Singen Insgesamt 40 städtische Ausbildungsbetriebe öffnen am Freitag, 9. Mai, ihre Türen für die Sieben- bis Neuntklässler verschiedener Singener Schulen, denen damit nicht nur die Gelegenheit geboten wird, hinter die Kulissen der Unternehmen zu schauen, sondern auch selbst mitanpacken. Jeder der beteiligten Betriebe hat sich dazu etwas Besonderes überlegt: Es dürfen Reifen gewechselt, Brezel gebacken, Cocktails gemischt und Gläser geschliffen werden, um damit nur eine kleine Auswahl der Tätigkeiten zu nennen, um die jungen Gäste praktische Erfahrungen sammeln zu lassen.
An diesem „Tag des offenen Handwerks“ werden den Schülern, die in Gruppen von zwölf Personen die Unternehmen besuchen, die unterschiedlichen Ausbildungsberufe in Theorie und Praxis nähergebracht. Jede Schulgruppe besucht im Takt von anderthalb Stunden drei verschiedene Unternehmen. Neben den Handwerksbetrieben mit ihren vielfältigen technischen Berufen präsentierten sich auch Hotels und Handelsunternehmen. Wie wichtig die Stadt und ihre Unternehmen den Tag des offenen Handwerks nehmen, zeigte sich auch bei der Vorstellung. Wilfried Trah, Vorsitzender des Standortmarketingvereins „Singen aktiv“, konnte, neben OB Bernd Häusler, den Vertretern des Arbeitsamtes und der Schulen auch jeweils mindestens einen Verantwortlichen der beteiligten Betriebe willkommen heißen. Gastgeber war Rolf Denzel von der gleichnamigen Gartenbau GmbH, der, nach eigenen Aussagen, seit 1996 Jugendliche zum Landschaftsgärtner ausbildet. Ihm sei es wichtig, die jungen Fachkräfte auch nach der Ausbildung im Betrieb zu halten, wozu ein offenes, vertrauensvolles und faires Miteinander – neben dem Fachwissen und dem praktischen Können – die Voraussetzung darstelle.
Julia Rasch, Teamleiterin bei der Berufsberatung des Arbeitsamtes Konstanz, betonte, wie wichtig der Kontakt zwischen Unternehmen und Schülern sei, um ihnen die Vielfalt der Ausbildungsberufe näherzubringen, von denen es im Handwerk alleine 130 verschiedene gebe. Es sei kein überkommenes Klischee, dass die Jungs überwiegend Kfz-Mechaniker und die Mädels Friseurin werden wollten. Obwohl sich diese Berufe bis heute zu Recht großer Beliebtheit erfreuten, sei es wichtig, den Blick der Schüler auch für andere Berufe zu weiten. Die geschäftsführende Schulleiterin der Singener Schulen, Anja Claßen, zeigte sich dankbar für den Tag des offenen Handwerks, der schon in der Vergangenheit bei den Schülern sehr gut angekommen sei. Der Besuch vor Ort helfe, die Hemmschwellen der Jugendlichen, die zwar in der Gruppe stark, doch alleine sehr verunsichert seien, abzubauen. Nicht zuletzt machten die Schüler dabei auch neue Erfahrungen, um ihnen dabei zu helfen, ihre eigenen Talente zu entdecken. Karin Marxer, Leiterin der Bildungsakademie Singen, wies darauf hin, dass es für die Handwerksbetriebe aufgrund des Fachkräftemangels schwieriger geworden sei, Nachwuchs zu finden, da den umworbenen Jugendlichen viele Optionen offen stünden. Ingo Arnold von der Kumpf & Arnold GmbH und Sprecher der Singener Handwerkerrunde, lässt beim Tag des offenen Handwerks seine Auszubildenden für seinen Betrieb sprechen, weil das viel authentischer sei, als wenn der Chef seinen eigenen Betrieb lobe. Bei Kumpf & Arnold lernt Aaron Linsenmann derzeit den Beruf zum Anlagenmechaniker, ist kurz vor dem Abschluss und betonte in der Runde, dass grundsätzliches Interesse am Lehrberuf, Lernbereitschaft und das handwerkliche Geschick selbst Grundvoraussetzungen für den erfolgreichen Abschluss seien.
Neu dabei ist die VABO-E, die „Vorbereitungsklasse Arbeit/Beruf für Erwachsene ohne Deutschkenntnisse“. Dabei haben erwachsene Zugewanderte die Möglichkeit, in einem Jahr den Hauptschulabschluss zu erwerben. Die Klassen sind bei der Beschäftigungsgesellschaft des Kreises angesiedelt und werden in Singen unterrichtet. Bernhard Grunewald, Vorsitzender von Insi (Integration in Singen), betonte, dass es bei den Zugewanderten viel Talent und auch die Bereitschaft gebe, sich nützlich zu machen.