Auf die Frage, wieso sie die Café-Bar Schroeder übernehmen wollen, brauchen Paul Arzt und Lazaros Kostadimas nicht lange überlegen: Das Schroeder sei für sie eine echte Herzensangelegenheit. „Wir sind Stammkunden der ersten Generation. Der Laden ist für uns so etwas wie unser zweites Wohnzimmer“, sagt Lazaros Kostadimas.
Als er und sein Geschäftspartner, Panagiotis Karamfillidis, davon Wind bekommen haben, dass Inhaber Edgar ‚Eddy‘ Deschler nach 34 Jahren zum Ende 2022 schließen will, haben sie sich dazu entschieden die Singener Kultkneipe fortzuführen. Als dritter im Bunde kam Paul Arzt dazu. „Uns war es wichtig, dass das Schroeder nicht einfach so von Heute auf Morgen stirbt“, sagt er.
Während Paul Arzt zukünftig als Geschäftsführer des Schroeder agiert und quasi so etwas wie das neue Gesicht der Kult-Kneipe werden soll, wollen Lazaros Kostadimas und Panagiotis Karamfillidis eher beratend im Hintergrund tätig sein. Dass die Wahl bei der Geschäftsführung auf Paul Arzt fiel, liegt naheliegend. Er kennt das Schroeder tatsächlich wie seine Westentasche.
Seit zwölf Jahren arbeitet der 37-Jährige dort, seit sieben Jahren als stellvertretender Geschäftsleiter. Zuvor hatte er in Konstanz Geschichte und Soziologie studiert. Lazaros Kostadimas und Panagiotis Karamfillidis, die einen Tag nach einander Geburtstag haben, kennen sich seit Kindheitstagen. Beide sind 50 Jahre alt. Während Karamfillidis selbstständig ist, arbeitet Kostadimas in der Schweiz als Qualitätsleiter. Beide betreiben zudem einen griechischen Spezialitätenverkauf.

Kein Restaurant, keine Cocktail-Bar, keine Diskothek. Welchen Weg das neue Schroeder einschlagen soll, ist laut Paul Arzt und Lazaros Kostadimas klar: Den alten mit ein paar kleineren Neuerungen. „Der Schroeder-Gedanke soll erhalten bleiben. Auch der Name bleibt“, sagt Arzt.
Dies bedeutet: Die Idee von Gründer Edgar „Eddy“ Deschler aus der Mischung Tages-Café und musiklastige Kneipe am Abend soll erhalten bleiben. „Wenn das Schroeder nicht mehr da ist, fehlt einfach was“, so Arzt weiter. Deshalb werde das Schroeder einfach nach dem 31. Dezember normal öffnen. Nach der Geschäftsaufgabe von Edgar „Eddy“ Deschler zum 31. Dezember quasi als nahtloser Übergang. „Das Schroeder hat 34 Jahre lang mit gutem Publikum funktioniert, wir wollen dies fortsetzen“, sagt Kostadimas. Dafür solle das Kaffeesortiment erweitert und ein neues Bierangebot geschaffen werden.
Kleiner Umbau im kommenden Jahr
Anfang/Mitte Februar soll dann laut Kostadimas kurz geschlossen werden, um Umzubauen. Etwa neue Toiletten oder eine Optimierung der Belüftungsanlage. „Ab Anfang März ist das neue-alte Schroeder dann wieder am Start“, verspricht er. Zudem solle im neuen Schroeder künftig noch mehr Kunst von regionalen Künstlern an den Wänden hängen. Dafür sei man laut Kostadimas schon in Kontakt mit lokalen Kunstgrößen wie etwa Antonio Zecca. „Wir wollen vor allem jungen Künstler eine Plattform geben“, sagt Kostadimas.
Personalmangel erhöht Schließtage
Ähnlich wie beim Inventar und bei der Ausrichtung der Kult-Kneipe geht es auch beim Personal zu: Das werde sich laut Paul Arzt zum aller größten Teil aus bereits vorhandenen Mitarbeitern zusammensetzen. „Das Schroeder hat immer von der Mannschaft gelebt, die es am Laufen hält“, sagt er.
Allerdings zeichne sich schon jetzt ab, dass der Fachkräftemangel auch das Schroeder weiter treffen werde. Vor allem mit Blick auf die Öffnungstage. „Unser Ziel ist es wieder sieben Tage die Woche zu öffnen“, sagt Arzt. Doch aktuell sei dies nicht möglich. Zuletzt hatte das Schroeder von Dienstag bis Samstag geöffnet. „Wir haben aktuell nicht das Personal um die ganze Woche zu öffnen und mussten deshalb unsere Öffnungstage anpassen“, so Arzt weiter. Mit diesem Problem hätten aber alle Gastronomen zu kämpfen, denn viele würden nur zum Nebenjob in der Gastro-Branche arbeiten.