Lehrer können sich während der Corona-Pandemie so einfach krank melden wie sonst keine andere Berufsgruppe? Diesen häufig geäußerten Vorwurf hörte Anja Claßen in der Sitzung des Ausschuss für Schule und Sport nicht zum ersten Mal. Unverständnis äußerte zum Beispiel Angelika Berner-Assfalg (CDU) mit der Frage, welche Berufsgruppe sich das sonst erlauben könne.
Schulleiterin hat genug vom Lehrer-Basing
Claßen erklärte als Leiterin der Waldeck-Schule und geschäftsführende Schulleiterin: „Dieses Lehrer-Bashing kann ich für die Kollegen in Singen nicht nachvollziehen. Denn die Lehrer spüren ihre Verantwortung und kümmern sich um die Kinder.“ An der Waldeck-Schule seien alle Lehrer da – auch solche, die ein Attest erhalten und der Arbeit fernbleiben könnten. Zudem würden viele Lehrer Kinder in die Schule holen, um Schülern auch Unterricht fern vom Laptop zu ermöglichen.
Schwangere müssen weiter zuhause bleiben
Auch als Betroffene hätten sich darüber gewundert, dass das Bildungsministerium für Lehrer so großzügige Regelungen pflegte: Wer zur Risikogruppe gehört oder zum Beispiel mit jemandem wohnt, der zur Risikogruppe gehört, konnte dem Präsenzunterricht ohne Attest fernbleiben. Das habe sich zwischenzeitlich aber geändert, erklärte Claßen. Nur schwangere Frauen seien weiterhin komplett vom Unterricht ausgeschlossen. „Da können wir nichts dagegen machen.“
270 Schüler in 26 Notgruppen betreut
Einen steigenden Bedarf für Notbetreuung von Kindern hat Sandra Kleipa als Fachbereichsleiterin für Schule und Bildung dem Ausschuss geschildert. Demnach seien zwischenzeitlich alle Gruppen voll gewesen, 270 Kinder wurden in 26 Gruppen betreut. „Aber nicht jeden Tag“, erklärte Kleipa, es sei ein sehr individuelles System, gemessen am tatsächlichen Bedarf, gewesen. Der Bedarf sei im Verlauf der Pandemie gestiegen, auch weil die Gruppe der Berechtigten ausgeweitet wurde: Anfangs konnten nur Kinder, deren beide Eltern in systemrelevanten Berufen arbeiten, betreut werden. Das wandelte sich jedoch. Kleipa zog Bilanz: „Es war ein sehr hoher Aufwand für alle Beteiligten. Ein großes Danke gilt allen Schulen, die das möglich gemacht haben.“
Seit Montag wieder (fast) Regelbetrieb
Diese Phase der Notbetreuung, die wegen geschlossener Kindertages-Einrichtungen und Kitas notwendig war, ende nun: Seit Montag herrscht in den meisten Klassen wieder ein einigermaßen normaler Betrieb. Nur für die Klassenstufen fünf bis sieben gebe es noch Notgruppen. Nun gebe es eine neue Herausforderung, sagte Fachbereichsleiterin Sandra Kleipa: Wegen Abstandsregelungen sei mehr Platz nötig und Räume würden knapp. Außerdem sei noch nicht jeder Lehrer wieder im Einsatz.