Die Rückkehr der Bahnstrecke zwischen Singen und Etzwilen bewegt die Bürger. Eine digitale Informationsveranstaltung der Grünen-Landtagsabgeordneten Dorothea Wehinger stieß auf großes Interesse. Die Politikerin hatte mit Ralf Derwing von der Initiative Bodensee-S-Bahn (IBSB), Felix Berschin von der Nahverkehrsberatung Südwest und Stephan Birchmeier vom Stiftungsrat der Museumsbahn Etzwilen Bahnexperten als Referenten gewonnern. Die Stiftung ist der Eigentümer des größten Teils der gut 13 Kilometer langen Bahnstrecke.

Land will die Nutzung des ÖPNV bis 2030 verdoppeln

Sie hat 42 stillgelegte Bahnstrecken darauf untersuchen lassen, ob sich eine Reaktivierung lohnt. Diese Analyse bescheinigt der Museumsbahnstrecke Singen-Etzwilen großes Potenzial. Eine Prognose geht von täglich 2670 Fahrgästen im Jahr 2030 aus und der Möglichkeit, eine Querverbindung zum Schweizer Netz zu schaffen. Dorothea Wehinger war es wichtig zu unterstreichen, dass derzeit „alles, wirklich alles, noch vollständig offen“ sei.

Das sagt der Bürgermeister

Sie schilderte eine qualifizierte Machbarkeitsstudie als nächsten Schritt im Verfahren. Auf deutscher Seite sind die Stadt Singen und die Gemeinde Rielasingen-Worblingen involviert. Singen hole gerade Angebote für die Machbarkeitsstudie ein, sagte Rielasingen-Worblingens Bürgermeister Ralf Baumert: „Damit wir mehr wissen.“ Beide Kommunen stehen in Sachen Reaktivierung in engem Kontakt. Die Machbarkeitsstudie untersuche, welche technischen und finanziellen Voraussetzungen ein Wiederaufbau des Schienenwegs notwendig seien, erläuterte Wehinger.

Ralf Baumert hat nun im eidgenössischen Verkehrsministerium die eventuelle Wiederinbetriebnahme zur Sprache gebracht.
Ralf Baumert hat nun im eidgenössischen Verkehrsministerium die eventuelle Wiederinbetriebnahme zur Sprache gebracht. | Bild: Ingeborg Meier

Im weiteren Verlauf werde auch der zu erwartende wirtschaftliche Erfolg untersucht. „Wenn der nicht gegeben ist, ist alles vorbei“, sagte Wehinger. Wie Rielasingen-Worblingen erhofft sich auch Singen durch eine Reaktivierung der Etzwiler-Strecke eine geringere Belastung durch den Individualverkehr. Dieser Gedanke habe auch hinter Singens finanzieller Beteiligung in Höhe von 200.000 Euro im Jahr 2019 an der Wiederherstellung der Schienen am Volksbank-Kreisel gestanden, erklärte der Singener Gemeinderat Eberhard Röhm (Grüne).

Die Referenten beschäftigten sich schwerpunktmäßig mit der Frage, ob eine Anbindung der Strecke Singen-Etzwilen an die Schweizer Bahnlinien sinnvoll sei. Eine Reaktivierung der Strecke sei aus Sicht der IBSB unbedingt anzustreben, so die Position Ralf Derwings. Die Museumsbahnstrecke könnte als Querverbindung zur Ausweichstrecke bei Bauarbeiten oder Behinderungen auf der Hochrheinbahn und den See-Linien ausgebaut werden. Als bedeutsam führte er auch die Möglichkeit an, so die Zentren Winterthur und Singen zu verbinden.

Dorothea Wehinger, Grünen-Abgeordnete: „Derzeit ist alles, wirklich alles, noch vollständig offen.“
Dorothea Wehinger, Grünen-Abgeordnete: „Derzeit ist alles, wirklich alles, noch vollständig offen.“ | Bild: Ingeborg Meier

Was passiert, wenn die Schweizer Seite an der Bahnstrecke kein Interesse hat? Diese Frage beschäftigt Bürgermeister Ralf Baumert. Die Überlegungen, den Abschnitt wiederzubeleben, gehen vom Land Baden-Württemberg aus. Ungefähr die Hälfte der Bahnstrecke verläuft aber auf Schweizer Gebiet. Baumert hat nun jüngst im eidgenössischen Verkehrsministerium die eventuelle Wiederinbetriebnahme zur Sprache gebracht.