Was geht in der bevorstehenden Hegauer Fasnacht? Der Kalender lügt nicht. In diesem ist die Kernfasnacht 2022 vom 24. Februar bis 1. März fest verankert. Die aktuellen Corona-Verordnungen machen aber den Plänen der Hegauer Narrenzünfte, nach der Zwangspause im vergangenen Jahr wieder eine halbwegs normale Fasnacht zu veranstalten, einen Strich durch die Rechnung. Für Aufsehen sorgen die Pläne der Lörracher Narrengilde, die Fasnacht in den Sommer zu verschieben, in der Hoffnung, dass in dieser Jahreszeit erfahrungsgemäß die Corona-Zahlen schwinden und Lockerungen von Verordnungen Einzug halten.

Befragte Hegauer Zünfte erteilen Gedanken einer Verlegung der Fasnacht eine klare Absage. Damit folgen sie auch der Haltung der großen Verbände. Deren Chefs, Rainer Hespeler von der Narrenvereinigung Hegau-Bodensee, sowie Roland Wehrle von der Vereinigung der Schwäbisch-Alemannischen Narrenzünfte, hatten kürzlich in einem SÜDKURIER-Artikel ihre Ablehnung gegen eine Narretei im Sommer klar formuliert. Brauchtum lasse sich nicht zeitlich verschieben.

„Für die Poppele-Zunft ist Fasnacht ab Aschermittwoch vorbei.“Stephan Glunk, Poppele
„Für die Poppele-Zunft ist Fasnacht ab Aschermittwoch vorbei.“Stephan Glunk, Poppele | Bild: Tesche, Sabine

Auch für die Singener Poppele-Zunft gilt: „Ab Aschermittwoch ist die Fasnacht vorbei. Kein Zunftmitglied würde jemals auf die Idee kommen, das Häs danach wieder aus dem Schrank zu holen“, erklärt Poppele-Zunftmeister Stephan Glunk. Die Zunft habe auch nie am Buurefasnacht-Umzug am Sonntag nach Aschermittwoch teilgenommen. „In Sachen Fasnachtsprogramm bleiben wir flexibel. Wir warten noch ab, was an Vorgaben und Empfehlungen kommt“, betont Glunk.

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„Weihnachten lässt sich auch nicht in den Sommer verschieben“, sagt John Weber, Zunftmeister der Gottmadinger Gerstensäcke. Er verweist auch darauf, das Fasnacht als weltweites Kulturerbe definiert sei. „Es ist genau festgelegt, in welchem Zeitraum Fasnacht und das Tragen von Häs stattfinden soll. Wenn Vereine das ignorieren, droht der Entzug der Gemeinnützigkeit“, so Weber.

„Weihnachten lässt sich auch nicht in den Sommer verschieben.“John Weber, Gerstensack-Zunft
„Weihnachten lässt sich auch nicht in den Sommer verschieben.“John Weber, Gerstensack-Zunft | Bild: Tesche, Sabine

Nachdem die Fasnacht im vergangenen Jahr so gut wie komplett ausgefallen ist, will die Gerstensackzunft das Brauchtum diesmal zumindest in abgespeckter Form hochhalten. „Wir sind uns der Vorbildfunktion bewusst. Es wird nur gemacht, was die Führung der Zunft verantworten kann“, betont Weber. „Denkbar ist eine kleine Form von Straßenfasnacht und das Narrenbaumstellen auf dem Hebelplatz im überschaubaren Rahmen“, so Weber. Den bekannten Umzug am Fasnetmäntig werde es genauso wenig geben, wie Saal-Veranstaltungen. „Wir bräuchten für Fasnachtspartys volle Besucherauslastungen, damit sich der Aufwand lohnt. Dies ist aber durch die Corona-Verordnungen nicht möglich“, sagt er. Die Gerstensäcke starten wieder eine Narrenäumle-Aktion. Einwohner können wie im vergangen Jahr Christbäume närrisch schmücken. Die Gottmadinger Narren wollen auch eine närrische Kinderfibel erstellen, um dem Nachwuchs das Brauchtum nahezubringen.

„Wir halten sorgsam an unserer Fastnacht-Eröffnung fest.“Sigmar Hägele, Narrenzunft Engen (im Bild mit Tochter Melanie)
„Wir halten sorgsam an unserer Fastnacht-Eröffnung fest.“Sigmar Hägele, Narrenzunft Engen (im Bild mit Tochter Melanie) | Bild: Tesche, Sabine

Die Engener Narrenzunft hält an einer Tradition fest. Sie eröffnet am Samstag, 8. Februar, offiziell die Fasnacht. Die Zunft gehört dem Schwäbisch-Alemannischen Verband an. Der Start am sogenannten Eulalientag, der erste Samstag nach Dreikönig, soll auf dem großen Freilichtplatz hinter dem Rathaus erfolgen. „Wir legen Wert darauf, die mit der Stadt Engen abgestimmte Veranstaltung unter größtem Verantwortungsbewusstsein auszuführen. Es können nur geladene Gäste teilnehmen. Die Zahl haben wir freiwillig auf höchstens 100 beschränkt. Es gelten die 2G-Plus-Regeln. Es gibt auch keine Bewirtung“, betont Hägele.

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Die Führung ernte bei den Mitgliedern der Zunft eine große Zustimmung dafür, dass die Fahne des Brauchtums hochgehalten werde. „Die Zunft plant auch die eine oder andere Veranstaltung in der Stadthalle. Nach der derzeit geltenden Verordnung darf die Hälfte der Kapazität von 500 Besuchern belegt werden“, sagt der Zunftmeister. Es soll dann 2G-Plus zur Anwendung kommen. Auch eine Teststelle im Foyer mit eigenem Fachpersonal sei denkbar.

„Wir warten noch ab, was an Fasnacht gemacht werden darf.“Kathrin Graf, Pfiffikus
„Wir warten noch ab, was an Fasnacht gemacht werden darf.“Kathrin Graf, Pfiffikus | Bild: privat

Was genau an Fasnacht stattfinden könne, sei auch davon abhängig, welche Vorgaben der Verband gebe. Eines ist für die Engener Narrenzunft aber klar: Fasnacht im Sommer, das sei mit dem Brauchtum nicht vereinbar. „Denkbar ist aber, dass die Narrenzunft im Sommer eine Veranstaltung, wie etwa ein Fest macht, außerhalb des närrischen Geschehens. Das fördert auch die Gemeinschaft und die Bindung zur Bevölkerung. Wir sind ja über das ganze Jahr aktiv“, sagt Hägele.

Bei der Hilzinger Narrenzunft Pfiffikus herrscht seit 2020 Aufbruchstimmung, nachdem sich die Narren nach langer Flaute neu formiert hatten. „Wir erleben seither einen großen Zulauf, obwohl die Fasnacht im vergangenen Jahr ausfiel, konnten wir 18 neue Mitglieder verzeichnen“, schildert Zunftmeisterin Kathrin Graf. Der Verein habe nun 140 Aktive. „Gut 100 davon kamen am 11.11. zu einem Grillabend im Freien zur Fasnachtseröffnung“, sagt Kathrin Graf. „Wir müssen schauen, was geht an dieser Fasnacht. Vermutlich werden wir in unserem Tatendrang stark ausgebremst. Wir warten aber noch die Vorgaben der Narrenvereinigung ab“, so die Zunftmeisterin.