Singen Am Internationalen Museumstag war auch in Singen wieder Kunst in ihrer ganzen Vielfalt zu erleben. Von exklusiven Oldtimern im MAC Museum über Kunst der Singener Maler im Stadtgarten und Zeitreisen zu den archäologischen Fundstellen mit dem Team des Hegau-Museums bis zu den Wurzeln der Maggi-Würze im Maggi-Museum war eine abwechslungsreiche Kunstschau geboten.
60 Werke als Schenkung
Im Kunstmuseum eröffnete Oberbürgermeister Bernd Häusler an diesem Tag gleich drei Ausstellungen rund um die Künstler der Höri. Darunter fast 60¦Arbeiten von Walter Herzger und seiner Frau Gertraud Herzger-von Harlessem, die ihre Tochter Sabine Verdet-Herzger dem Singener Museum als Schenkung überlassen hatte.
„Wir sind eine Stadt, die Kunst und Kultur sehr hoch hängt“, erklärte Häusler und freute sich über die zahlreichen Besucher. Seit dem Jahr 1947 sei die Stadt wirtschaftlich gewachsen und zum zentralen Forum für die auf der Höri lebenden Künstler und deren Umfeld geworden. Nach Ende des Nationalsozialismus hätten diese Künstler in der Nachkriegszeit die Moderne in den Hegau und an den westlichen Bodensee gebracht. Häusler dankte den Spendern und Leihgebern. Er sagte, das Kunstmuseum sei der zentrale Ort für den Künstlerkreis und würde ihm eine gute Heimat geben.
Sein besonderer Dank galt Sabine Verdet-Herzger, die dem Kunstmuseum in den vergangenen Jahren zahlreiche Werke ihres Vaters und ihrer Mutter überlassen hatte, teils als Leihgabe, teils als Schenkung. Unter den 60 Arbeiten der jetzigen Schenkung befinden sich auch Werke aus dem schmalen Oeuvre ihrer Mutter Gertraud Herzger von- Harlessem, die auf großes Interesse stießen. In der aktuellen Ausstellung unter dem Titel „Die Kunst des Einfachen“ würdigt das Kunstmuseum die Arbeiten von Walter Herzger (1901-1985), der ein umfangreiches Oeuvre hinterließ, und seiner Frau Gertraud Herzger-von Harlessem (1908-1989), deren Werk lange Zeit fast unbeachtet blieb.
Fabrik- und Erntearbeit statt Kunst
Museumsleiter Christoph Bauer schilderte den gemeinsamen Lebensweg der beiden, der durch die politische Lage während des Zweiten Weltkrieges, der Gefangenschaft Walter Herzgers und der Nachkriegszeit bestimmt war. Dazu kam eine gewisse Eifersucht auf die Malerei seiner Frau: er untersagte ihr jede künstlerische und Ausstellungstätigkeit. Während Herzger in der Nachkriegszeit künstlerisch jede Möglichkeit ergriffen habe, wieder an die Öffentlichkeit zu treten, zog sich seine Frau zurück und sorgte durch Lohnarbeit in einer Nähmaschinenfabrik und Gelegenheits- und Erntearbeit für den Lebensunterhalt der Familie, so Bauer. Auch nach dem Tod ihres Mannes gelang es ihr nicht mehr, an ihr frühes Werk anzuknüpfen und sich künstlerisch zu entfalten. „Wie sie verstummten alle Künstlerinnen auf der Höri“ – laut Christoph Bauer eine Folge der gesellschaftlich akzeptierten Geschlechterrolle zur damaligen Zeit.