Die Zahl der Wohnmobile hat sich in Deutschland seit 2017 verdoppelt: Zu Beginn des Jahres 2024 waren es laut dem ADAC knapp 908.000. Allein innerhalb eines Jahres – also von 2023 auf 2024 – ist ihre Zahl um rund 70.000 beziehungsweise gut acht Prozent gestiegen. Auch in Singen kann seit Jahren gecampt werden. Zum Beispiel auf den neu umgebauten Stellplätzen an der Offwiese oder in Bohlingen am Stellplatz am Festplatz.
Am Festplatzgelände der Bohlinger Sichelhenke entstand im vergangenen Jahr ein Stellplatz für fünf Wohnmobile, der den Bedarf an weiteren Stellplätzen in Singen und der Vierländerregion Bodensee decken soll. „Die Nachfrage steigt“, schilderte Jana Goosmann von der Stadt Singen im jüngsten Ausschuss für Kultur und Tourismus. Mehr Komfort auf den Stellplätzen gibt es allerdings nicht zum Nulltarif, deswegen haben Gemeinderat und Stadtverwaltung jetzt eine neue Benutzungs- und Entgeltordnung verabschiedet.

Umbauarbeiten auf der Offwiese
„Wir brauchen mehr Wohnmobilstellplätze im Hegau. Vor allem auf der Offwiese kommen wir an unsere Grenzen“, betonte Goosmann in der Ausschusssitzung. Die Stadtverwaltung rechnet im laufenden Jahr mit rund 2500 Übernachtungsgästen allein auf der Offwiese. Statt der ursprünglichen 19 Stellplätze stehen dort seit Ostern 23 Plätze zur Verfügung. Dafür gibt es weniger Auto-Parkplätze: Vor dem Baubeginn standen 310 kostenfreie Stellplätze zur Verfügung, nach den Umbauarbeiten sind es circa 40 Stellplätze weniger für Autofahrer.
Einher mit den Bauarbeiten geht auch eine neue Benutzungs- und Entgeltordnung. Neu ist dabei ein Kurzzeittarif. Dies bedeutet, dass Camper, die weniger als fünf Stunden auf der Offwiese stehen, 6 Euro zahlen. Für alle Camper, die mehr als fünf Stunden stehen, verlangt die Stadt 15 Euro pro Tag. Die Entgelte beinhalten laut Stadtverwaltung den Bezug von Strom und Wasser, die Entsorgung von Abwasser und Fäkalien sowie die jeweils geltende Umsatzsteuer.
Die zulässige Aufenthaltsdauer ohne eine Reservierung beträgt bis zu vier Tagen beziehungsweise drei Übernachtungen am Stück. „Bei einem geplanten ununterbrochenen Aufenthalt von mehr als vier Tagen auf dem Platz ist eine Reservierung erforderlich“, schilderte Goosmann kürzlich.
Allein durch die Kurtaxe sollen auf der Offwiese rund 8300 Euro in den städtischen Geldbeutel fließen. Insgesamt rechnet die Stadt mit Einnahmen durch die neue Benutzungs- und Entgeltordnung von mehr als 15.000 Euro.
Auf dem Wohnmobilstellplatz in Bohlingen gelten ab dieser Saison folgende Preise: In der Nebensaison, also von November bis Februar, beträgt das Übernachtungsentgelt pro angefangenen 24 Stunden 5 Euro. In der Hauptsaison von März bis Oktober werden 10 Euro fällig.
Viel Infrastruktur, bessere Aufenthaltsqualität – aber zu günstig?
Für Franz Hirschle (CDU) sei die neue Benutzungs- und Entgeltordnung überfällig gewesen. Er fragte sich allerdings, ob sie hoch genug ausfällt – gerade mit Blick auf den Langzeittarif. „5 Euro für eine Nacht halte ich für zu günstig für das, was wir nach den Umbauarbeiten alles anbieten“, betonte er. Schließlich müssten die Plätze auch gepflegt werden.
Ein ähnliches Problem hatte Markus Weber (Neue Linie). Auch er gab zu bedenken, dass die Wasserentnahme zu günstig seien. „Zehn Liter kosten den Nutzer 30 Cent, das ist mir zu wenig“, sagte er. Bei beiden Punkten betonte Jana Goosmann, dass man mit den neuen Preisen im Durchschnitt mit Plätzen in Radolfzell oder auf der Höri liegen würde. Oberbürgermeister Bernd Häusler ergänzte zudem, dass man nach einem Jahr bei den Preisen noch nachsteuern könnte.
In den entsprechenden Gremien herrschte am Ende Einigkeit. Beide Benutzungs- und Entgeltordnungen wurden einstimmig beschlossen. „Es ist an der Zeit, dass unsere Wohnmobilstellplätze auf bestem Niveau sind“, fasste Hubertus Both (FW) zusammen.
Die ersten Camper zeigen sich im Gespräch mit dem SÜDKURIER begeistert von dem neuen Angebot. „Es sollte mehr solche Plätze geben“, lautet der einhellige Tenor unter mehreren Wohnmobil-Besitzern, die etwa den Platz Bohlingen über den Brückentag am ersten Maiwochenende bezogen haben.