hug. So wird in der Küche fürs Backen Urkorn-Dinkelmehl von Höfen aus der Region verwendet, das Gemüse kommt von der Reichenau und das eigens fürs Café kreierte Vulkanbrot von der Singener Bäckerei Stadelhofer. Getränke kommen zum Teil aus der Streuobstmosterei Stahringen, aber es gibt auch hausgemachte Limonaden.
Das Café Horizont macht übrigens beim Projekt „Suspended Coffee“ (spendierter Kaffee) mit, als einer von bundesweit 342 Gastro-Betrieben. Gäste können mit einer Spende, zum Beispiel für einen Kaffee oder etwas anderes von der Speisekarte, dazu beitragen, Menschen, die wenig Geld haben, einen Moment der Freude zu ermöglichen.