Es war einmal, heißt es im Märchen. „So wars früehner amed“, erzählen sich die alten Bohlinger. Beim großen Bänklegespräch im Rahmen der 1250-Jahr-Feier in Bohlingen waren jetzt über 120 Zuhörer dabei, als Zeitzeugen viele interessante Anekdoten aus dem früheren Dorfleben zu erzählen hatten – von den Erinnerungen an den Metzger Baschi bis zum Streit mit den Überlingern.
Alte Tradition wird weiter gepflegt
Zu Zeiten als noch wenige Bohlinger Familien einen Fernseher hatten, saßen die Menschen am Feierabend vor dem Haus auf dem Bänkle und tauschten sich gegenseitig Neuigkeiten des Tages aus. Diese Tradition wird in Bohlingen auch heute noch gepflegt. Wer durch den Ort fährt, sieht vor einem Haus an der Dorfstraße immer Menschen auf dem Bänkle sitzen und sich unterhalten. Im Rahmen der 1250-Jahr-Feier des Singener Ortsteils soll die Ortsgeschichte von Bohlingen an ausgesuchten Orten im Dorf so für die Einwohnerschaft greifbar gemacht werden.

Jüngst kamen nun über 120 Zuhörer zu einem besonderen Bänklegespräch beim Feuerwehrhaus an der Aachbrücke zusammen. Auf dem Bänkle hatten sich Zeitzeugen eingefunden, welche noch viele Anekdoten aus früheren Zeiten kennen.
Unter der Moderation von Manfred Siegwarth vom Kulturforum erzählten die allesamt an die 80 Jahre oder älteren Bohlinger Maria König, Klara Bölli, Richard Schwarz und Bernhard Bruder aus dem einstigen Dorfleben. Die Gäste hörten interessiert zu und mussten über die teils lustigen Begebenheiten herzhaft lachen. So etwa, als der Bäckermeister Richard Schwarz von den Dorforiginalen des Metzger Baschi, vom Sooler Toni und Scheech Mathäs erzählte.
Authentische Erinnerungen im Dialekt
„Als junge Buebe hämmer amed Schlagball oder Räuber und Gendarm g‘spielt und sind am Sunntig nach der kirchlichen Vesper in die Mühle hintere und sind im Sägewerk Rollwägele g‘fahre. Wenn d‘Mühlenbesitzer Riedlinger das sah, hat er amed g‘ruefe: Haued ab oder ich lass eu d‘Ohre schtooh.“ Diese authentischen Erinnerungen an die Jugendzeit und das Strafmaß lang gezogener Ohren des 88-jährigen Richard Schwarz im kernigen Bohlinger Dialekt sorgten für Begeisterung und Freude unter den Zuhörern.
Von der einstigen harten Ernte hatten die Geschwister Maria König (88) und Klara Bölli (85) noch lebhafte Erinnerungen. „Herdöpfel use mache, Dickrüebe putze, Suurkruut i‘mache waren oft Frauenarbeiten. Früener händ se amed gseit, im Oberdorf über der Aach lebed Fraue, im Unterdorf Wiiber“, erzählte Maria König von Kartoffelernte und Sauerkrautzubereitung sowie der früher noch nicht erfolgten Gleichstellung der Frauen.
Aus der Schlossstraße mit früheren Handwerkern des Schmieds und Seilers hatte der 78-jährige Bernhard Bruder Spannendes zu berichten. Die Episode vom Isele Sepp, der beim Fangen einer Ente in die Aach gefallen sei und fortan als „Enten-Sepp“ bezeichnet wurde, sorgte für Gelächter bei den Zuhörern. Diese tatsächlich wahren Ortsbegebenheiten der früheren Bevölkerung sind das Salz in der Suppe und machen die Dorfgeschichte noch greifbarer.
Richard Schwarz hat die vielen Erinnerungen aus den Erzählungen seines Vaters im Gedächtnis behalten, an einer Geschichte war er als Jugendlicher selbst mit beteiligt. „Zur Heuernte wared mir am Sunntig gern uffem Galgenberg obe und händ die Holzgestelle zum Trocknen des Heus auf den Wiesen der Überlinger umg‘worfe. Die Überlinger Kerle händ sich natürlich revanchiert und daraus sind hitzige Gefechte zwischen jungen Bohlingern und Überlingern worre“, berichtete Richard Schwarz schmunzelnd vom Widerstreit der Dorfjugend.