Es ist ein wunderschöner Sommerabend und trotzdem ist der Spielplatz in Bietingen verwaist. Das liegt zum einen an den etwas in die Jahre gekommenen Spielgeräten; vielleicht liegt es aber auch an der Ortsrandlage. Man kommt nicht zufällig von der Dorfmitte daran vorbei, sondern muss sich bewusst dorthin bewegen. Vor allem für die im nordwestlichen Teil des Ortes ansässigen Bewohner bedeutet das einen längeren Fußmarsch. Um den für einen Spielnachmittag in Kauf zu nehmen, braucht es attraktive Spielgeräte und Begegnungsmöglichkeiten für die Eltern. Der neue Spielplatz in der Ortsmitte von Gottmadingen ist das beste Beispiel dafür, wie sehr die Akzeptanz eines solchen Treffpunktes von der Zusammensetzung aus Kinderspielgeräten und den Begegnungsmöglichkeiten für die Eltern abhängig ist.
Im Rahmen des Spielplatzkonzeptes hat die Gemeinde alle Plätze untersucht und einen Sanierungsplan erstellt. Der Spielplatz in Bietingen steht schon lange auf der Prioritätenliste von Verwaltung und Gemeinderat. Ob so ein Platz von den Dorfbewohnern angenommen und als Treffpunkt akzeptiert wird, hängt von vielen Faktoren ab. Deshalb geht die Gemeinde seit einigen Jahren bei Projekten, die die Menschen direkt betreffen, konsequent den Weg der Bürgerbeteiligung.
Zwischen Minimallösung und Wunschvorstellungen
In zwei Bürgerworkshops konnten auch die Bietinger ihre Vorstellungen bezüglich des Spielplatzes äußern. Dabei wurde schnell deutlich, dass Wunsch und Wirklichkeit weit auseinanderliegen. Das Überlinger Büro 365 Grad hatte den Auftrag, einen Vorschlag für eine Neugestaltung des Platzes zu erarbeiten. Dabei hat sich herausgestellt, dass das im Haushalt eingestellte Brutto-Budget in Höhe von 80.000 Euro nicht ausreichen würde. Es wurden insgesamt drei Varianten erarbeitet, über die sich die Bürger austauschen konnten.
Diskutiert wurde über den Spagat zwischen Minimallösung und Wunschkonzert. In Kosten ausgedrückt bewegen sich die Entwürfe zwischen 105.500 Euro und 172.000 Euro. Gebaut werden soll nun für 153.000 Euro. So teuer soll die Variante Zwei werden. Doch was bekommen die Bietinger Kinder zu diesem Preis?
Für ein Wellenkarussell fehlt das Geld
Während in der Minimalvariante neben zwei Spielhäusern und einem Kletterspielgerät mit Rutsche der Sandkasten mit Robinienstämmen eingefasst wird und runde Findlinge zum Balancieren vorgesehen sind, wurde für die Maximalvariante sogar der Bau eines Wellenkarussells geprüft und wieder verworfen. Auch die dort vorgesehene Seilbahn soll nun nicht gebaut werden.
In der jetzt beschlossenen Kompromisslösung sehen die Landschaftsarchitekten ein gutes Spielangebot für die Kinder. „Zusätzlich zum Kleinkindspielbereich mit Spielhäusern, Sandkasten und Kletterstruktur im unteren Bereich erweitert eine Hangrutsche das Bewegungsangebot“, wird im Protokoll der Bürgergespräche festgehalten. Das sehen Verwaltung und Gemeinderat genauso. Dazu kommt ein Rollenspiel- und Versteckbereich mit Weidentippis und Strauchpflanzungen. Zwei Sitzbänke und eine Picknickgarnitur sollen die Aufenthaltsqualität für Eltern und Kinder verbessern. Eine Doppelschaukel mit eventuell einem Eltern-Kind-Schaukelsitz sollen das Spielangebot abrunden. Diese Variante soll nach einstimmigem Gemeinderatsbeschluss für 153.000 Euro umgesetzt werden. Die entsprechende Summe soll in den Haushalt 2026 eingestellt werden.
Es wird noch dauern, bis der neue Spielplatz fertig ist
Bianca Fleischmann (FWG) äußerte die Hoffnung, dass die Seilbahn aus Variante Drei noch nachträglich gebaut werden könnte. Doch Bürgermeister Michael Klinger sieht dafür alleine aus Platzgründen keine Möglichkeit. Klinger lobte den harmonischen Entscheidungsprozess, räumte aber auch ein, dass das nur mit einem hohen Zeitaufwand zu machen sei. Zeit werde auch die Umsetzung benötigen: „Wir stecken in einem Bebauungswahn“, sagte Klinger. „Es wird nicht so schnell gehen, wie wir uns das vorstellen.“