Am Ende war es ein deutlicher Sieg: Marcus Röwer wird neuer Bürgermeister von Singen. Der Gemeinderat stimmte mit großer Mehrheit für den 37-Jährigen. Das bedeutet auch, dass Volkertshausen einen neuen Bürgermeister braucht. Denn Röwer ist seit sechs Jahren Rathauschef der Hegau-Gemeinde und wechselt nun in die Hohentwiel-Stadt.
22 Gemeinderäte stimmten am Dienstagnachmittag für Marcus Röwer. Auf seine Kontrahentin Miriam Lienhardt aus Konstanz entfielen acht Stimmen. Oberbürgermeister Bernd Häusler lobte beide Kandidaten: „Es gehört Mut dazu, sich in einem öffentlichen Gremium zur Wahl zu stellen.“ Nach seinem Wahlsieg zeigte sich Röwer bescheiden und gewohnt zurückhaltend. „Natürlich ist die Freude groß, aber es schwingt auch ein gesundes Maß an Ehrfurcht und Demut vor der neuen Aufgabe mit“, sagte er. Röwer freue sich, „Teil eines tollen Hauses“ zu werden.
In seiner 15-minütigen Vorstellung im Gemeinderat skizzierte Röwer, welche Aufgaben er als neuer Bürgermeister von Singen angehen wolle (der SÜDKURIER wird darüber gesondert berichten). Seine Mitbewerberin hatte nur acht Minuten der verfügbaren Zeit genutzt, um sich vorzustellen: Die 45 Jahre alte Betriebswirtin habe Erfahrungen in der öffentlichen Verwaltung, Mittelstand und Industrie. Mit ihren Vorstellungen für die Stadt Singen konnte sie aber nicht genügend punkten.
Laut Stellenausschreibung der Stadt Singen umfasst die Position des Ersten Beigeordneten die Fachbereiche Bildung und Sport, Familie, Soziales und Quartier sowie Bürgerservice, Ordnung und Recht. Damit bleibt die Verantwortlichkeit ähnlich zugeschnitten wie in Ute Seifrieds Dienstzeit, umgangssprachlich war immer wieder die Rede von einer Sozialbürgermeisterin.
Der neue Bürgermeister und seine Vorgängerin

Und genau in dieser Zuständigkeit sehe Röwer einen großen Vorteil. Denn für ihn sei dies als amtierender Bürgermeister von Volkertshausen alltägliches Geschäft. „Natürlich ist es aber eine andere Skalierung“, sagte er, schließlich hat Singen mehr als zehnmal so viele Einwohner wie Volkertshausen. Dennoch bringe Röwer das nötige Rüstzeug für die Aufgaben des Ersten Beigeordneten mit.
Bereits beim Bekanntwerden seiner Bewerbung in Singen hatte ihn der SÜDKURIER darauf angesprochen, ob Röwer im Fall einer Wahl – aufgrund seiner Nähe zur CDU – Parteipolitik in Singen betreiben wolle. Damals antwortete der 37-Jährige: „Ich habe und werde auch in Zukunft politisch neutral arbeiten. Vor Parteipolitik kommt das Wohl der Menschen.“ Zudem sei es für die Stadt Singen ein Pfund, wenn der OB und der Erste Beigeordnete im Kreistag sitzen würden.
Ein deutlicher Wahlsieg mit Störgeräuschen
So deutlich der Wahlsieg ausfiel, aus dem Lager der SPD und der Grünen gab es mit Blick auf diese CDU-Nähe harsche Kritik. Walafried Schrott (SPD) verwies etwa darauf, dass es in Singen Tradition sei, das OB und Bürgermeister nicht den gleichen parteipolitischen Hintergrund haben sollten. „Diese Tradition gibt es nicht mehr. Die Mehrheit des Gemeinderats und der Oberbürgermeister haben klar signalisiert, dass sie an der Fortsetzung dieser Tradition kein Interesse haben“, so Schrott weiter.
Ins gleiche Horn stieß Eberhard Röhm (Grüne), dem sich der Eindruck aufgedrängt habe, dass die Wahl schon im Vorfeld entschieden worden sei – aufgrund der Parteinähe zur CDU eines Kandidaten. Hier erwiderte der OB, dass die Findungskommission immer transparent gearbeitet habe auf dem Weg von fünf Bewerbungen zu zwei Kandidaten, die sich im Gemeinderat vorstellen konnten.
Die harsche Kritik aus dem rot-grünen Flügel des Rates stieß bei CDU, Neuer Linie und Freien Wähler auf Verständnislosigkeit und Irritationen. „Ein Beigeordneter wird nicht nach Zugehörigkeit einer Partei gewählt sondern nach seinen Fähigkeiten, dies möchte ich an dieser Stelle nochmals betonen“, schimpfte Dirk Oehle (NL). Franz Hirschle (CDU) sprach von einem sauberen politischen Verfahren – das vor allem stets transparent gewesen sei. „Es ist respektlos, über Parteipolitik kurz vor solch einer wichtigen Wahl zu sprechen“, sagte er.
Hubertus Both (FW) machte ebenso deutlich: „Wenn ich die Wahl habe zwischen Parteipolitik und dem Wohl der Stadt, entscheide ich mich immer für das Wohl Singens.“
Deutliche Worte fand auch OB Bernd Häusler und wies die Kritik, in Belangen der Stadt nach parteipolitischen Interessen zu handeln, vehement zurück. „Ich bin Parteipolitiker im Kreisrat, aber hier nicht“, sagt Häusler zur Wahl, „es geht hier um die Stadt, nicht um die Farbe der Partei.“ Häusler habe immer bewiesen, dass er bei Singener Sachthemen überparteilich entscheide. „Ich bin nicht CDU-Meister, sondern Oberbürgermeister!“