Zwischen Vulkanen, Wäldern und dem Bodensee mitten im Grünen – das klingt nach einem wahren Paradies für Camper. Damit kann der Hegau punkten. Wie sich das in den Besucherzahlen spiegelt, wo die Gemeinden Stellplätze bieten und was die Kurtaxe den Touristen für einen Nutzen bringt, darüber hat der SÜDKURIER mit mehreren Verantwortlichen gesprochen.

Gürsel Aktas betreibt seit sieben Jahren den Campingplatz Sonnental in Engen. Damals hat er das Kaufangebot für die dreieinhalb Hektar große Fläche am Stadtrand gesehen und war von der Lage begeistert: „Der Platz liegt sehr gut zwischen Schwarzwald und Bodensee. Das lockt die Camper an, weil wir die Alpen, den See und den schönen Hegau in nächster Nähe haben“, sagt er. Aktas ist sehr zufrieden mit den Besucherzahlen, die er öffentlich aber nicht genauer beziffern möchte. Eine Übernachtung auf seinem Campingplatz mit Wohnmobil oder Wohnwagen kostet 15 Euro.

Warum die Zahl der Dauercamper gestiegen ist

Insgesamt bietet der Campingplatz 180 Plätze. 70 davon sind für Dauercamper. Gerade in den vergangenen Jahren sei die Nachfrage für dauerhaftes Camping sehr gestiegen, so der Betreiber. „Durch die hohen Mietpreise und Nebenkosten können einige Menschen sich keine eigene Wohnung mehr leisten und ziehen auf den Campingplatz“, erklärt sich Aktas das Phänomen. Vor allem Rentner seien unter den Betroffenen.

Aber auch viele Touristen haben in den vergangenen Jahren Lust auf Campen bekommen, das macht sich an den Übernachtungszahlen bemerkbar.: Vor allem ab Mitte Mai sei den ganzen Frühling und Sommer über sehr viel Betrieb. „Und im Herbst gibt es noch mal eine Besucherwelle. Da kommen viele aus ihrem Sommerurlaub im Süden zurück und machen hier noch einen kleinen Zwischenstopp“, ergänzt Gürsel Aktas.

Wo es in Singen Stellplätze gibt

In Singen gibt es drei Wohnmobilstellplätze: einen direkt in Singen an der Offwiese, einen in Bohlingen und einen in Friedingen. Letzterer ist allerdings ohne Strom und Wasser. Bisher liegen keine Übernachtungszahlen vor, weil die Plätze alle relativ neu sind, so Stefan Mohr, Pressesprecher der Stadt Singen. Der Stellplatz an der Offwiese wurde sogar erst vor wenigen Tagen fertiggestellt. Hier fand ein Umbau und Ausbau statt, um Campern einen deutlich modernisierten Wohnmobilstellplatz bieten zu können, wie der Pressesprecher auf Anfrage des SÜDKURIER mitteilte.

Statt ursprünglich 19 Stellplätzen stehen seit Ostern an der Offwiese 23 Plätze zur Verfügung. In Bohlingen sind es fünf und in Friedingen vier bis sechs – je nach Größe der Wohnmobile. Die Preise bewegen sich in der Hauptsaison zwischen 10 und 15 Euro pro Nacht.

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Die Kurtaxe beträgt aktuell 2 Euro pro Person und Nacht. Die Gebühr soll die Kosten decken, um die Plätze zu betreiben und Veranstaltungen zu organisieren. Die Camper haben aber auch ganz praktisch was von der Taxe, erklärt der Pressesprecher. Denn damit können sie unter anderem die öffentlichen Verkehrsmittel im Landkreis während ihres Aufenthalts kostenlos nutzen.

Die Hochsaison der Singener Campingplätze beginnt laut Stefan Mohr in der Regel mit den Osterferien – je nach Wetterlage. „Ihren Höhepunkt erreicht sie in den Sommerferien zwischen Juni und August, wenn besonders viele Reisende unterwegs sind“, heißt es weiter. Und auch die Herbstferien bringen oft noch eine erhöhte Auslastung, vor allem bei schönem Wetter, so der Singener Pressesprecher.

Seit Pandemie wollen mehr Menschen campen

Auch in Rielasingen-Worblingen gibt es einen Wohnmobilstellplatz. Er hat Platz für 24 Wohnmobile, erklärt Sandra Bossenmeier, die Pressereferentin der Gemeinde. 16 Plätze hätten einen Stromanschluss und eine Ver- und Entsorgungsstation.

Der Wohnmobilstellplatz in Rielasingen-Worblingen hat Platz für 24 Wohnmobile. Er liegt idyllisch an der Radolfzeller Aach.
Der Wohnmobilstellplatz in Rielasingen-Worblingen hat Platz für 24 Wohnmobile. Er liegt idyllisch an der Radolfzeller Aach. | Bild: Gemeinde Rielasingen-Worblingen

Die Gemeinde hat zwar keine genauen Übernachtungszahlen, aber der Pressereferentin zufolge wurden im Jahr 2024 insgesamt 1918 Parktage am Automaten bezahlt. Es sei auffällig, dass seit der Corona-Pandemie deutlich mehr Besucher auf den Stellplatz kommen. Das deckt sich mit vermehrten Erfassungen der Stadt Singen, die zeigen, dass die Nachfrage im Hegau und am westlichen Bodensee zuletzt stetig gestiegen ist.

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Viele Anreize für Camping im Hegau

Aber was zieht die Camper in den Hegau? Für Rielasingen-Worblingen hat Sandra Bossenmaier eine Antwort parat: „Der Platz ist ruhig und liegt sehr idyllisch am Naturbad Aachtal in Worblingen, nahe der Radolfzeller Aach. Er bietet einen idealen Ausgangspunkt für Ausflüge oder Radtouren – auch an den nahe gelegenen Bodensee. Den Besuchern gefällt das, sie genießen die Atmosphäre dort.“

Die Saison hat in Rielasingen Worblingen bereits begonnen – ab April kommen deutlich mehr Wohnmobile, so die Pressereferentin. Die Hauptsaison beginnt dann im Mai. Von da an beträgt auch hier die Kurtaxe bis September 2 Euro pro Person und Nacht, wie Sandra Bossenmaier mitteilt. In den restlichen Monaten liegt sie bei 1,30 Euro. Die Kurtaxe für eine Person ist ohnehin in die Stellplatzgebühr einberechnet, ergänzt sie. Diese beträgt in Rielasingen-Worblingen 12 Euro pro Tag.

Die Kurtaxe ist sowohl für die Gemeinde als auch für die Camper nützlich, erklärt Sandra Bossenmaier: „Ja, sie ist wohl eine Einnahmequelle für die Gemeinde – vor allem geht es uns aber darum, den Gästen den Mehrwert einer Gästekarte anbieten zu können.“