Engen Die Stubengesellschaft zeigt bei einer neuen Ausstellung im Städtischen Museum Engen Arbeiten von Martin Fausel. Er ist ein Künstler, für dessen Arbeiten sich der Betrachter Zeit lassen muss. Der Titel „Das gemalte ohne Seele allein gelassen, kann ich nicht annehmen“ spricht schon für seine Arbeitsweise. Auch Fausel nimmt sich Zeit. In einem langwierigen Malprozess, nicht selten mehr als ein Jahr, trägt er Farbschicht für Farbschicht auf die Leinwand und schafft so stille Bilder von fast geheimnisvoller Tiefe. Fausels zentrale Motive sind Landschaften und Figuren, reduziert, fast abstrakt, doch mit emotionaler Strahlkraft. Seine Bilder wirken wie ein meditativer Gegenentwurf zur heutigen Reizüberflutung. „Zeitlichkeit entsteht durch Überlagerung und Schichtung durch tieferes und Erhabenes, durch ein Dahinter und Davor“, verglich es Kunstprofessor Martin Oswald in seiner Einführung mit Sedimentschichten, die sich über Jahrmillionen ablagern und die Vergangenheit konservieren. Trotz Abstraktion bleibe das ursprüngliche Motiv stets erahnbar.
Fausel gelinge es, scheinbar Unvereinbares zu vereinen, das wir erspüren, aber nicht erklären könnten. Als Beispiel nannte Oswald den Farbton Rot-Grün. Den könne es eigentlich gar nicht geben, denn als Gegenfarben würden sie einander ausschließen. Fausel gelinge es aber, ein Grün mit roter Untermalung darzustellen, ohne dass es als Widerspruch erscheine. „Wir erleben ein Grün, unter dem eine unterschwellige Glut kurz vor dem Durchbruch ist“, so Oswald. Durch die Überlagerung entstehe eine Spannung, die sich erst während einer kontemplativen Hingabe zum Bild erschließen lasse.
Martin Fausel arbeitet in einem Atelier in Oberschwaben und gehört zum festen Kern der professionellen Kunstszene der Region. Für Professor Oswald ist es kein Zufall, dass Fausel mit seinen Bildern ausgerechnet in Japan große Erfolge feiert. Seine Bilderwelt sei womöglich einer Haltung nahe, die auch der zenbuddhistischen Kunst sehr verwandt ist. Einer Kunst, die ihre Kraft von innen her bezieht.